Interview mit Sebastian Magenheim: “Dem Verband, sprich dem DRS bzw. DBS, scheint es egal zu sein, wie wir spielen.”

Über die Osterfeiertage wurden die Kader für die bevorstehenden Europameisterschaften der Damen und Herren in den Niederlanden und Polen durch die Bundestrainer Martin Otto und Nicolai Zeltinger bekannt gegeben. Wie bereits zur Weltmeisterschaft in Hamburg, fehlt ein Name auf der “Herrenliste”: Sebastian Magenheim. Der Ex-Frankfurter und jetzige Iguana wurde, wie er auf Rollt.-Nachfrage bestätigte, nicht zum Selection Camp ins hessische Wetzlar eingeladen. Während des Aufenthalts seines Teams in Frankreich im Rahmen des “European Qualification Tournaments”, nahm sich der Anführer der RBB München Iguanas die Zeit, uns drei Fragen in Hinblick auf das Selection Camp bzw. das Team Germany zu beantworten. Bundestrainer Nicolai Zeltinger äußert sich generell nicht zu Nicht-Nominierungen bzw. kommentiert diese.

Basti, der Bundestrainer der Herren hat über Ostern zum Selection Camp nach Wetzlar geladen. Du warst nicht dabei. Was war los?

Bevor die Einladungen zum zweiten Selection Camp verschickt wurden, hat mich Herr Zeltinger angerufen und mir empfohlen, selbst abzusagen, denn er werde mich nicht einladen. Ich könnte mir das überlegen, sagte er. Auf Nachfrage meinerseits, warum ich nicht eingeladen werde, hat er das mit mangelnder Defense meinerseits begründet. Beim Auswärtsspiel 2018 mit den Iguanas in Wetzlar, hat mich Hr. Zeltinger persönlich zum Selection Camp eingeladen. Selbst absagen wollte ich auf keinen Fall. Die Argumentation mit der Defense habe ich allerdings an dieser Stelle nicht ganz nachvollziehen können, da gerade das in der Vergangenheit mein Türöffner zur Nationalmannschaft und anderen Vereinen war. Dass das Einstellkriterium Defense für meine Person so wichtig sei, war mir nicht klar. Beim ersten Selection Camp im Januar hat Hr. Zeltinger mir gesagt, dass er sich eine einheitliche Teamdefense vorstellt. Und dies auch von meiner Person. Als ich jedoch nach einer konkreten Handlungsanweisung fragte, bekam ich keine Antwort. Daher war das Thema für mich nicht ordentlich begründet. Letzten Endes bin ich nicht zum Selection Camp eingeladen worden.

Die Konstellation Team Germany, Nicolai Zeltinger und Sebastian Magenheim scheint ein ganz Spezielle zu sein. Wie siehst du das?

Ich möchte diese Frage differenzieren. Zeltinger sucht immer “das beste Team” und nicht die besten Spieler. Man muss gut zusammen spielen können. Das unterstütze ich auch, jedoch müssen die Ergebnisse folgen – und das tun sie nicht. “11 Freunde müsst ihr sein” funktioniert manchmal – und manchmal nicht. Deswegen ist es auch bei vielen Teams so, dass die besten Spieler zusammengesteckt werden und die Coaching-Mannschaft eine Truppe, ein Team, eine Einheit daraus formiert. Es ist ein Glücksfall, wenn sich alle gut verstehen und man dann auch noch erfolgreich ist. Egal ob im Sport oder im Beruf.

Ich persönlich finde, dass vordefinierte Rollen für manche Spieler in einem Team passen und für manche nicht. Zu mir passt es nicht. Egal in welchem Vereinsteam ich war, musste ich mir meine Position erarbeiten. Der Weg war manchmal steinig, und ich hatte Teamkollegen und vor allem Coaches mit denen nicht gut Kirschen essen war. Ich mag keine Schablone in die ich hinein gedrückt werde. Alle Vor- und Nachteile zu Spielern sollten im Teamsystem eingebaut werden. Wenn ein Spieler am Tag X nicht funktioniert, sollte man ihn auswechseln und nicht hoffen, dass es besser wird, obwohl ich noch andere Spieler habe, die an diesem Tag gut funktionieren. Es ist ein Verhängnis, sich an die vorgefertigte Rolle fest zu klammern und zu sagen, dieser Spieler kann das normalerweise. Obwohl ich diese Ansicht habe, habe ich mich immer untergeordnet und habe getan was von mir verlangt wurde, jedoch habe ich kein Geheimnis daraus gemacht, dass ich durch Mimik ausgedrückt habe, dass ich eine andere Meinung habe. Ebenso antworte ich immer ehrlich. Wenn ich jemanden anlache, dann kommt es von Herzen und ist nie gespielt. Wenn ich das nicht tue, dann tue ich das nicht. Aber diesbezüglich bevorzuge ich es, mich nicht zu ändern. Ich will ehrlich bleiben.

Ist die Nationalmannschaft für dich in Zukunft noch ein Thema? 

Unter aktuellen Voraussetzungen ist die Nationalmannschaft kein Thema mehr für mich, und zwar aus drei Gründen. Erstens: Ich habe einen sehr gut bezahlten Job und bevorzuge diesem nachzugehen. Als Nationalspieler bekommt man in Deutschland leider nur Fahrtkosten erstattet. Ich müsste auf der Arbeit entsprechende Urlaubstage, dieses Jahr wären es 32 Urlaubstage gewesen, nehmen. Zweitens: Dem Verband, sprich dem DRS bzw. DBS, scheint es egal zu sein, wie wir spielen. Seit Jahren sind die Ergebnisse schlecht und nichts wird geändert. Drittens: Ich möchte nicht unter der aktuellen Konstellation spielen, da ich nicht glaube, dass ich ehrliches Feedback bekomme.

Vielen Dank für deine Zeit, Sebastian.

Fragen: Martin Schenk | Foto: Steffie Wunderl

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