Die Herren des Team Germany mussten im WM-Viertelfinale gegen den Iran mit 68:70 die “Medaillen-Segel” streichen. Wir haben uns in der Community umgehört, wie sie das Viertelfinal-Aus der “Zeltinger-Jungs” beurteilen.

 

Benjamin Ryklin (RBB München Iguanas): „Ich denke, die Jungs haben die für ein solches Spiel sehr wichtigen Emotionen, zu spät geweckt. Insbesondere nach einer eher leichten Vorrunde. Sie sind zu spät ins Spiel gekommen. Hier hatte der Iran klar die bessere Vorbereitung im Turnier. Trotzdem: Auf Weltturnieren fühlt sich der Fan leider wie in einer Endlosschleife. Mir tut es für die langsam älter werdenden Jungs unheimlich leid, dass sie sich nicht für ihren jahrzehntelangen Einsatz belohnen können. Was mich vor dem Spiel nervös gemacht hat, ist, dass eine in der Vorrunde funktionierendes Line-up mit Matze und Tobi für ein solch wichtigstes Spiel gebrochen wurde. Ich hatte das Gefühl, dass Alex von der Bank mit seiner Rolle gut umgeht. Er, gemeinsam mit den anderen Jungs, eine Schippe draufpacken kann, wenn sie von der Bank kommen. Dies schien in der kurzen Vorbereitung gut zu funktionieren. Man kann durchaus von Verunsicherung reden, wenn das System geändert wird, das jeder in kurzer Zeit verinnerlicht hat. Ich persönlich würde im Turnier immer auf ein Starting-Line-up setzen, um Sicherheit zu schaffen – egal ob es gegen die “Fidschi-Inseln” oder die Besten der Besten geht. Das Spiel ist weitaus größer, um daran die Niederlage festzumachen. Die Leistung rein an den Ergebnissen festzumachen bzw. zu urteilen, ist als Zuschauer immer einfach. Dennoch muss sich das Team dieser Situation jetzt stellen und sich gebührend verabschieden. Die EM steht vor der Tür. Ebenso die Qualifikation für Paris. Der Schalter muss jetzt umgehend wieder auf Vollgas umgelegt werden. Meine Daumen sind gedrückt.“

 

Sebastian Gillsch (Bayerischer Landestrainer): „Leider haben unsere Burschen die vorhandenen PS heute erst zu spät aufs Parkett gebracht. Zu Beginn des Spiels sind die Würfe nicht gefallen. Wenngleich es am Ende nicht ganz gereicht hat den Rückstand zu egalisieren, haben die Jungs sich stark zurückgekämpft und Teamgeist bewiesen.“

 

Mirko Korder (Rhine River Rhinos): „Es schmerzt zutiefst, erneut zu erleben, wie unser Team Germany der Herren knapp vor den Medaillenplätzen ausscheidet. Wer das unermüdliche Engagement, die unbeugsame Hingabe und den starken Geist dieser Athleten kennt, weiß, wie sehr sie es verdient hätten, endlich eine Medaille zu ergattern. Besonders bitter ist dabei die Erkenntnis, dass eine Sportlerkarriere naturgemäß zeitlich begrenzt ist. Doch trotz allem definieren uns unsere Niederlagen nicht. Was uns auszeichnet, ist, dass wir immer wieder aufstehen, uns neu orientieren und mit unerschütterlicher Entschlossenheit weitermachen. Ganz RBB-Deutschland steht hinter jedem einzelnen unserer Athleten, und wir alle wissen, was diese Jungs eigentlich draufhaben. Zudem möchte ich hervorheben, dass sich die Spieler hoffentlich nicht mit Vorwürfen belasten. Aus meiner Sicht wurde hier nichts falsch gemacht. Wir haben Athleten in unseren Reihen, die Verantwortung übernommen haben, in Situationen, in denen man erstmal den Mut dafür aufbringen muss. Diese Spieler sind unglaublich wichtig für ein Team. Ein vergebener Korbleger entscheidet zwar rein numerisch vielleicht mal ein Spiel, aber gewonnen oder verloren wird immer als ganze Mannschaft und über die gesamte Spielzeit. Abschließend bleibt für den Moment nichts weiter als das Viertelfinale gedanklich abzuhaken und morgen, in den Überkreuzspielen, nochmal alles zu geben.“

 

Gesche Schünemann (Ex-Nationalspielerin): „Schade. Es war viel mehr drin für die Herren. Nach dem guten Start in die WM und überzeugenden Auftritten, sind wir wieder im Viertelfinale gescheitert. Ich hatte das Gefühl, die Jungs haben sich, vor allem in der 1. Halbzeit, selbst geschlagen. Die Angst vor dem wiederholten Verlieren in einem wichtigen Spiel bei einer großen Meisterschaft war zu groß. Zudem haben mir heute die Emotionen vom gesamten Team gefehlt. Aber genau diese sind so wichtig, um sich aus dem Loch, was man sich selbst gebuddelt hat, wieder raus zu kämpfen.“

 

Marcel Fedde (BBC Münsterland): „Wenn ein Team zwei von 17 Dreiern trifft, kann es eigentlich nicht gewinnen. Umso erstaunlicher war für mich, dass sie dennoch drangeblieben sind. Die Mannschaft hat Herz gezeigt. Am Ende waren es die ein, zwei Körbe, die die Mannschaft hat liegenlassen, die den Ausschlag gegeben haben. Triffst du besser, nimmt das Match einen anderen Verlauf. Ich hatte auch leichte Bedenken, da der Iran der deutschen Mannschaft als Gegner nicht liegt. Die Anfangsphase wurde verpennt und das Kollektiv hat zu spät seinen Rhythmus gefunden. Der Iran war definitiv schlagbar und eine Medaille machbar. Ich könnte jetzt auch spekulieren, ob die relativ leichte Vorrundengruppe ebenfalls einen Beitrag geleistet hat. Wie dem auch sei, es ist einfach schade.“

 

Stimmensammler: Martin Schenk | Foto: Hannah Schrauth

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