Cassandras Plaudercouch | Interview mit Hubert Hager

Der österreichische Nationalspieler Hubert „Hubsi“ Hager spricht auf Cassandras Plaudercouch über die in der Rollstuhlbasketball-Szene bekannten Wodkamelonen des Team Austria, ausbleibenden Muskelkater und liebevolle Begegnungen in Rio.

 

Du warst 2016 in Rio de Janeiro in einem Camp mit sechs weiteren Jugendlichen. Das Motto hieß ,,Jungend trainiert für Olympia‘‘. Wie sah der Tagesablauf aus?

„Die zwei Wochen in Rio waren mehr oder weniger schon ziemlich durchgeplant. Natürlich stand auch Sightseeing auf der Liste. Aber die meiste Zeit verbrachten wir im Olympischen Dorf und im Österreich-Haus, wo wir auch mal einen Treffen mit den deutschen Jugendcamp-Teilnehmern und -Teilnehmerinnen hatten. Wir haben auch versucht, von jeder interessanten Disziplin, so auch vom Rollstuhlbasketball, ein paar Eindrücke zu sammeln und Olympische Luft zu schnuppern.“

 

Was war dein schönstes Erlebnis?

„Das hatte ich außerhalb des Sports, da ich in Rio meine jetzige Freundin kennen und lieben gelernt habe. Somit bin ich nicht nur mit tollen Eindrücken aus Rio zurückgekommen, sondern habe auch meine Freundin gefunden. Da wir beide auch in Wien wohnten, stand einer Beziehung also nichts mehr im Wege.“

 

Im vergangenen Jahr fand die Europameisterschaft in Polen statt. Mit dem österreichischen Team warst du dabei. Wo hast du dich neben der Spiele und dem Training rumgetrieben?

„Neben der Spiele haben wir natürlich unsere täglichen Mentalcoaching-Einheiten abgehalten und versucht, uns immer wieder neu auf den Gegner vorzubereiten. Wir haben aber auch so eine Art Tradition im Nationalteam. Zu Beginn des Turniers kaufen wir eine Wassermelon, stecken Wodkaflaschen hinein und machen uns somit eine Wodkamelone (lacht). Je nachdem wie die EM ausgeht, haben wir immer einen Grund zum Feiern.“

 

Und abseits des Courts?

„Wenn kein Spiele anstand, trieb ich mich in den Supermärkten Walbrzychs herum, um das perfekte Exemplar einer Wassermelone zu finden (grinst).“

 

Bevor du zu den RSB Thuringia Bulls kamst, standest du im Aufgebot zweier Mannschaften. Einmal bei den Sabres Ulm und in der RBBL1 bei den RBB München Iguanas. Wie hast du eigentlich die Trainingszeiten bzw. -einheiten der beiden Vereine unter einen Hut gebracht?

„Damals wohnte ich noch in Ulm. Somit war ich öfter in Ulm im Training, als ich es in München war. Wenn aber ein Spiel mit den Iguanas anstand, versuchte ich meistens am Donnerstag und Freitag im Training in München dabei zu sein, was ohne die tolle Gastfreundschaft meiner ehemaligen Teamkollegen in München übrigens nicht möglich gewesen wäre.“

 

Du wurdest am 2. Oktober 2019 in der Kategorie: Behindertensportler des Jahres im Wiener Rathaus geehrt. Wie wurdest du nach diesem Tag von den Leuten wahrgenommen?

„Das war eine sehr große Ehrung für mich. Und ich erfuhr auch viel Lob von etlichen Seiten. Eine veränderte Wahrnehmung meiner Person ist mir nicht wirklich aufgefallen.“

 

Wo und mit wem hast du den Jahreswechsel verbracht?

„An Silvester jobbte ich am Wiener Rathausplatz als Security, und so konnte ich ein tolles Feuerwerk beobachten. Zusätzlich war ich noch von allen Personen umgeben, die mir wichtig sind, wie meinen Eltern und meiner Freundin.“

 

Du bist jetzt ganz zu den RSB Thuringia Bulls gewechselt. Wie hat sich dein Leben sportlich und privat verändert?

„Vor dem Wechsel bin ich noch circa alle 2 – 3 Wochen nach Wien gefahren. In dieser Hinsicht hat sich geändert, dass ich meine Familie weniger sehe, als dies vorher der Fall war. In sportlicher Hinsicht ist natürlich das Level beim Training und die Intensität gestiegen, und ich merke auch schon erste Verbesserungen in meiner Athletik. Unabhängig davon ist der eigentlich erwartete dauerhafte Muskelkater ausgeblieben (grinst).

 

Vorher hast du in Österreich gelebt, jetzt lebst du in Deutschland. Was ist anders in Deutschland als in Österreich?

„Ich merke manchmal, dass ich einen doch sehr prägnanten Dialekt habe. Dies führt dazu, dass ich manchmal Sätze oder Wörter wiederholen muss. Noch mehr fällt mir jedoch doch der Unterschied zwischen Osten und Westen auf.“

 

Danke für deine Zeit, Hubert.

 

Interview & Foto: Cassandra Rüger

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