Frank Oehme – Weggefährten-Geschichten zum Abschied

Im Alter von 38 Jahren sagt Lowpointer, Ex-Nationalspieler und Zwickauer Urgestein Frank Oehme leise Adieu. Zum sportlichen Abschied haben wir uns bei aktuellen und ehemaligen Weggefährten des 1,0-Punkte-Mannes umgehört, was sie über die gemeinsame Zeit zu sagen haben. Sämtliche Geschichten, gemeinsame Erlebnisse und witzige Erinnerungen von und mit Frank Oehme haben wir für euch zusammengetragen. Doch lest selbst und erfahrt mehr über den Zwickauer “Francesco Totti”, dessen “Fair-play-Aura” und ein übles “Münchner Veilchen”.

 

Marco Förster (Headcoach RB Zwickau e. V.): „Es gibt natürlich viele Geschichten und Erlebnisse, die ich mit Frank verbinde, aber eine Story geht mir immer wieder durch den Kopf. Wir spielten 2018 oder 2019 in München, als Frank Mitte des Spiels einen Schlag auf die linke Stirn bzw. Augenbraue bekam. Wir haben die Stelle kurz gekühlt, aber die Schwellung blieb. So wie dies manchmal beim Boxen in der 6. oder 7. Runde zu beobachten ist. Er hat durchgespielt und die Schwellung wurde immer größer. Nach dem Match, im Bus, sah er aus wie nach einem 12-Runden-Fight. Sein Veilchen wies sämtliche Farbspektren von Dunkelblau bis Grün auf. Wir haben dann an einer Tankstelle 5 kg Crushed Ice gekauft und seine Beule die ganze Fahrt gekühlt. Eigentlich wollte er nach unserer Ankunft in Zwickau direkt nach Hause, aber wir entschieden uns dann dazu, doch in die Klinik zu fahren. Dort haben wir, glaub ich, bis 4:00 Uhr morgens gewartet, ehe sich ein Spezialist seines Veilchens annahm. Das Ende vom Lied war, dass Frank eine Blutgerinnungsstörung entwickelte und am nächsten Tag sogar stationär aufgenommen werden musste. Das Ganze hatte natürlich auch leicht komödiantische Züge, aber froh bin ich dennoch, das am Ende alles gut verlief.

Was den Rollstuhlbasketball betrifft, so hat Frank mich von Anfang an begleitet. Dies sind mittlerweile 8 Jahre. Wir haben in dieser Zeit wirklich sehr viel erlebt, und es freut mich sehr, dass unsere gemeinsame Zeit weitergeht, denn Franky bleibt uns weiterhin erhalten, jedoch in einer anderen Funktion.“

 

Mehmet Hayirli (Österreichischer Nationalspieler): “Wenn ich Franky mit einem Wort beschreiben müsste, wäre das: Teamplayer. Er hat immer alles für das Team gegeben, ohne jemals auch nur in irgendeiner Form negativ zu sein. Unser Sport lebt ja von Statistiken, aber Spieler wie Franky sind der Kitt für das Teamgefüge. Abseits des Spielfeldes, hatten wir auch die ein oder andere epische Party gemeinsam, aber die Details heben wir für ein anderes Jubiläum in ein paar Jahrzehnten auf. Lieber Franky, es war mir ein besonderes Vergnügen den Court mit dir zu teilen, und ich wünsche dir alles Gute für deinen weiteren Weg.”

 

Günther Mayer (Co-Trainer RSV Lahn-Dill): „Ich habe viele Jahre mit Franky zusammen in Zwickau gespielt. Er war für mich anfangs so etwas wie ein “Ghost”, da er aufgrund seines Jobs und eigener Wohnung außerhalb der “Spieler-Wohnanlage” weniger Zeit off the court hatte. Außer der Trainingseinheiten und der Spiele gab es zu dieser Zeit wenig Schnittmengen. Das änderte sich, als er eine Wohnung in unserer Spieler-Wohnanlage bezog. Er war in der Folgezeit unser wichtigster Mann, weil er der “Internet-Dealer” des gesamten Teams war. Franky war in puncto Computer der Spezialist im Team und somit ein gefragter Mann. Sportlich hat er eine großartige Entwicklung vollzogen. Er kann mit Stolz auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken. Franky ist einfach ein Mann von Welt, er weiß, wie man das Leben lebt. Er ist ein schlaues Köpfchen. Es hat immer Spaß gemacht mit ihm auch abseits des Feldes über die schönen Dinge des Lebens zu reden. Ich habe dies immer sehr genossen.“

 

