Knapp sieben Jahre nach der Teilnahme am Challenge-Cup-Endturnier im spanischen Vigo, greifen die Rhine River Rhinos zum zweiten Mal in ihrer noch jungen Klubgeschichte nach einem europäischen Pokal.
In der italienischen Provinz Teramo, besser gesagt in der 24.000 Einwohner zählenden Stadt Giulianova (Region Abruzzen), kreuzen die Dickhäuter – vom 26. bis zum 28. April – ihre Klingen mit europäischen Topteams, die die eingefleischten Rollstuhlbasketball-Fans mit der Zunge schnalzen lassen. So treffen die Kurstädter in Ihrer Vorrundengruppe A auf Gastgeber Deco Metalferro Amicacci Abruzzo Giulianova, Econy Gran Canaria (Spanien) und die Sitting Bulls aus Klosterneuburg (Österreich). In Gruppe B duellieren sich die Köln 99ers mit Santo Stefano KOS Group (Italien), Bidaideak Bilbao BSR (Spanien) und Fenerbahçe Istanbul (Türkei).
Im mit Spitzenteams besetzten Teilnehmerfeld dürfen sich die Rhinos keine großen Ausrutscher erlauben, ziehen doch nur der Tabellenerste und -zweite ins Halbfinale ein, was Geschäftsführer Mirko Korder entsprechend unterstreicht: „Der EuroCup 1 ist der zweithöchste europäische Wettbewerb, in dem echte Schwergewichte auf uns warten, die u. a. im Champions Cup – vergleichbar mit der Champions League im Fußball – gestartet sind oder sich, wie wir, in einem Euroleague-1-Qualifikationsturnier ihr Ticket gesichert haben. Wir freuen uns sehr auf die sportlichen Herausforderungen und darauf, Rollstuhlbasketball-Europa zu zeigen, wie wir uns die letzten Jahre weiterentwickelt haben. Es klingt abgedroschen, aber wir müssen von Anfang an konzentriert agieren, denn auch wenn ich fest an unsere Rhinos glaube, derartige Turniere sind unglaublich hart. Sie sind immer wieder für Überraschungen gut. Die Mannschaft bekommt keine zweite Chance.”
Die Wiesbadener Verantwortlichen, die sich mit dem Team bereits am Montag auf den Weg an die adriatische Küste machten, können aus dem Vollen schöpfen. Alle Rhinos sind fit und scharren mit den Hufen. Auch die jüngst vom Repechage-Turnier aus Japan zurückgekehrten kanadischen Internationalen, Puisand Lai und Arinn Young, haben ihren Jetlag sowie die Qualifikation für die Paralympics verdaut und freuen sich auf den Einsatz auf europäischer Ebene.
Die Vorrundengegner
Die Österreicher aus Klosterneuburg mussten sich in der Champions-Cup-Vorrundengruppe C den Sarden GSD Porto Torres (59:73) und dem spanischen Topteam CD Ilunion Madrid (29:104) geschlagen geben. Die beiden Erfolge über CTH de Lannion (57:45) aus Frankreich und die BG Baskets Hamburg (61:45) halfen den Sitting Bulls im Endklassement nicht weiter. Als Drittplatzierter sicherten sich die Niederösterreicher jedoch das Teilnahmerecht am EuroCup 1. Mit dem ehemaligen Zwickauer Mehmet Hayirli (3,0), dem kantigen Yakut Dogan (2,5), Philipp Hochenburger (3,0), Faisal Ali Al Naqqash (3,0) und Matthias Wastian (2,5) stehen gleich fünf österreichische Nationalspieler im Aufgebot der Bulls, die zuletzt bei der EM in Rotterdam gemeinsam im Einsatz waren.
Mit Econy Gran Canaria wartet der Tabellensechste der spanischen Liga auf die Rhinozerosse. Die Equipe von den Kanaren schrammte knapp an der Qualifikation fürs Champions-Cup-Viertelfinale vorbei. Ein 65:62-Erfolg gegen ASD S. Stefano Sport (Italien) sowie ein 86:71-Sieg über CS Meaux bf (Frankreich) reichte den Spaniern nicht, da sie parallel mit 85:87 gegen Briantea84 Cantù (Italien) und den deutschen Serienmeister RSV Lahn-Dill (66:75) das Nachsehen hatten. Ein Wiedersehen wird es für Arinn Young und „Boots“ mit ihre kanadischen Nationalmannschaftskollegin Kady Dandeneau (4,5 Klassif.) geben, die wie der Ex-Münchner Bastian Kolb (2,5), der U.S.-Nationalspieler Jorge Salazar (3,5) sowie der französische Internationale und Punktegarant Alexis Ramonet (4,0), für das Kanaren-Kollektiv auf Korbjagd gehen.
