Interview mit Ronny Berger: “Spieler, die zu uns kommen, fühlen sich schnell aufgenommen”

Der Macher der Hot Rolling Bears Essen, Ronny Berger, spricht im Rollt.-Interview über die Voraussetzungen eines Starts in Liga eins, eine enttäuschende BVV und die bärigen Pläne sowie die Philosophie in Essen.

Ronny, die Hot Rolling Bears haben eine starke Hauptrunde in der 2. RBBL aufs Parkett gelegt. Was waren für dich die ausschlaggebenden Faktoren für den erfolgreichen Saisonverlauf?

Nachdem wir in der vergangenen Saison erst am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt sichern konnten, war uns allen klar, dass wir uns in vielen Bereichen neu aufstellen müssen.

Wo zum Beispiel?

Sehr wichtig war, dass sich Spielertrainer Markus Pungercar entschieden hat, nur noch als Trainer zu arbeiten, um sich zu 100 Prozent auf die Entwicklung der Mannschaft zu konzentrieren. Zudem ist es uns gelungen, fast alle Spieler zu halten und uns passgenau zu verstärken. Mit unseren Neuzugängen Steffen Rundholz und dem niederländischen U23-Nationalspieler Walter Vlaanderen sind wir unter den Brettern jetzt einfach viel präsenter und flexibler.

In den Playoffs geht es nun gegen die Lahn-Dill Skywheelers. Was ist eure Marschroute?

Wir wollen uns gut auf die Begegnungen vorbereiten und werden alles daran setzen zwei Spiele zu gewinnen.

Kümmerer in Essen: Ronny Berger

Was muss passieren, dass ihr euch nächstes Jahr auf das Abenteuer 1. RBBL einlasst? Und zwar: Wenn ihr euch sportlich qualifiziert? Wenn ihr als Nachrücker gefragt werden würdet?

Eigentlich sehr einfach zu beantworten, wir müssen die Lahn-Dill Skywheelers bezwingen. Wir haben unsere Hausaufgaben im wirtschaftlichen Bereich gemacht und sind noch mit weiteren Partnern in guten Gesprächen. Über das “Was-Wäre-Wenn”, können wir dann nach den Spielen reden.

Andere Klubs haben in offiziellen Vereinsmitteilungen über mögliche Aufstiegs- und Abstiegskonstellationen philosophiert. Dabei wurden Aussagen getätigt, ohne Quellen zu nennen. Wie wertest du das?

Wir waren schon sehr verärgert über das, was wir da gelesen haben. Klar können wir die Vereine verstehen, die alles probieren, um nicht abzusteigen. Doch war uns die ganze Diskussion zu sehr auf die Skywheelers fokussiert. Sie machen das, wenn das passiert, oder das oder das oder dieses oder jenes. Die Spiele sind nicht gespielt und das Fell des Bären nicht verteilt. Wir möchten die Antwort  auf dem Feld geben.

Was sind – unabhängig vom Status quo – die “bärigen Pläne” für die Zukunft? 

In den vergangenen Jahren ist schon sehr viel um und mit dem Verein passiert. Wir konnten uns professioneller aufstellen und es ist uns gelungen, auch auf der wirtschaftlichen Seite gute Weichen für die Zukunft zu stellen. Doch wissen wir, dass wir in vielen Bereichen noch am Anfang stehen.

Das heißt?

Wir wollen, in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Essen, die Hallensituation verbessern und weitere Trainingsmöglichkeiten schaffen. Als wichtigste Aufgabe steht dabei die Nachwuchsarbeit noch mehr im Vordergrund als bisher. Die erste Mannschaft in der 1. oder 2. Bundesliga und die zweite in der Landesliga ist sportlich gesehen nicht optimal. Hier müssen wir näher zusammenrücken.

Beschreibe Außenstehenden doch mal kurz eure Vereinsphilosophie? Worauf legt ihr Wert?

Viele Spieler, die für uns gespielt haben oder spielen, sagen immer es ist die “Bears-Family”, die den Verein einzigartig macht. Spieler, die zu uns kommen, fühlen sich schnell aufgenommen und werden auch außerhalb des Spielfeldes von uns gefördert und unterstützt. Gleiches gilt für Fans und Helfer. Das ist das, was wir uns seit unserer Gründung auf die Fahne schreiben. Wir sind nicht in der Lage horrende Summen für Spieler auszugeben, doch wer sich bei uns engagiert, ist von Anfang an Teil der Bären-Familie.

Wie siehst du die aktuelle Situation des Rollstuhlbasketballs hierzulande? Was müsste deiner Meinung nach passieren, dass sich der Sport noch
besser entwickelt?

Sicherlich haben wir eine der stärksten, wenn nicht die stärkste Liga der Welt. Doch damit ist nur die 1. Bundesliga gemeint. Es fehlt uns seit Jahren eine gute Struktur darunter. Viele der Zweitligisten werden von Ehrenamtlichen geführt. Ich glaube, dass sich die RBBL auf einem guten, aber steinigen Weg befindet. Der Sport kann und wird sich erst dann weiterentwickeln, wenn es gelingt, eine breitere Öffentlichkeit anzusprechen und die Vereine finanziell davon profitieren, zum Beispiel durch einen Ligasponsor.

Wie beurteilst du als Vereinschef die aktuelle Arbeit des Verbandes und der Fachbereichskommissionen? Und was ist deine Erwartungshaltung an die Zukunft?

Die BVV war für mich schon sehr enttäuschend. Da geht eine Ära zu Ende und ein neues Team wird vorgestellt und gewählt, doch nur cirka 30 Vereine sind vor Ort. Wir brauchen eine starke Führung, die die begonnene Arbeit fortsetzt und neue Möglichkeiten entwickelt. Ich hoffe, dass es die Richtigen sind, doch kann man das jetzt noch nicht beurteilen, da sie sich erst am Anfang befinden.

Bitte vervollständige zum Anschluss noch den folgenden Satz: Die Saison 2018/2019 der Hot Rolling Bears wird in der nächsten Vereinschronik mit folgendem Satz beschrieben:

“Wie Phönix aus der Asche” – Hot Rolling Bears beenden phantastische Saison mit dem Aufstieg in die 1. Bundesliga.

Ronny, vielen Dank für deine Zeit.

Interview: Martin Schenk | Foto: Hot Rolling Bears – Martin Baier

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