In unserer aktuellen Rollt.-Ausgabe #32 haben wir gefragt: Wie ticken die Rollstuhlbasketball-Nachwuchshoffnungen in Deutschland? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die talentierten Jungs und Mädels auch in den kommenden Monaten und Jahren mit professionellem Anspruch auf Korbjagd gehen und den aktuellen Nationalspielern nachfolgen werden? Und wie schätzen sich die Spieler und Spielerinnen selbst ein? Auf all diese Fragen haben uns die Stars und Sternchen von morgen Antworten geliefert. Wie Julian Lammering vom BBC Münsterland seine sportliche Zukunft einschätzt, hat uns der 3,5-Punkte-Mann  – für unseren Titel “Nachwuchs, Nachfolger & Newcomer“- im Gespräch verraten.

 

Auf einer Skala von 1-10 – für wie wahrscheinlich hältst du es, dass du auch in fünf Jahren noch RBB spielen wirst?

Ganz klar eine 10. Auch, wenn natürlich immer etwas dazwischenkommen kann, werde ich versuchen, den Sport mit allem zu kombinieren.

 

Inwiefern würdest du versuchen, den RBB auch während der Zeit eines eventuellen Studiums/einer eventuellen Ausbildung fortzuführen bzw. wie machst du das aktuell? 

Im Moment mache ich mein Abitur. Allerdings geht es nach der Schule immer zum Training. Zusätzlich versuche ich Krafttraining mit in meinen Alltag zu integrieren. In der Zukunft werde ich alles in meiner Macht stehende tun, damit ich so oft wie möglich meinen Sport ausüben kann. Auch ein Jahr, in dem ich mich vollkommen auf den Basketball fokussieren kann, schließe ich nicht aus.

 

Was müsste in deinen Augen getan werden, um potenziellen Nachwuchs wie dich auch in Zukunft zu fördern und eine langfristige Karriere im RBB attraktiv zu machen? 

Als Erstes möchte ich sagen, dass der neue Trainer der U19, Sebastian Wolk, einen sehr guten Eindruck auf mich gemacht hat, und er in der Zukunft mit Sicherheit einen großen Einfluss auf die Entwicklung des Rollstuhlbasketballs in Deutschland haben wird. Außerdem glaube ich, dass ein großes Problem darin besteht, dass die Vereine weit auseinander liegen und damit enorme Wege auf potenzielle „Talente“ zukommen. Strecken, die erst einmal auf sich genommen werden müssen. Und dann geht es noch ganz viel um Vertrauen und Hilfe von erfahreneren Spielern. Denn so lernt der Sportler am besten und schnellsten. Denn durch und mit besseren Mitspielern wird man selbst auch besser!

 


Julian Lammering während des Lehrgangs der Herren-Nationalmannschaft in Großwallstadt – Foto: Patrick Harazim


 

Könntest du dir dein Leben ohne RBB überhaupt noch vorstellen? 

Es wäre sehr schwer, denn ich habe mittlerweile mein ganzes Leben auf den Sport ausgelegt – und meine Mannschaft ist auch so etwas wie meine Familie geworden.

 

Welche Stärken machen dich in deinen Augen zu einer vielversprechenden Nachwuchsspielerin? 

Ich glaube, dass ich aufgrund meiner Physis und Defense den Gegner gut unter Druck setzen kann. Zudem kann ich in der Offense aus verschiedenen Lagen punkten.

 

Hast du ein sportliches Idol, zu dem du aufschaust? Wenn ja – wen und warum diese Person?

Es gibt zwei Idole für mich. Auf der einen Seite ist das Sören Müller aus meinem Team. Von Anbeginn an hat er mir, wo er nur kann, geholfen. Er motiviert mich im Training jedes Mal aufs Neue, komplett durchzuziehen. Auf der anderen Seite gibt es Steve Serio, da er so einen großen Einfluss auf seine Mitspieler hat, und gleichzeitig selbst noch auf einem Weltklasseniveau spielt.

 

Rollstuhlbasketball bedeutet für mich … 

… von meinem Alltag abzuschalten und alles zu geben.

 

Was ist dein größtes sportliches Ziel, das du im RBB noch erreichen willst und was tust du schon jetzt dafür?

Mein absolut größtes Ziel ist es, einmal bei den Paralympics dabei zu sein und dort alles zu geben. Dafür versuche ich natürlich so oft wie möglich zu trainieren und dort das Beste aus mir herauszuholen.

 

Steckbrief

Name: Julian Lammering

Geburtsdatum: 28.01.2004

Klassifizierung: 3,5

Aktueller Klub: BBC Münsterland

Sportrollstuhlmarke: Ottobock

Behinderung: Hereditäre Spastischen Paraplegie (HSP)

Meine Eltern haben mir beigebracht … jede Situation so zu nehmen, wie sie kommt, und das Beste daraus zu machen.

 

Interview: Martin Schenk | Foto: Patrick Harazim

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