Nicolai Zeltinger (Bundestrainer Herren): „Frank blickt auf eine großartige Karriere zurück. Er ist ein großer Kämpfer und trägt das Herz am richtigen Fleck. Er trug spät in seiner Karriere, in den Jahren 2017 und 2018, das Trikot der Nationalmannschaft. Frank hat uns mit seiner Einstellung auf- und abseits des Feldes sehr begeistert. Er ist ein sehr harter Verteidiger, der jedem Gegner einen großen Kampf bietet. Darüber hinaus hat er es verstanden, den Charakter des Teams mitzuprägen. Er lebt den Teamsport und stellt die Mannschaft immer vor alles andere. Er sucht nicht nach Ausreden, sondern versucht immer an seinen Schwächen zu arbeiten. Dies ist einfach vorbildlich. Auch in den Jahren als Zwickau und der RSV Lahn-Dill ihre großen und intensiven Duelle austrugen, war er stets mit dabei. Ich erinnere mich daran, wie sehr die Zwickauer Fans Frank verehrt und gefeiert haben, und ich glaube, das tun sie immer noch. Ich bin froh und freue mich für ihn, dass es ihm mit seiner Entscheidung, seine Karriere zu beenden, gut geht. Ich hege die große Hoffnung, dass er nach dem Ende seiner leistungssportlichen Karriere in seiner „neuen“ Heimat Dresden, das Rollstuhlbasketball-Feuer wieder entfachen kann. Er hat mir auf jeden Fall zugesagt, dass er seine Kontakte in der Stadt nutzen möchte. Auch das ist Frank. Immer hilfsbereit.“

 

Daniel Gehse (RB Zwickau e. V.): „Wir hatten eine sehr schöne Zeit zusammen in Zwickau, und zwar mit vielen Höhepunkten als auch einigen Tiefpunkten. Er wird für mich immer als unser „kleiner Sunnyboy“ in Erinnerung bleiben. Deswegen ist er bei manchen Mitspielern auch als „Francesco Totti“ bekannt (grinst). Er ist ein Sportler, der mit seinem Basketballsachverstand, aber auch aufgrund seiner lockeren Art und Weise, wesentlich zum Erfolg in Zwickau – auf und neben dem Platz – beigetragen hat. Ich wünsche ihm alles erdenklich Gute für seine Zukunft abseits des Basketballfeldes und dass er sich einfach seine natürlich lockere Art behält. Dies, so bin ich mir sicher, wird ihm auch in Zukunft weitere Türen öffnen. Mich hat immer beeindruckt, wie er trotz seines Jobs und allen anderen Verpflichtungen, es immer hinbekommen hat, zum Erfolg der Mannschaft beizutragen, und zwar auf unterschiedliche Art und Weise. Ich kenne nicht viele, die es wie Frank geschafft haben, die Balance zwischen Sport auf der einen und Beruf und Privatleben auf der anderen Seite, zu managen. Chapeau bzw. Hut ab!

 


Gut gelaunt und brüderlich vereint: Daniel Gehse und Teamkamerad Frank Oehme – Foto: Bert Harzer (www.fotoharzer.de)


 

Jan Haller (Kapitän Team Germany): „Franky und mich verbinden am engsten die zwei Sommer 2017 und 2018. In diesen Jahren haben wir zusammen für die Nationalmannschaft gespielt. Insbesondere die EM 2017 in Teneriffa, seine erste, gehört zu meinen persönlichen Highlights, und Frank hat damals eine wichtige Rolle gespielt. Ich habe ihn als tollen und sehr humorvollen Menschen sowie als absoluten Teamplayer in Erinnerung. Außerdem als jemanden, mit dem man auch abseits des Basketballcourts gute und lustige Gespräche führen kann. Zudem steht Frank für mich für den Rollstuhlbasketball in Zwickau. Ich weiß nicht, ob er jemals woanders gespielt hat, aber gefühlt war er noch nie weg.  Lieber Franky, ich wünsche Dir für die Zeit nach dem Basketball nur das Beste und hoffe, dass du dem Sport auch nach der aktiven Zeit irgendwie erhalten bleibst. Außerdem würde ich mich freuen, mal wieder ein Bierchen mit dir zu trinken (grinst).“

 

Sebastian Magenheim (Ex-Nationalspieler): „Franky war stets ein sehr vorbildlicher Sportsmann. Sowohl als Gegner als auch als Mannschaftskamerad. Er hat stets Ruhe und „Fair play“ ausgestrahlt. Oder um es ein wenig plastischer zu formulieren: Er ist nur wirklich dann zum Schiedsrichter gefahren, wenn es einen triftigen Grund gab – und dies hat er ganz selten getan. Als 1,0-Punkte-Spieler war er stets eine Bank. Als Gegner hieß es für mich immer: Franky darfst du nicht fahren lassen, wie manch andere Lowpointer. Er bereitet einem „Probleme“, der sealt auf der anderen Seite oder trifft seine Würfe. Alles in allem, um es in einen knackige Satz zu packen: Toller Sportsmann mit Fair-play-Aura und Qualitäten auf und neben dem Court.“

 

Was Frank Oehme zu seinem Abschied zu sagen hat, hat er uns via Textnachricht wissen lassen: “Eine WhatsApp an … Frank Oehme”

Wie wir Frank im Jahr 2017 gesehen haben, gibt’s im Artikel “Der unsichtbare Team-Wächter” nachzulesen.

 

Text: Martin Schenk | Fotos: Bert Harzer (www.fotoharzer.de)

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