Wetzlar: Bitteres Déjà-vu für Mainhatten Skywheelers

RSV Lahn-Dill toppt historisches Spiel des Vorjahres | Am 20. Januar 2013 schrieb das damals 36. Hessenderby zwischen dem RSV Lahn-Dill und den Mainhatten Skywheelers Geschichte, als die Wetzlarer Rollis einen 7:31-Rückstand sensationell in einen 72:65-Erfolg drehen konnten. Fast exakt ein Jahr danach erlebten die Frankfurter am Samstagabend in Wetzlar ihr bitteres Déjà-vu, als sie zur Pause bereits vorentscheidend mit 18 Punkten führten, ehe ihnen dieser Coup beim 78:68 (13:22/30:48/53:58)-Heimsieg des RSV Lahn-Dill erneut aus den Händen glitt.

Bis zum 13:10 (7.) wurde das diesjährige Hessenderby zwar traditionell emotional und intensiv geführt, verlief bis dato aber in ruhigen Bahnen. In den folgenden zwölf Spielminuten jedoch führte der Tabellensechste aus Frankfurt den bisher ungeschlagenen Ligaprimus in dessen eigener Halle förmlich vor und ließ egal aus welcher Position, egal aus welcher Distanz alles in die RSV-Reuse einschweben, was sich auch immer dieser näherte. „Natürlich waren wir durch die beiden frühen Fouls von Steve Serio zum Rotieren gezwungen und ein wenig gehandicapt, doch taktisch wie kämpferisch war dies natürlich auch eine exzellente Leistung der Skywheelers“,zollte RSV-Trainer Nicolai Zeltinger dem Gast gleichermaßen Respekt wie er überrascht gewesen sein dürfte, dass sein Team immer höher in Rückstand geriet. So kassierte die beste Verteidigung der Liga Punkt für Punkt, lag in der 19. Spielminute mit 25:44 in Rückstand und hatte zur Halbzeitsirene auch für die Zuschauer unfassbare 48 Zähler einstecken müssen.

Dennoch spricht es für das Selbstbewusstsein des RSV Lahn-Dill, dass zur Pause kein einziger Akteur den Kopf in den Sand steckte, sondern trotz der vermeintlichen Vorentscheidung mental stabil wirkte. „Wir wussten natürlich nicht, ob uns das sportliche Wunder des Vorjahres noch einmal gelingen konnte, aber wir wussten auf welchem Weg wir es schaffen konnten“, beschreibt Zeltinger die Situation in der Halbzeitpause. Ähnlich dürfte es auf Frankfurter Seite ausgesehen haben, denen der entglittene Coup aus dem Vorjahr natürlich ebenso präsent war, wie den Hausherren.

Und dennoch kam es nach dem Seitenwechsel zur Duplizität der Ereignisse und der Gast aus der Mainmetropole erlebte sein persönliches Déjà-vu. Angeführt von einem nun überragenden Kapitän Michael Paye holte sich der RSV Lahn-Dill nach einem 13:2-Blitzstart zum 43:50-Anschluss (25.) zunächst die nötige Zuversicht eine eigentlich unmögliche Wende dennoch herbeizuführen. Gleichzeitig merkte man den Aktionen der Gäste an, dass sie von Minute zu Minute mental realisierten, dass ihnen das gleiche Schicksal wie im Vorjahr durchaus noch einmal widerfahren könnte. Und genau dies war der psychologische und eigentliche Knackpunkt der Partie.

Dies spürten auch die rund 900 Besucher in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle, die nun einem Hexenkessel glich. „Das Schöne ist, dass gerade unsere Zuschauer so etwas viel früher spüren und einem signalisieren, als es der Spielstand auf der Anzeigentafel auszusagen vermag“, freute sich Nicolai Zeltinger über sich anbahnende erneute spektakuläre Wende in einem Hessenderby. Doch noch wehrte sich der Gast zumindest kämpferisch und hatte nach ausgelassenen Freiwurfchancen durch den RSV zunächst wieder mit 58:48 (28.) die Nase deutlicher vorne.

Doch die Wende war spielerisch, taktisch und mental letztendlich bereits vollzogen, auch wenn erst in der 34. Spielminute nach einer starken Phase von Thomas Böhme und einem Drei-Punkte-Spiel von Center Dirk Köhler der viel umjubelte erste Ausgleich seit dem ersten Spielviertel gelang. Bis zum 68:66 (38.) durch Steve Serio blieb es spannend, ehe ein so genanntes „Unsportliche Foul“ die auch faktische Entscheidung brachte. Frankfurts Nationalspieler Lars Lehmann stoppte dabei ohne Chance auf den Ball den zum Fastbreak startenden Serio und musste mit seinem fünften Foul vom Feld. Zwei sicher verwandelte Freiwürfe des US-Amerikaners sowie ein weiter Korberfolg durch Routinier Köhler nach dem sich obligatorisch anschließenden Ballbesitz führten 78 Sekunden vor dem Ende zum 72:66 aus Sicht des nun nicht mehr zu stoppenden RSV Lahn-Dill.

Mit dieser erneut sportlich nahezu unfassbaren Wende nach der Pause setzte der, nun weiterhin verlustpunktfreie Ligaprimus der RBBL, dem Vorjahres-Derby noch einmal die Krone auf und bewegte die Zuschauer zu Standing Ovations bereits vor der Schlusssirene. „So fantastisch dieser Sieg auch war, wie müssen attestierten, dass die Konkurrenz in Richtung der ersten Saisonentscheidungen mehr und mehr aufholt und ihr Potenzial ausschöpft. Dies sollte uns Warnung, aber auch mentale Bestätigung zugleich sein“, so das Fazit des RSV-Trainers nach einem erneut verrückten Spiel gegen die Mainhatten Skywheelers. Bereits am kommenden Samstag empfängt der RSV Lahn-Dill mit den BG Baskets Hamburg das zweite Team binnen sieben Tagen in Wetzlar.

Lahn-Dill: Michael Paye (32/2 Dreier), Thomas Böhme (22), Steve Serio (15), Dirk Köhler (5), Joe Bestwick (4), Annabel Breuer, Jan Haller, Björn Lohmann, Christopher Huber (n.e.), Felix Schell (n.e.), Marco Zwerger (n.e.).

Frankfurt: Sebastian Magenheim (22), Johannes Hengst (16), Lars Lehmann (13), Sebastian Wolk (9), Anna-Maria Müller (4), Anne Brießmann (2), Andi Kress (2), Maria Kühn, Sven Diedrich (n.e.), Tim Diedrich (n.e.).

PM: RSV Lahn-Dill

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