Die Gastgeber Deco Metalferro Amicacci Abruzzo Giulianova schlossen jüngst die Saison in der italienischen Serie A auf dem vierten Tabellenplatz ab. Im Halbfinale unterlag die Mannschaft von Headcoach Carlo Di Giusto Santo Stefano KOS Group nach drei Spielen. Bekanntester Athlet in Reihen der Italiener ist der 49-jährige Ex-Nationalspieler Matteo Cavagnini (4,5), der mehrfach und jahrelang seine Klasse für die Squadra Azzurra unter Beweis stellte.
Der Vorrundenspielplan
Freitag, 26.4. | 13:30 Uhr | Deco Metalferro Amicacci Abruzzo
Freitag, 26.4. | 18:00 Uhr | Interwetten Sitting Bulls
Samstag, 27.4. | 09:30 Uhr | BSR ACE Gran Canaria
Die möglichen „Überkreuzgegner“
Köln 99ers – Aus in der Champions-Cup-Vorrunde nach einem 65:61-Erfolg über Hornets Le Cannet (Frankreich), einer 59:73-Niederlage gegen Galatasaray S.K. (Türkei) sowie einer 55:68-Niederlage gegen Bidaideak Bilbao BSR (Spanien). Tabellenrang sechs im Endklassement der deutschen RBBL.
Santo Stefano KOS Group – Viertelfinal-Aus im Champions Cup in Elxleben (Thüringen) Anfang März. Niederlagen gegen die RSB Thuringia Bulls (51:61) und CD Ilunion (73:92) sowie ein 80:78-Sieg über Galatasaray SK. Aktueller Vizemeister in der italienischen Serie A.
Bidaideak Bilbao BSR – Viertelfinal-Aus im Champions Cup in Albacete. Zwei Niederlagen gegen den RSV Lahn-Dill (59:69) sowie BSR Amiab Albacete (44:75) und ein 84:63-Erfolg über GSD Porto Torres. Aktuell Tabellendritter in der spanischen Liga.
Stimmen zum EuroCup 1:
Teammanager Marvin Malsy: „Ich bin sehr gespannt darauf, wie wir uns auf der europäischen Bühne schlagen werden. Bereits während der Qualifikation in Izmir haben wir festgestellt, dass wir in einem Turnier, das immer neue Herausforderungen mit sich bringt, über uns hinauswachsen können. Ich hoffe, dass wir auch in Giulianova dieses Potential nutzen werden, um uns aufs nächste sportliche Level zu hieven. Ich denke, alles ist möglich.“
Spielertrainer Michael Paye: Wir freuen uns sehr, in Giulianova zu sein, um auf dem höchsten Level gegen europäische Topteams zu spielen. Wir haben uns alle großartig vorbereitet, egal wo wir in den letzten Monaten trainiert haben. Mein Dank geht bereits jetzt an alle Fans, die uns so großartig unterstützen.“
Jim Palmer: „Ich freue mich sehr auf das EuroCup 1 Finale. Wir sind froh, dass wir nach einem Monat, an dem einige von uns am Repechage-Turnier teilgenommen haben, wieder ein paar gemeinsame Trainingseinheiten hatten. Es hat sich gut angefühlt, gemeinsam auf dem Parkett zu stehen. Wenn wir als Team zusammenhalten und Rhinos-Team-Basketball spielen, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir unsere volle Leistung abrufen können. Es gibt sehr starke und talentierte Teams, gegen die wir antreten werden. Also wird es sicher einige Höhen und Tiefen geben. Wir müssen und werden uns zusammenraufen, um dieses Wellenbad zu durchstehen. Unbenommen davon ist es ein historischer Moment für die Rhinos – denn es ist das erste Mal, dass wir im Finale des EuroCup 1 antreten.“
PM: RRR | Foto: Ana Sasse