RBC Köln 99ers klagen gegen Stadt Köln

Laut Informationen der Kölnischen Rundschau klagen die RBC Köln 99ers gegen die Stadt Köln. Hintergrund der Klage ist die aktuelle Situation der Sporthallen in Köln, die durch die Unterbringung von Flüchtlingen maßgeblich den Trainings- und Spielbetrieb des Bundesligisten einschränkt. Wir haben bei Sedat Özbicerler, Manager der 99ers, nachgefragt.

 

Manager Sedat Özbicerler von den 99ers

Manager Sedat Özbicerler von den 99ers

Sedat, laut Informationen der Rundschau klagen die RBC Köln 99ers gegen die Stadt Köln. Kannst du uns die Hintergründe nennen?
Wir haben Ende Oktober aus den Medien erfahren, dass die Stadtverwaltung sämtliche Kölner Sporthallen auf ihre Tauglichkeit zur Unterbringung von Flüchtlingen inspizieren wollte. Da wir bereits wussten, dass einige Monate zuvor die Trainingsstätte der Rollstuhlrugby Gruppe des RSC Köln in einer Hau-Ruck-Aktion umfunktioniert wurde, waren wir frühzeitig gewarnt. Daraufhin haben wir in Richtung Stadt ein ausführliches Schreiben verfasst und unsere Situation mit 4 Ligateams + Kindergruppe beschrieben. Insbesondere aber, dass wir im Falle einer Wegnahme unserer Halle kaum barrierefreie Ausweichmöglichkeiten haben.  Auf dieses Schreiben haben wir keine Antwort erhalten. Im Oktober kam dann eine Bitte seitens des RSC Köln (Rollstuhl Club Köln) ob wir ihnen eine unserer Trainingszeiten in der Halle Bergischer Ring abtreten könnten, da die bisherige Halle des RSC, in der seine Kinder- und Breitensportgruppe trainierte, nun ebenfalls zur Flüchtlingsunterbringung umfunktioniert wurde. Der Bitte des RSC sind wir nachgekommen. Dann erhielt ich Anfang Dezember freitagmorgens eine E-Mail, in der die Stadt mir mitteilte, dass wir die Sporthalle „Westerwaldstrasse“ an dem Tag zu verlassen haben, da sie ab Montag für die Vereine geschlossen sei und auch zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert würde. In dieser Halle trainiert unsere komplette Nachwuchsabteilung mit Ober- und Landesliga + Kindergruppe und es waren dort zahlreiche Rollstühle gelagert. Mit großem organisatorischem Aufwand haben wir es dann geschafft, die Halle pünktlich zu räumen. Zu diesem Zeitpunkt war die Situation bereits so, dass bis auf die Halle Bergischer Ring alle städtischen rollstuhlgerechten 3-fach Hallen in Köln für die Vereine/Schulen gesperrt und zu Flüchtlingsunterkünften umfunktioniert wurden. So hat die Rugbyabteilung auch schon das traditionelle Bernd-Best- Turnier für das Jahr 2016 absagen müssen. Wenn nun auch noch die Halle Bergischer Ring für den Vereinssport geschlossen würde, müssten wir den Spielbetrieb einstellen. Der Reha-Sport der Nachwuchs-Mannschaften wäre kaum noch durchführbar. Unserer Klage richtet sich auf keinen Fall gegen die Aufnahme von Flüchtlingen in Köln sondern ist eher ein Hilferuf gegen das intransparente Verhalten und mangelnde Kommunikation der Stadt. Es ist nicht ersichtlich, nach welchen Kriterien überhaupt entschieden wird, ob diese oder jene Halle umfunktioniert wird. So scheint es ja z.B. keine Rolle zu spielen, ob für den Behindertensport überhaupt noch Trainingsmöglichkeiten in Köln übrig bleiben. Das Wohnungsamt entscheidet darüber, welche Hallen umfunktioniert werden sollen. Dabei ist nicht klar, ob das Wohnungsamt überhaupt (von Anfang an) informiert ist, welche Vereine die Hallen nutzen. Wir haben mit unserer Klage auch gefordert, dass zunächst andere vorhandene städtische Unterbringungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden, bevor man irgendwelche Hallen schließt – es sind hiervon ja nicht nur Vereine, sondern auch der Schulsport betroffen.


Wie sehr beeinträchtigt die Situation euren Spiel- und Trainingsbetrieb?
Wir mussten den Trainingsbetrieb aller 5 Teams in die Halle Bergischer Ring verlegen, wo nun in einem Zeitfenster von 2 Stunden 3 Teams in einem Hallendrittel zusammen trainieren müssen. Um dies überhaupt zu gewährleisten, mussten wir zudem die Trainingszeit der 2.Mannschaft am Freitag in dem besagten Zeitfenster streichen und in die Trainingsstunde der 1.Mannschaft integrieren. Die Lagerkapazitäten am Bergischen Ring sind ebenfalls am Limit. Der erhebliche Aufwand, den nun einige Mitglieder betreiben müssen, um ihren Sportrolli mitzubringen- bzw. mitzunehmen ist gerade bei einigen Jugendlichen und Anfängern eine große Herausforderung, besonders wenn sie auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind.


Gibt es denn Rückmeldung seitens der Stadt Köln?
Leider nichts wirklich Brauchbares außer recht inhaltslose Antworten von ein zwei Stellen der Stadt, die uns nach Einreichung der Klage erreichten. Hier wird nur auf die angespannte Situation hingewiesen und dass es das Bestreben der Stadt ist, möglichst zeitnah die Hallen wieder dem Sport zurück zu geben. Immerhin wurde uns mitgeteilt, dass die Halle Bergischer Ring zur Zeit nicht für Flüchtlinge vorgesehen sei, wobei für die Zukunft keine festen Zusagen gemacht werden können. Immerhin schon mal ein kleiner Erfolg…

 

Sind außer den 99ers auch andere Sportvereine betroffen?
In Köln sind natürlich zahlreiche Vereine von Hallenschließungen betroffen – genau wie in vielen anderen Städten. Die offensichtliche Fehleinschätzung seitens der Verantwortlichen hat ja dazu geführt, dass sehr viele Hallen umgewidmet wurden. In Köln sind aus unserer Sicht aber die beiden großen Behindertensportvereine RSC Köln und RBC Köln99ers im besonderen Maße getroffen worden, da einfach keine Ausweichmöglichkeiten auf rollstuhlgerechte Hallen mehr bestehen. Uns ärgert auch extrem die kurze Reaktionszeit (mail am Freitag, montags bereits Halle zu), die uns und anderen Vereinen eingeräumt wurde.

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