#Final4Hamburg: Nordisch Inklusive – BG Baskets Hamburg

Mit hohen Erwartungen gestartet, tief gefallen und wieder aufgestanden. Die BG Baskets Hamburg legten 2014/15 eine echte Achterbahn-Fahrt aufs Parkett und sind nun Gastgeber der ersten Titelentscheidung des Jahres. Im schicken neuen Wohnzimmer zum zweiten Triumph der Vereinsgeschichte? Mit neuem Kader doch noch zum Lahn-Dill-Herausforderer? Trotz eines tollen Liga-Comebacks und einer Professionalisierung auf allen Ebenen bleiben einige Fragezeichen offen.

“Sech mol Hey, sech mol Hoo, Dat is BG Baskets op Platt inne Disco!” Lautstark drehen Hamburgs Rollstuhlbasketballer an diesem denkwürdigen Januar-Nachmittag die Boxen ihres Großraum-Sprinters auf, fette Brot-Beats von der Reeperbahn dröhnen aus den Lautsprechern. Rund zwei Stunden zuvor hatten die Nordlichter dem Serienmeister RSV Lahn-Dill nach einer gefühlten Ewigkeit die erste Niederlage auf nationalem Boden zugefügt und gleichzeitig nach einer wirklichen Ewigkeit die Wetzlarer Rollis vor eigenem Publikum entthront. Dass die Gastgeber ohne ihre beiden wichtigsten Akteure auskommen mussten und die Baskets zu diesem Zeitpunkt noch weiter von einem Playoff-Platz entfernt waren, als Dirk Nowitzki von einem Trade zu den New York Knicks, sollte im Partyrausch keinen so wirklich stören. Musste es auch nicht.

Mit internationalen Stars in die Playoffs

Die Nordlichter um Cheftrainer Holger Glinicki sind mit drei klaren Zielen in die Spielzeit gestartet: „Wir wollen in die Playoffs, ins Final Four um den DRS-Pokal und international in die Endrunde.“ Außerdem schickt sich die Hansestadt an, auf allen Ebenen – auf und neben dem Parkett – professioneller zu werden. Gleich vier Neuzugänge zauberten die Verantwortlichen im Sommer aus dem Hut, allesamt mit internationalen Lorbeeren ausgezeichnet. Desiree und Mareike Miller (geb. Adermann), der niederländische Nationalspieler Mustafa Korkmaz und der japanische Center Reo Fujimoto. Gemeinsam mit Robin Poggenwisch (Niederlande), Hiro Kozai (Japan), Gesche Schünemann, Annika Zeyen und Niklas Neuroth sowie den Aushilfskräften Maya Lindholm und Simone Kues bilden die BG Baskets Hamburg Deutschlands wohl inklusivste Rollstuhlbasketball-Truppe. Nordisch Inklusive ist, wenn Frauen und Männer, behinderte und nicht behinderte Menschen, Hamburger, US-Amerikaner, Niederländer und Japaner gemeinsam für eine Stadt um Körbe kämpfen.

Doch ein rabenschwarzer November sollte der Glinicki-Truppe einen vorläufigen Strich durch die Rechnung machen. Mit hohen Erwartungen gestartet, blamierten sich die Baskets mit knappen Niederlagen in Kaiserslautern, gegen Trier sowie Zwickau und Thüringen. Das Resultat: Ein ernüchternder Mittelfeld-Platz. „Ich habe vor allem die Integration von Reo etwas unterschätzt“, gibt Glinicki später selbstkritisch zu. Gleich zwei Mal musste der talentierte Center, hinter dem halb Europa her war, in seine Heimat fliegen und an Maßnahmen des Verbandes teilnehmen. Dazu die Sprachbarrieren, ein neues Land, ein neues Team, eine neue Liga. Fujimoto fand weder Franzbrötchen noch Fischbrötchen wirklich lecker, Hamburgs Rollstuhlbasketballer nicht wirklich in die Spur.

Das Jetzt-erst-Recht-Comeback

Januar 2015, Hamburger Beats auf hessischer Autobahn. Mit einem knappen, aber verdienten Auswärtserfolg in Mittelhessen melden sich die Baskets eindrucksvoll zurück und senden ein entsprechendes Signal an die Liga. Mit der guten alten Sportler-Weisheit, von Spiel zu Spiel zu denken, legten die Hansestädter einen blitzsauberen Start ins neue Jahr hin. Selbst beim Vize-Meister in Zwickau feierte man eine gelungene Revanche. Zudem die erfolgreiche Qualifikation inklusive Vergeltungsschlag bei den Rolling Devils und die Vergabe der Endrunde an das neue Wohnzimmer im Wilhelmsburger Insel Park. Erst das Oettinger RSB Team Thüringen konnte das Jetzt-erst-Recht-Comeback der Baskets stoppen. Soweit alles tutti an der Elbe – und nun der Pokal-Triumph vor eigener Kulisse? Bleiben wir mal bei den Hamburger Hip Hoppern und beantworten das mit einem klaren „Jein“.

Fazit:

Hamburgs Rollstuhlbasketballer sind auf dem richtigen Weg. Der Titel-Triump vor eigener Kulisse eine große Chance, die aber noch 1-2 Jahre zu früh kommt. Die Baskets sind faire Gastgeber und verlieren das Finale.

 

Text: Sven Labenz 

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