Mit Beginn des neuen Jahres hat Stefanie Rabert die Stelle der Projektkoordinatorin Rollstuhlbasketball beim Deutschen Behindertensportverband angetreten. Im ausführlichen Interview spricht die zweifache Familienmutter über ihre persönliche Motivation, ihre ersten Amtshandlungen und die Ziele in den kommenden Monaten.
Stefanie, wie würdest du dich Menschen, die dich noch nicht kennen, in zwei, drei Sätzen vorstellen?
Ich bin 41 Jahre, verheiratet, habe 2 Kinder, 7 und 4 Jahre alt, und wohne in Castrop-Rauxel. Von Beruf bin ich diplomierte Sportwissenschaftlerin. Ich bin ein absoluter Teamplayer, der offen auf andere zugeht, gern neue Dinge entwickelt und auch umsetzt.
Wie kamst du zum Rollstuhlbasketball?
Durch mehrere Knieverletzungen konnte ich kein Fußgängerbasketball mehr spielen. In einer Rehamaßnahme haben ich Thomas, einen Rollstuhlfahrer kennengelernt, der mich zum Rollstuhlbasketball mitgenommen hat. Im RTB Uni Bochum habe ich Rollstuhlbasketball für mich entdeckt und war sofort begeistert.
Was macht den Sport für dich zu etwas Besonderem? Was lässt deinen Puls höherschlagen?
In erster Linie ist es die Intensität und der Inklusionsgedanke. Was für mich zu Beginn wie Autoscooter war, ist ein komplexes taktisches Spiel, welches von Fahrkönnen, Technik und Stellungsspiel lebt. Das gemeinsame Sporttreiben von Menschen ohne und mit den verschiedensten Behinderungen finde ich faszinierend und beeindruckt mich immer wieder.
Was gab den Anstoß für dich, dich auf die Projektkoordinatorinnen-Stelle zu bewerben?
Seit vielen Jahren engagiere ich mich ehrenamtlich in meinem Heimverein, dem RTB Uni Bochum und im Fachbereich Rollstuhlbasketball. Diese Arbeit hat mir immer Spaß gemacht und wir konnten viel umsetzten. Da ich mich schon seit einiger Zeit beruflich umorientieren wollte, bin ich auf die Stelle aufmerksam geworden. In der bisherigen ehrenamtlichen Arbeit waren oft die zeitlichen Rahmenbedingungen und Kontakte begrenzt und damit die Möglichkeit, Dinge zu planen und zu bearbeiten. In der Stelle der Projektkoordinatorin kann ich mich voll auf die Umsetzung von Projekten und die erforderliche Netzwerkarbeit konzentrieren und habe Handlungsspielräume in der Erstellung und Umsetzung von Entwicklungskonzepten.
Was waren deine ersten Amtshandlungen? Kannst du uns kurz an die Hand nehmen?
Eine meiner ersten Aufgaben war und ist die strukturelle Planung und Umsetzung der Trainer Aus- und Fortbildung. Leider hat die Corona-Pandemie in den letzten 2 Jahre eine Trainerausbildung unmöglich gemacht. Die Online – Fortbildungen sind zwar gut angekommen, aber praktische Dinge konnten nicht vermittelt werden. In diesem Jahr gehen wir endlich wieder zu Präsenzveranstaltungen über. Zusätzlich dazu erstelle ich, in Zusammenarbeit mit allen Bundestrainern, eine Rahmentrainingskonzeption die die Ausbildung von Trainern unterstützen soll. Ein weiterer großer Punkt ist die Planung, Organisation und Durchführung zweier Damenveranstaltungen in diesem Jahr. Das erste Mal wird es zwei verschiedene Turniere für Damen geben. Diese organisieren wir vom Fachbereich in der Kommission Frauen und Mädchen in Eigenregie und werden von ansässigen Vereinen und Personen unterstützt.
Mein Motto: Jammern hilft nicht!
Wie muss sich die Community deine Rolle vorstellen? Worauf liegt der Fokus?
