Interview mit Lilly Sellak: “Ich bin immer bereit, etwas dazuzulernen”

Die Nachwuchssportlerin des Jahres 2020 des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband (BVS) Bayern, Lilly Sellak, plaudert im Interview über ihre Einladung zum Selection Camp des Team Germany, den Einfluss von Paralympicssiegerin Gesche Schünemann auf ihre sportliche Entwicklung sowie die Athletin und den Menschen „Lilly“.

 

Lilly, du wurdest jüngst zum Selection Camp der Damen-Nationalmannschaft eingeladen. Wie fühlt sich das an?

Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ich fühle mich natürlich auch sehr geehrt, dass ich nach nur 2,5 Jahren, die ich diese Sportart betreibe, zum Selection Camp der A-Nationalmannschaft eingeladen werde.

 

Was hat Dirk Passiwan dir am Telefon gesagt resp. wie hat er dich informiert?

Ich wurde bereits im Februar zum Individuallehrgang der A-Natio in Tübingen eingeladen. Danach wurde mir dann von Ralf und Dirk gesagt, dass Sie sich freuen, mich beim Selection Camp wiederzusehen. Das wurde aber tatsächlich erst so richtig real, als ich es schwarz auf weiß in der Einladung gelesen habe.

 

Du arbeitest auch viel mit Gesche Schünemann zusammen. Kannst du uns beschrieben, welchen Einfluss sie neben Sebastian Gillsch, Birgit Meitner & Co auf deine sportliche und menschliche Entwicklung hat und hatte?

Direkt nach meiner damaligen Entlassung aus dem Krankenhaus, habe ich Kontakt zu Gesche aufgenommen, und ich habe sie dann im Training bei der BSG Rummelsberg kennengelernt. Schon damals hat sie mir immer gezeigt, wie ich vieles besser machen kann, und sie hat mir jede Menge beigebracht. Gesche war außerdem diejenige, die mich das erste Mal ins Training zum RSV Bayreuth mitgenommen hat. Es macht einfach total Spaß, mit ihr zu spielen und dadurch so viel dazu zu lernen.

 

Wo siehst du deine Stärken als Spielerin?

Ich bin immer bereit, etwas dazuzulernen; kann Tipps und Vorschläge schnell annehmen und diese in mein Spiel integrieren. Außerdem spiele ich immer im Sinne und für den Erfolg der Mannschaft. Und ich denke, dass ich für die vergleichsweise geringe Zeit, die ich den Sport ausübe, schon ganz gut weiß, was passiert und wie etwa Fahrtwege aussehen müssen, um andere Spieler und auch mich in Szene zu setzen bzw. gut zusammenzuspielen.

 

Und wie würdest du dich als Mannschaftskameradin bzw. “Mensch Lilly” beschreiben? 

Ich würde mich als einen sehr offenen und hilfsbereiten Menschen beschreiben, der die eigenen Bedürfnisse immer ziemlich weit hintenanstellt, leider aber auch immer ein wenig zu selbstkritisch ist.

 

Auf deiner Position bzw. mit einer 3,5-Punkte-Klassifizierung treten auch Lisa Bergenthal und Svenja Erni an, die beide schon auf großen Turnieren gespielt haben. Wo siehst du die Unterschiede in der jeweiligen Spielweise?

Ich würde behauten, dass man die beiden überhaupt nicht miteinander vergleichen kann, da beide ziemlich verschiedene Spielweisen haben. Svenja überzeugt eher mit ihrer Geschwindigkeit im Spiel wohingegen Lisa mehr Verantwortung auf dem Feld übernehmen kann und das große Ganze im Blick behält.

 

Ich erlebe dich immer als sehr motiviert und fokussiert. Woher ziehst du die Energie und Kraft? Beziehungsweise was ist dein großes Ziel?

Auf jeden Fall durch den Rückhalt von Familie und Freunden, die immer hinter mir stehen und mich bei jeder Entscheidung unterstützen. Mein großes Ziel in sportlicher Hinsicht ist eines Tages die Teilnahme bei den Paralympics. Abseits vom Feld natürlich Studium, Karriere und Familie.

 


Entwicklungsstützen für Lilly Sellak: Birgit Meitner & Gesche Schünemann


 

Was wolltest du Gesche, Sebastian, Birgit & Co. schon immer mal öffentlich sagen?

Ohne euch drei wäre ich jetzt niemals an dem Punkt, an dem ich heute bin und dafür bin ich euch wirklich zutiefst dankbar. Die Bereitstellung, jedem einzelnen Spieler zu seinem bestmöglichen zu verhelfen, schätze ich sehr, genauso wie die Bereitschaft, alles an Zeit und Energie in die ganze Organisation und Planung zu stecken. Wir alle können uns wirklich mehr als geehrt fühlen, euch unsere Coaches nennen zu dürfen

 

Zum Abschluss möchte ich dich noch bitten, den folgenden Satz zu vervollständigen: Das Selection-Camp in Lobbach war dann für mich erfolgreich, wenn …

… ich viel Neues gelernt habe, neue Bekanntschaften gemacht habe und viele schöne Erinnerungen gesammelt habe.

 

Danke für das Interview, Lilly.

 

Interview: Martin Schenk | Foto: Uli Gasper

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