Deutsche Herren wollen unbedingt die Fahrkarte nach Rio | Mit viel Potenzial ausgerüstet, aber mit zuletzt zwei Enttäuschungen im Kopf reist die deutsche Herren-Nationalmannschaft zu den am Freitag beginnenden Europameisterschaften ins britische Worcester. Die Leistungsdichte ist dabei so groß, dass zwischen einer möglichen Medaille und dem Verpassen der Qualifikation für Rio de Janeiro nur Nuancen liegen können.
Mit Platz sechs bei der Heim-EM 2013 und Platz elf bei der WM 2014 im südkoreanischen Incheon, muss die Mannschaft von Bundestrainer Nicolai Zeltinger zwei sportliche Enttäuschungen aus den eigenen Köpfen verbannen, um ihr unbestrittenes Potenzial 2015 erfolgreicher abrufen zu können. Helfen soll dabei neben vielen noch jungen, aber gereiften Spielern vor allem der neue X-Faktor Aliaksandr Halouski, der die Freiräume schaffen kann, die Spieler wie André Bienek, Thomas Böhme oder Dirk Passiwan benötigen.
Platz fünf ist in Worcester Pflicht, ansonsten ist der Traum von Rio 2016 bereits zwölf Monate vor der größten Sportveranstaltung der Welt ausgeträumt. Titelverteidiger Großbritannien im eigenen Land, der WM-Dritte Türkei oder Spanien sind große Hausnummern, doch danach dürfte bei den Trainern aller anderen Nationen bereits das deutsche Team auf dem Notizzettel stehen. „Ziel ist Platz fünf, das Ticket nach Rio. Mit einer guten Leistung in den Schlüsselspielen ist natürlich schnell mehr drin, aber dieser Faktor gilt leider auch in umgekehrter Richtung“, so Bundestrainer Nicolai Zeltinger vor einer EM, die für das deutsche Team zu einer echten Bewährungsprobe werden könnte und soll.
Neben Halouski und seiner eigenen Gefährlichkeit unter dem gegnerischen Korb, ist ein André Bienek inzwischen zur gereiften Führungspersönlichkeit im Team aufgestiegen. Dazu kommt mit Thomas Böhme ein Spieler hinzu, der auf dem Sprung in die absolute Weltspitze ist. Und genau diese drei Spieler könnten dem Scharfschützen Dirk Passiwan die Freiräume bescheren, die ihm im Vorjahr in Südkorea noch fehlten, um seine eigene Weltklasse unter Beweis stellen zu können. Routiniers wie Matthias Heimbach, Dirk Köhler und Björn Lohmann oder aber die ebenfalls gereiften Jan Haller und Sebastian Magenheim sind weitere Faktoren für einen Erfolg. Zudem sind Nachwuchshoffnungen wie Christopher Huber, Marcus Kietzer und Jan Sadler weit mehr als nur Ergänzungsspieler. Selten zuvor hatte Bundestrainer Zeltinger derart viele Wechseloptionen wie anno 2015.
Neben den großer Drei um Gastgeber und Titelverteidiger Großbritannien, dem WM-Dritten Türkei und dem letzten EM-Dritten Spanien, ist das Feld derer die mit Platz fünf das heiß begehrte Ticket an die Copacabana anstreben groß. Mit den starken Polen, den immer für eine Überraschung guten Schweden, können sich aber auch Italien oder die Niederlande berechtigte Hoffnungen auf die Teilnahme an den Paralympics 2016 machen.
Doch die deutsche Auswahl braucht sich nicht zu verstecken und gibt selbstbewusst als Ziel Platz eins bis drei nach der Vorrunde an. Gegner in Gruppe A sind dabei Tschechien, Rekordeuropameister Frankreich, Spanien, Polen und der ambitionierte Gastgeber. Die vier bestplatzierten Teams treffen dann im Viertelfinale auf die Top Four aus der Parallelgruppe, wo sich Israel, Italien, die Niederlande, Schweden, die Schweiz und die Türkei gegenüberstehen. „Für uns wird das angestrebte Viertelfinalspiel zum entscheiden Schlüssel im Kampf um das Rio-Ticket. Dafür müssen wir in der Vorrunde die Grundlage schaffen. Gastgeber Großbritannien und Spanien sind die vermeintlich größten Brocken auf diesem Weg“, so die Einschätzung von Nicolai Zeltinger.
Betreut wird das Team in Großbritannien von einer neunköpfigen Crew, die neben Bundestrainer Zeltinger (Gießen) aus den Co-Trainern Ralf Neumann (Lahnau) und Daniel Stange (Wetzlar), Teampsychologin Daphni Bouzikou (Köln), dem Teamarzt Dr. Sacha Kluge (Hamburg), den beiden Physiotherapeutinnen Bärbel Börgel (Hamburg) und Cornelia Freitag (Lich), Techniker Martin Kluck (Hannover) sowie Teammanager Christoph Küffner (Augsburg) besteht.
PM: DRS/Team Germany