Interview mit Catharina Weiß: „Bleib dir selbst immer treu.“

Catharina Weiß: Wortführerin und „Verantwortungsübernehmerin“ in der U25-Nationalmannschaft sowie feste Größe in der Rotation der A-Damen.  Im Rollt.-Interview spricht die 19-Jährige ausführlich über die gesammelten Erfahrung bei der U25-WM in Thailand,  die Notwendigkeit auch mal den Mund aufzumachen und ihre nächste Rollstuhlbasketball-Station.

 

Catha, du bist jüngst von der U25-Weltmeisterschaft mit dem fünften Platz in der Tasche und einer Berufung ins All-Star-Team zurückgekerht. Wie fällt dein Fazit aus?

„Zum einem haben wir als Team spielerisch eine beeindruckende Entwicklung genommen. Wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert. Mit dem Japan-Spiel haben wir über fast eine ganze Partie wirklich gut gespielt. Und in unserem letzten Match um Platz fünf, haben wir ein ganzes Spiel richtig gut agiert. Ich denke, dass wir uns das vor Augen halten sollten, dass wir nur stärker werden können, durch ein Spiel, wie es das Viertelfinale eines war.“

 

Trotzdem schmerzen Niederlagen, oder?

„Knappe Niederlagen sind im ersten Moment, und auch noch Tage später, heftig, doch wenn man sich eine gewisse Zeit später darüber Gedenken macht, können sie einen nur stärker machen und motivieren, damit man beim nächsten Mal keine knappe Niederlage einsteckt, sondern als Sieger vom Platz geht.

 

Und ihr als Kollektiv seid gewachsen?

„Ja, zusätzlich zu der spielerischen Entwicklung gab es als Mannschaft noch die Entwicklung als Team neben dem Platz. Wir sind mit dem Turnierverlauf mehr und mehr als Team zusammengewachsen. Das Gefühl ist einfach schön.“

 

Und deine ganz persönliche Gefühlslage nach Thailand?

„Meine persönliche Gefühlslage nach dem Turnier lässt sich so beschreiben, dass ich gelernt habe, mit so viel Verantwortung umzugehen. Ich habe in jedem Spiel versucht, viel Verantwortung zu übernehmen, was nicht immer einfach war. Und funktioniert hat es auch nicht immer so gut. Neben der Verantwortung habe ich versucht, Sicherheit auszustrahlen, um anderen etwas den Druck zu nehmen. Ich denke, dass mir das über weite Strecken gut gelungen ist.“

 

Hier und da konnten die Fans dich in den Auszeiten oder nach dem Match als “Wortführerin” erleben und wahrnehmen. Bist du jemand, der auf und neben dem Court auch mal den Mund aufmacht und die Initiative ergreift? 

„Ja, ich denke, dass das auch wichtig ist. Ich weiß selbst, wie motivierend und auch wichtig es sein kann, wenn jemand nochmal was sagt oder einfach mal Tacheles redet.“

 

Tacheles ist ein gutes Stichwort: Du, Dennis und die anderen Spielerinnen haben davon gesprochen, dass ein solches Turnier, knappe Niederlagen und die Partien generell, in der Entwicklung als Spielerinnen stärken und weiterbringen. Was konkret hast du jetzt für dich mitgenommen und in deine “Erfahrungsschatzkiste” gepackt?

„Für mich persönlich habe ich mitgenommen, wie wichtig mentale Stärke ist, gerade in den Endphasen knapper Spiele. Wenn man da die mentale Stärke hat, wach ist, kann man die richtigen Entscheidungen treffen. Was die richtigen Entscheidungen sind, kommt mit den Erfahrungen, die man als Spielerin in solchen Spielen macht.

 

Wie geht es bei dir persönlich weiter? Sprich Studium, Beruf, Privates und natürlich Rollstuhlbasketball. What’s the plan?

„Ich mache diesen Sommer mein Abitur fertig, danach werde ich nach Alabama gehen, dort studieren und Basketball spielen.“

 

Was war der wertvollste Tipp, den dir deine Eltern mit auf den Weg gegeben haben und an den du heute immer noch denken musst?

„Bleib dir selbst immer treu. Und egal welche Entscheidung du triffst, du musst mit dem Herzen dahinterstehen.“

 

Du bist ja aufgrund der U25 WM und der EM in Rotterdam viel unterwegs. Welche drei Dinge sind immer in deinem Koffer? Und warum?

„Zum einen habe ich immer Kopfhörer dabei, da Musik gut ist, um mal runterzukommen. Dann habe ich immer was zu essen dabei und meine Lieblingsschuhe.“

 

Abschlussfrage: Catharina Weiß hat in fünf Jahren sportlich und privat was genau erreicht?

„Ich habe sportlichen meinen Traum von einer Paralympics-Teilnahme und -Medaille erfüllt. Privat habe ich meinen Bachelor gemacht.“

 

Vielen Dank, Catha.

 

Interview: Martin Schenk | Foto: Steffie Wunderl

Leave a Reply