RBBL: Mehrheit der RBBL1-Vereine gegen Liga-Aufstockung

Vergangene Woche sprachen sich nach Rollt.-Informationen die Mehrheit der Erstligisten in einem Videocall gegen eine Aufstockung der RBBL1 auf zwölf Teams in der Spielzeit 2024/2025 aus. An dem Call nahmen auch einige Zweitligisten teil. Wie es nun – insbesondere in der RBBL2 – weitergeht, bleibt abzuwarten.

Um ein Stimmungs- und Meinungsbild einzufangen, haben wir bei einer Handvoll Klubs nachgehakt und diese um ein offizielles Statement in puncto “Ligagröße” gebeten.

Benjamin Ryklin (RBB München Iguanas): „Die ganze Diskussion resultiert aus der fast schon erzwungenen Spaltung zwischen den (semi-)professionellen Klubs und dem zurückgebliebenen Rest. Der anfängliche Spalt ist zu einem echten Krater herangewachsen, der noch lange aufgefüllt werden muss. Der Erhalt der 2. Liga ist aus unserer Sicht die einzige Chance, den Abstand möglichst gering zu halten. Investitionen müssen – aus unserer Sicht – endlich in und an der Basis erfolgen, um langfristig den Lückenschluss zu vollziehen. Gleichzeitig wären die Aufstockung und eine Schließung der Liga eine Chance, die Vereine oben zu stabilisieren. Dadurch wird gleichzeitig das Fundament des Verbandes nachhaltig gestärkt. Ebenso hätte man nach außen von einer stärkeren Präsenz und dem nächsten Schritt für Fans und Sponsoren sprechen können. Wichtig ist, die Struktur nicht Jahr für Jahr aus der Not heraus anzupassen und schönzureden, sondern Taten folgen zu lassen.“

Lutz Leßmann (RSB Thuringia Bulls): „Wir sind für alle Maßnahmen, die die Ausgangslage im Rollstuhlbasketball verbessern. Die sinnvollste Lösung aus unserer Sicht besteht in einer RBBL1-Aufstockung auf 12 Teams sowie einer dreigeteilten Liga unter der ersten Liga, die sich in Süd, Mitte und Nord gliedert, und zwar mit klaren Regeln, was den Aufstieg in die 1. RBBL betrifft.“

Marcel Fedde (BBC Münsterland): „Wir haben uns gegen eine Aufstockung der RBBL1 ausgesprochen. Dies hat mehrere Gründe: Zum einen ist der Zeitplan bereits jetzt eng gestrickt – auch im Hinblick auf potenzielle Nachholspiele – und zum anderen muss aus unserer Sicht die Struktur einer 2. Bundeliga erhalten bleiben. Wir hätten auch so im Falle eines BBC-Abstiegs entschieden. Eine Geschichte – ähnlich unserer – wäre unmöglich bzw. nur mit viel Geld und vielen Neuzugängen von außen möglich. Das ist aus unserer Sicht nicht nachhaltig. Des Weiteren muss das Konzept einer geschlossenen ersten Bundesliga erst erarbeitet werden. Gibt es Lizenzen? Wie kommt man rein, wie fliegt man raus? Was ist, wenn wir wegen Zuschauerkapazitäten oder zu wenig Kapital rausfliegen, aber sportlich die Klasse halten würden? Dies alles ist ungewiss und noch nicht final durchdacht. Wir müssen es meiner Meinung nach endlich schaffen, einen Ligasponsor für die beiden Bundesligen zu gewinnen, der z. B. die Schiedsrichterkosten in der zweiten Liga übernimmt. Da wären im Westen direkt drei Vereine mehr am Start, so mein Kenntnisstand.“

Pierre Fontaine (ING SKYWHEELERS): „Natürlich würde uns eine Aufstockung der Liga freuen, da wir so in der Liga bleiben würden. Aber selbst wenn wir auf dem ersten bis achten Platz gelandet wären, hätten wir für einer 12er Liga gestimmt. Mehr Spiele bedeuten mehr Aufmerksamkeit für unseren Sport – auch lässt sich eine 12er Liga besser vermarkten. Aber am Ende ist es eine demokratische Entscheidung und wir müssen es so nehmen, wie es ist. Grundsätzlich gibt es aber noch weitere Punkte, die man überprüfen sollten. Wir haben hierzu auch schon Punkte zur Diskussion gestellt.“

 



 

Sebastian Gillsch (RSV Bayreuth): „Wenn wir uns das sportliche Aufstiegsrecht erkämpfen, müssen wir natürlich auch als Verein Flagge bekennen. Es lässt sich sagen, dass die sportliche Attraktivität der 2. Liga – schon jetzt – leidet. Sollte die RBBL2 wegbrechen, wäre dies ein echter Rückschritt, insbesondere in der Nachwuchsentwicklung und Talentförderung. Aus diesem Grund bin ich aktuell dagegen, die 1. Liga aufzustocken. Wir würden damit dem Nachwuchs die Entwicklungsgrundlage entziehen. Ich verstehe auch die andere Seite, dass eine Aufstockung und das Mehr an Spielen, die Attraktivität erhöht. Für mich ist es nicht der richtige Zeitpunkt – weder für die Aufstockung noch für den Wegfall der 2. Liga. Meines Erachtens bedarf es entsprechender Langfristpläne, muss aber dazu sagen, dass ich zurzeit kein Patentrezept in der Tasche habe. Ein Wegfall der RBBL2 würde ein falsches Signal senden, auch wenn sie sportlich aktuell eine bessere Regionalliga ist. Egal auf welcher Seite der jeweilige Verein steht, es geht nur, wenn wir alle an einem Strang ziehen.“

