Der Rollstuhlbasketball wird aus dem Paralympics-Programm 2024 in Paris gestrichen. Tokio 2020 steht auf der Kippe. Und jetzt wird auch noch die U24-EM der Damen im italienischen Lignano gecancelt. Abgesagt, weil sich nur die Türkei und Deutschland angemeldet haben.
Rollstuhlbasketball-Fans und -Spieler haben es zu Beginn des neuen Jahrzehnts nicht einfach. Insbesondere die jungen und ambitionierten Damen hierzulande müssen aktuell eine gehörige Portion Leidensfähigkeit und Eigenmotivation mitbringen. Zuerst wurden Bergenthal, Hennig & Co. ihres Paralympics-Traum 2024 beraubt, um kurz danach die Urlaubsplanung für den Sommer umschmeißen zu müssen, da die EM abgesagt wurde. Es ist keine schöne (sportliche) Perspektive, die sich den jungen Damen zurzeit bietet. Alle Verantwortlichen, wie die völlig überraschten Bundestrainer, aber auch die internationalen Verbände, können hoffen, dass die Nachwuchskräfte dem Sport in dieser Phase treu bleiben, durchs Tal der Tränen rollen und weiter Vollgas geben. Denn: Junge Menschen in diesem Alter haben andere, attraktive Optionen, die sie persönlich – auch außerhalb des Sports – weiterbringen, wie z. B. sich dem Studium widmen, den Fokus auf die Ausbildung legen oder einfach mit ihrem Freund Schabernack treiben, das Studentenleben genießen oder gediegen chillen.
Sollte die eine oder andere junge Dame aufgrund fehlender sportlicher Perspektive und der fehlenden internationalen Challenge und Competition das Weite suchen, darf sich keiner beschweren. Weder die Verbände, noch die Fans, noch die von den Ereignissen überrumpelten Coaches. Es bleibt für den Rollstuhlbasketball zu hoffen, dass die Ladys am Ball und dem Sport treu bleiben. Dazu bedarf es aber auch eindeutiger, vor allem wertschätzender Signale, und keiner lapidaren „Absage-Dreizeiler“ des europäischen Verbandes und in einem ruppigen Ton verfassten Traum zerstörenden Veröffentlichungen des IPC. Ich kann nur sagen: Kopf hoch, Mädels! Gebt weiter Vollgas, bleibt am Ball.
Text: Martin Schenk | Foto: Steffie Wunderl