…denn zur March Madness gehört in den USA natürlich auch der Rollstuhlbasketball! Der Spielmodus läuft zwar etwas anders wie bei den sehr bekannten Fußgängerbasketball Collegemeisterschaften, aber da alle Rollstuhlbasketball Meisterschaften zwischen Mitte März und Mitte April ausgespielt werden, geht es da nun auch zur Sache.
Für mich persönlich ging es deshalb zunächst mit unseren Milwaukee Lady Bucks zur letzten Vorbereitung zu einem Turnier in Michigan. Bei fünfstündiger Fahrt war die Anreise bereits am Freitag, dann gab es gleich drei harte Spiele gegen Männerteams am Samstag und ein weiteres am Sonntagmorgen vor der Rückfahrt. So sehen die meisten „Spieltage“ auf Grund der Entfernungen auch aus. Obwohl das Erstliga Team der Mary Free Bed Pacers echt schnell und groß war, konnten wir sie mit dem Damenteam, das neben mir auch mit den amerikanischen Nationalspielerinnen Becca Murray und Desiree Miller bestückt ist, im ersten Spiel gleich 70:61 schlagen. Im Rückspiel am Abend wollten die Pacers jedoch wirklich kein zweites Mal gegen das „Damenteam“ verlieren und konnten insbesondere durch eine verbesserte Trefferquote 75:58 gewinnen. Mit zwei weiteren unangefochtenen 66:34 und 86:54 Siegen, war es eine sehr gute Vorbereitung für unsere Meisterschaft am kommenden Wochenende.
Die Meisterschaft der Damen ist hier ähnlich wie in Deutschland etwas anders wie die meisten… Viele Teams haben Spielerinnen dabei, die von weiter her kommen, weil sich die weibliche Rollstuhlbasketballgemeinschaft leider sehr verteilt. Wir sind eines der wenigen Teams, die dazu aus relativ kleinem Umkreis kommen. Ähnlich einfach sind die meisten Budgets gehalten und deshalb die Voraussetzung zur Teilnahme der Meisterschaft nur die Regel, dass man mindestens vier offizielle Spiele gegen irgendein Team des nationalen Behindertensportverbandes gespielt haben muss. Es kann sich dabei um Collegeteams genauso wie Herren- oder Jugendteams handeln. Deshalb nehmen wir nun an der Meisterschaft als neu gegründetes Team teil, ohne bisher gegen ein einziges Team in unserer Liga gespielt zu haben… Ein sehr merkwürdiges System, was nun auch dazu führt, dass wir als zweit platziertes Team in das Turnier starten, obwohl das ja gar nicht wirklich einzuschätzen ist und die meisten uns eher für den Meisterschaftsfavoriten halten. So oder so, los geht es mit dem ganzen am heutigen Freitag und das Endspiel soll es wohl sogar online im Videolivestream geben. Wer also Lust hat mitzuverfolgen wie es für uns läuft und gegebenenfalls das Finale anschauen möchte schaut am besten im Laufe des Wochenende regelmäßig auf meiner Facebook Seite vorbei.
Zwischenzeitlich ging es letztes Wochenende natürlich auch bei den Collegemeisterschaften gut zur Sache. Nach dem üblichen jährlichen Wettkampf mit allen Mitteln und Protest gegen einen der besten Spieler für das UWW (University of Wisconsin-Whitewater) Herrenteam und abschließendem Beschluss, dass er die Meisterschaft nicht mitspielen darf, ging es mal wieder gut rund. Die gesamte Saison über waren die dominierenden Teams UWW und UTA (University of Texas-Arlington). Bei der Meisterschaft gelang Alabama jedoch eine kleine Überraschung mit einem deutlichen 73:54 Sieg gegen das UTA Team, das übrigens unter anderem durch den deutschen Spieler Jan Gans angeführt wurde. Im Finale ließ Whitewater es sich jedoch nicht nehmen von einer starken Mannschaftsleistung und dem seit Jahren überragenden Spieler der Liga – Derrick Bisnett – zu überzeugen und auch ohne weiteren Leistungsträger die Meisterschaft souverän mit einem Finalsieg von 73:55 zu gewinnen.
Auf Seiten der Damen-College-Liga ging es zunächst im Halbfinale ohne Überraschungen zu, so trafen im Finale U of I (University of Illinois) und UTA aufeinander. Illinois hatte bis dato vier von fünf Begegnungen gewonnen, aber Texas kam mit besonders großer Motivation und besserem Game Plan, sodass insbesondere U.S. Nationalspielerin und Liga MVP Rose Hollerman mit ihren 35 Punkten nichts anbrennen lassen musste. So bleibt U.S. Damen Nationalmannschafts Headcoach Stephanie Wheeler auch nach acht Jahren als Headcoach der Illinois Damen Collegemannschaft noch nicht zu ihrem ersten Meisterschaftstitel und muss nun bei Verlust von vier Leistungsträgerinnen im nächsten Jahr nochmal ganz neu aufbauen.
Außer der kommenden Damenmeisterschaft geht es am 7.-10. April in Louisville, Kentucky mit den Meisterschaften der Championship Division und Division III (die beiden einzigen Herrenligen der NWBA), sowie der drei Nachwuchsligen Varsity (14-18 Jahre und höchstes Niveau), Junior Varsity (14-18 Jahre und niedrigeres Leistungsniveau) und Prep (6-13 Jahre) zur Sache. Insgesamt sind dabei 88 Teams in der gleichen Sportstätte am Start! Das gibt immer einiges an Chaos, aber auch viel zu tun und sehen, also seid gespannt!
Die deutsche Nationalspielerin Mareike Miller (geb. Adermann) ist in ihrer Wahlheimat USA seit dem vergangenen Herbst als Basketball & Marketing Direktor für die Wisconsin Adaptive Sports Association (WASA) tätig. Künftig wird sie für das Rollt.-Magazin direkt aus Milwaukee über ihre Erlebnisse und den Rollstuhlbasketball in den USA berichten. Mehr über ihren neuen Job gibt es hier.