Andreas Joneck (RSV Lahn-Dill): „Grundsätzlich sind wir für eine Aufstockung der RBBL1 auf zwölf Teams. Aspekt Nummer eins: Wir generieren dadurch mehr Heimspiele, größere Aufmerksamkeit, steigern die Reichweite und das Interesse. Dies sind alles Faktoren, mit denen wir aktuell in der Vermarktung zu kämpfen haben, da die Liga nur sieben oder acht Monate aktiv ist. Aspekt Nummer zwei: Es wäre auch attraktiver aufzusteigen, denn es gäbe mit einer breiteren quantitativeren Basis auch mehr Wettbewerb in den unteren Tabellenregionen. Die Liga hätte mehr spannende und attraktive Spiele abseits der Spitze. Eine Aufstockung muss aber gut vorbereitet sein und dürfte beim Blick auf die gesamte Sportart nicht zulasten anderer Ligen gehen. Dass dies, eine gute Abstimmung vorausgesetzt, für allen Vereine einen Vorteil generieren kann, davon sind wir überzeugt. Wichtig ist, nicht immer nur die Probleme zu sehen, sondern positiv vor allem die Chancen.“

Mirko Korder (Rhine River Rhinos): „Die Rhine River Rhinos betrachten eine Aufstockung der Liga auf 12 Mannschaften kritisch. Mehrere Gründe spielen hierbei eine Rolle. Die Erhöhung auf 12 Teams ist gleichbedeutend mit vier zusätzlichen Spieltagen. Da die Budgetplanung für die kommende Saison bereits weitgehend auf Basis der aktuellen Saisonkosten erfolgt ist, lässt sich eine unvorhergesehene Kostensteigerung für unseren Betrieb nicht mit dem kaufmännischen Vorsichtsprinzip und den bereits bestehenden Verträgen vereinbaren. Weiterhin birgt die Überlegung zu Doppelspieltagswochenenden Probleme. Einerseits ist die Belastung und Regeneration unserer Athleten angesichts potenzieller Reiseaufwände als problematisch einzustufen. Andererseits erschwert dies auch die professionelle Vermarktung unserer Sportart. Eine Ligaaufstockung ohne Doppelspieltage wäre denkbar, vorausgesetzt, sie dient dem Wohl unserer Sportart und ist sinnvoll begründet. Allerdings benötigen wir für eine derartige Änderung mindestens eine Saison Vorbereitungszeit.

Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir entschieden dafür, alle Anstrengungen zu unternehmen, um eine ambitionierte zweite Liga zu bewahren. Eine Reduzierung um zwei Teams würde das Spielniveau dort unverhältnismäßig stark absinken lassen. Ein solcher Schritt würde die Entwicklungsmöglichkeiten für ambitionierte Klubs signifikant einschränken. Zudem ist fraglich, wie unter diesen Umständen eine zielgerichtete und ambitionierte Jugendförderung stattfinden kann. Unserer Meinung nach ist es essenziell, eine zweite Liga von hoher Wettbewerbsqualität zu erhalten, da bereits jetzt das Leistungsgefälle zwischen den Spitzenmannschaften und den Aufsteigern der ersten Bundesliga beachtlich ist.

Darüber hinaus verstehen wir jedoch die Problematik und möchten deswegen nicht nur Kritik üben, sondern auch aktiv Verantwortung übernehmen. Wir bieten dem Verband und der zweiten Liga an, in Form eines Workshops unsere Erfahrungen in Sachen Sponsorenakquise mit allen interessierten Clubs, die sich bereit erklären noch einmal 2 Liga zu spielen, zu teilen. Wir glauben fest daran, dass wir in dieser Hinsicht nicht alleinstehen. Sicherlich sind auch andere Erstligavereine bereit, ihre Erfahrungen zu teilen und Best-Practice-Beispiele vorzustellen.“

Sedat Özbicerler (RBC Köln 99ers): „Grundsätzlich spricht nichts dagegen, über einer 12er-Liga nachzudenken. Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir uns jedoch dagegen entschieden, da dies für die bevorstehende Saison viel zu kurzfristig wäre. Insbesondere für die Planung. So haben wir zurzeit Gespräche mit Spielern und Sponsoren am Laufen. Entsprechend haben wir auch die Budgets geplant. Eine Aufstockung ließe sich für uns nicht so ohne weiteres umzusetzen. Auch organisatorisch, da wir jetzt schon um Hallenzeiten kämpfen. Ein „Hallen-Nachschlag“ bei der Stadt zu fordern, wäre nicht so einfach möglich.  Das ganze Thema resultiert ja aus der Frage nach der Aufrechterhaltung bzw. den Herausforderungen in der 2. Liga. Der Gedanke mit einer 12er Liga ist, wie bereits erwähnt, nicht verkehrt. Nur brauch es einen längeren Planungshorizont, so dass sich die Vereine darauf einstellen und entsprechende Maßnahmen ableiten können.“

Yvonne Förster (RB Zwickau): „Mit der Entscheidung, keine Aufstockung der RBBL zu realisieren und den Sport in seinen unterschiedlichen Facetten weiterzuentwickeln, wurde aus unserer Sicht, leider wieder einmal eine wichtige Chance vertan. Die offensichtlichen strukturellen Probleme der beiden Bundesligen werden nicht aktiv genug angegangen und weiterhin vor sich hergeschoben. Dafür bräuchte es Mut und den Willen zu einer nachhaltigen Veränderung.“

Stimmensammler: Martin Schenk | Foto: Patrick Harazim

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