Ich bin beim DBS angestellt und stelle eine Art Bindeglied zwischen DBS und dem DRS Fachbereich Rollstuhlbasketball dar. Einen richtigen Fokus, auf DBS oder DRS, gibt es nicht, da vieles ineinander greift. Die Nationalmannschaften bspw. sind beim DBS angesiedelt und werden über den DRS-Fachbereich Rollstuhlbasketball „gefüllt“. Wenn es im Fachbereich optimal läuft, dann merkt man das auch bei den Nationalmannschaften und umgekehrt.
Wer sind deine Hauptansprechpartner beim DBS und DRS? Und wie sieht die Abstimmung zwischen diesen zwei “Welten” und deiner Rolle aus?
Meine Hauptansprechpartner beim DBS sind Marc Möllmann (stellvertretender Sportdirektor) und Nicolai Zeltinger (Bundestrainer Herren). Beim DRS Fachbereich Rollstuhlbasketball ist es der Vorsitzende Christoph Küffner. Die Abstimmung passt sehr gut. Die Verantwortlichen und ich besprechen regelmäßig den Entwicklungsstand und stimmen die weiteren Vorhaben ab. Meine Rolle sehe ich dazwischen. Der Rollstuhlbasketball möchte sich zukunftsorientierter und professioneller aufstellen und da ist eine Zusammenarbeit mit bestehenden und neuen Partnern unabdingbar.
Welche Ziele verfolgst du resp. was möchtest du die nächsten Monate erreicht haben?
In den nächsten Monaten möchte ich die Trainer Aus- und Fortbildung in Präsenz voranbringen, den Stellenwert der Lizenzen erhöhen und die Ausbildungsinhalte anpassen. Die beiden Damenturniere (Deutsche Meisterschaft der Damen und der QueensCup) liegen mir sehr am Herzen. Rund um die sportlichen Veranstaltungen wird es auch Rahmenprogramme geben, um auf Rollstuhlsport im Allgemeinen und auf Rollstuhlbasketball aufmerksam zu machen. In Zusammenarbeit mit dem DRS und den jeweiligen Landesverbänden können dadurch sehr gute Synergieeffekte entstehen. Genau diese Synergieeffekte sind mir wichtig, um Nachwuchsarbeit zu unterstützen und mehr Menschen zum Rollstuhlbasketball zu bringen.
Ansonsten muss ich mich noch weiter, in dieses komplexe Geflecht, einarbeiten, um Stellschrauben zu erkennen und Entscheidungsträger ins Boot zu holen.
Was wünschst du dir von der Community? Den Vereinen, Verbänden, Spieler*innen & Co.?
Als Hauptpunkt sehe ich die Netzwerkarbeit und Zusammenarbeit von allen Vereinen, Verbänden und Spielern. Die Rollstuhlbasketball-Community ist im Vergleich zu anderen Behindertensportarten groß, aber trotzdem klein. Jeder sollte von dem anderen profitieren können, um die Sportart attraktiv und modern zu gestalten. Da ist es egal ob Spieler*innen die Sportart leistungs- oder breitensportorientiert durchführen wollen. Der DRS sieht sich als Dienstleister für die Vereine und möchte in Zusammenarbeit mit den Vereinen neue Wege bestreiten, bestehende Strukturen stärken und wieder an der Basis, im Breitensport und Nachwuchsarbeit arbeiten.
Zum Schluss möchte ich dich bitten, den folgenden Satz zu vervollständigen: Stefanie Rabert wird als Projektkoordinatorin Rollstuhlbasketball …
…neue Konzepte auf den Weg bringen, neue Kontakte aufbauen und den Zusammenhalt in der Community stärken!
Vielen Dank für deine Zeit!
Steckbrief
Name: Stefanie Rabert
Geburtsort: Halle/Saale
Geburtsdatum: 27.06.1980
Mein erster Korberfolg: beim SV Halle, ich glaube 1991
Stammverein: RTB Uni Bochum
Rollstuhlbasketball-Vorbild: Marina Mohnen
Lieblingsbuch: Im Moment lese ich hauptsächlich Kinderbücher mit meinen Kindern, von daher ist das schwer zu beantworten.
Mein Motto: Jammern hilft nicht!
Interview: Martin Schenk | Foto: privat