Die letzten viereinhalb Jahre nach Neugründung des Vereines waren nicht leicht. Der damals neugewählte Vorstand war weitestgehend unerfahren, was die Führung eines Vereines anbetrifft. Hinzu kamen kurzfristige, nicht planbare Herausforderungen, denen wir uns stellen mussten.
In der Spielzeit 2015/2016 nahmen die BSC Rollers, neben dem nationalen Bundesligaengagement, auch als Ausrichter und Teilnehmer am Champions Cup Finalturnier teil. Zu diesem Zeitpunkt sah sich der Verein, neben der einschneidenden infrastrukturellen Veränderung – ausgelöst durch den Umzug nach Mosel – auch einer Umstrukturierung im Vorstand- und Managementbereich gegenüber. Durch fachliche Unzulänglichkeiten in der Budgetplanung sowie situativen Fehleinschätzungen in Bezug auf die Bundesligasaison 2015/16 und die Organisation/Budgetierung/Abwicklung und Ausrichtung des Champions Cup Finalturnier, kam es am Ende der angesprochenen Spielzeit zu erheblichen Zahlungsschwierigkeiten und offenen Rechnungen, welche sich als sehr hartnäckig herausstellen sollten.
Selbstverständlich lassen sich diese Fehlkalkulationen nachträglich schwer erklären oder nachvollziehen und es lag gleichwohl ein Versäumnis der Kontrollpflicht seitens des Präsidiums vor. Jedoch setzte das damalig neugewählte Präsidium sein vollstes Vertrauen in die Arbeit ausgewählter Personen, da diese über eine kaufmännische Ausbildung sowie ausreichend Berufserfahrung verfügten. Darüber hinaus war der Verein von Anbeginn an steuerrechtlich vertreten.
Mit dem Auftreten erster, von außen herangetragener, Ungereimtheiten kam es seitens der Vereinsführung umgehend zu einer Prüfung der Geschäftspraktiken und Verträge mit dem Ergebnis sofortiger personeller Konsequenzen. In weiterer Folge wurde der Vorstand neu formiert, um sich den aufgelaufenen, finanziellen Problemen zu stellen. Nach einer monatelangen Sichtung und Klärung in allen Belangen, sah man sich einem Gesamtfehlbetrag von ca. 100.000€ bei einem Jahresbudget von 150.000 € gegenüber.
Zu diesem Zeitpunkt stand selbstverständlich der Insolvenzgedanke im Raum. Jedoch hat sich der Vorstand dazu entschieden, über Gespräche mit Gläubigern, Ratenzahlungsvereinbarungen, Budgetverschiebungen seitens der Sponsoren sowie Budgeteinsparungen im sportlichen Bereich weiterhin solvent zu bleiben. Wir waren nach intensiven Monaten sehr stolz darauf, alle Gespräche positiv abgeschlossen zu haben und weiterhin den Verein betriebsbereit halten zu können.
Die folgenden zweieinhalb Jahre waren ein Kraftakt, mit unermüdlichen, persönlichen Einsatz aller Vorstandsmitglieder, Berater und der sportlichen Abteilung, welche mit geringem Budget und Spielermaterial unter den gegebenen schwierigen Bedingungen in der Lage waren, 3 Jahre den Klassenerhalt in der ersten Bundesliga sichern zu können.
Trotz intensiver Bemühungen gelang es 2019 nicht, weitere potente Sponsoren und Unterstützer an Bord zu holen. Eine Budgetlücke in den Monaten November/Dezember wurde somit unvermeidbar. Der Verein unternahm den Versuch durch Gespräche mit den Hauptsponsoren, weiteren Budgetumschlichtungen und gegebenenfalls zusätzlichen Unterstützungen den Fehlbetrag zu deckeln. Jedoch bekam die Geschäftsstelle zu Saisonbeginn unvermittelt eine Nachforderung, aufgrund einer Finanzprüfung für die Jahre 2014 – 2016.
Die resultierenden zwei größten Nachforderungen seitens der AOK (25.570€) und der VBG (8.580€) lassen ein weiteres wirtschaftliches Bestehen des Vereines nicht mehr zu.
Nach eingehender rechtlicher Beratung haben wir somit am heutigen 22. November 2019 beim Amtsgericht Chemnitz Insolvenz beantragt.
Auch wenn man durchaus mit Stolz auf die Reduktion der Verbindlichkeiten von vormals 100.000 € auf 30.000€ zurückblicken können, sind wir ehrenamtlich Tätigen aufgrund der nun vorliegenden Situation körperlich und psychisch am Ende unserer Kräfte. Der Verein und die mit viel persönlichen Aufwand agierenden Personen haben eine positive Entwicklung in den letzten Jahren durchlaufen und auch strukturell viele positive Akzente setzen können. Die Tradition des Rollstuhlbasketballs in Zwickau, die Attribute Toleranz, Teamgeist, Lebensfreude, Inklusion und Integration stehen für uns an oberster Stelle und dementsprechend sind wir bestrebt, alles in unserer Macht stehende zu tun, um diesen Weg für die vielen dankbaren Menschen weiter zu gehen.
In unserem speziellen Fall streben wir ein geregeltes Insolvenzverfahren, bei Aufrechterhaltung des aktuellen Spielbetrieb an. In den letzten Tagen sind Gespräche mit den Hauptsponsoren geführt worden, welche dem Verein mündlich in Aussicht gestellt haben, weiterhin finanziell unterstützend tätig zu bleiben.
Gleichzeitig wurden in Vorbereitung zur Einreichung des Insolvenzantrages ein Sanierungsplan entwickelt und beigefügt. Darüber hinaus wurden/werden alle weiteren
Sponsoren in Kenntnis gesetzt und dem Bestreben des Erhalts des Spielbetriebs und Weiterführen des Vereins Nachdruck verliehen. Ein Großteil der Unterstützer des Sponsorenpools werden ihr Engagement gegenüber dem Verein aufrecht erhalten.
Das Fortführen des Spielbetriebes ist von entscheidender Wichtigkeit, um die Bundesligalizenz halten zu können, auch wenn wir, unabhängig vom sportlichen Abschneiden in der laufenden Spielzeit, den freiwilligen, wirtschaftlich angezeigten Rückzug mit der nächsten Saison in die 2. Bundesliga antreten werden.
Pressemeldung: BSC Rollers Zwickau | Foto: Bert Harzer