Am Wochenende fanden die ersten Playoff-Partien in der RBBL1 statt. Kurz vor dem ersten Tipp-off hat Ayaka Ichihashi den japanischen Center der BG Baskets Hamburg, Reo Fujimoto, zum Interview gebeten. Der 35-Jährige spricht über die Vorbereitung der japanischen Nationalmannschaft auf die Paralympics in seinem Heimatland, seine zweite Heimat Hamburg und seine Ellebogen-Operation.
Reo, du spielst seit September 2014 in der deutschen Bundesliga bei den BG Baskets Hamburg. Wie fühlst du dich rückblickend?
“Es ist nun meine 5. Saison bei den BG Baskets Hamburg, und ich bin sehr dankbar und glücklich, dass ich jede Saison mit neuen Spielern, mit neuem Elan, mich mit einem neuen System auseinandersetzen und mein Spiel dadurch verbessern kann. Ich werde dieses Jahr 36 Jahre alt, aber hier zu spielen, liefert mir immer neue Erkenntnisse an denen ich wachsen kann.”
In der Saison 2017, kurz vor den Weltmeisterschaften hast du dich zu einer Operation am Ellbogen entschlossen. Es war sicherlich auch ein großes Risiko, doch was hat dich dazu bewegt?
“Kurz vor den Paralympics in Rio habe ich mich am Ellbogen verletzt und habe mich dann 2017 zu einer OP entschlossen. Ich hatte anfangs nicht damit gerechnet, mir meinen stärkeren Arm sozusagen aufschneiden zu lassen, aber in Hinblick auf die Paralympischen Spielen 2020 in Tokyo war es eine notwendige Entscheidung, das war mir klar. Jetzt weiß ich, dass es gut war, mich frühzeitig operieren zu lassen, um jetzt in Tokyo spielen zu können. Ich bin den BG Baskets Hamburg wirklich sehr dankbar, dass sie mich zu jeder Zeit unterstützt haben und Verständnis für meine Behandlung und Rehabilitation gezeigt haben.”
Wie verbringst du deine Freizeit in Hamburg?
“Seit der Saison 2018/2019 ist meine Frau auch in Deutschland. Deshalb verbringe ich meine Freizeit mit ihr, gehe in die Stadt bummeln, ins Café, und wir relaxen. Ich habe noch nicht alles erkundet, also Tipps sind jederzeit willkommen.”
Wie war dieses Jahr für dich? Aufgrund der Vorbereitungen für die Paralymischen Spiele bist du häufig zwischen Japan und Deutschland gependelt.
“Diese Saison habe ich wirklich sehr viel Verständnis von meiner Mannschaft erfahren. Ich konnte mich verbessern und entsprechend konzentrieren. Ich war fast nur bei den Heimspielen anwesend. So konnte ich mich leider nicht so für das Team einbringen, wie ich es eigentlich hätte tun wollen. Aber durch die Unterstützung des gesamten Teams und der Fans hatte ich ,trotz der bisher anstrengendsten Saison, viel Spaß. In dieser Saison bin ich sechsmal zwischen Deutschland und Japan gependelt. Das ist absoluter Rekord.”
Hört sich anstrengend an?
“Ja, mein Jetlag und die Reisestrapazen regulieren sich jedoch durch den Spaß und das Ausschwitzen beim Training. Womit dann auch die Innere Uhr schnell angepasst ist.”
Mal so nebenbei: Welche drei Dinge hast du eigentlich immer im Koffer?
“Was ich immer in meiner Tasche habe sind Kopfhörer, Reisepass und Handy.”
Es geht nun in die heiße Phase in Hinblick zu den Paralympics. Wie ist der Stand bei dir und der japanischen Nationalmannschaft hinsichtlich der Vorbereitungen?
“Wir haben uns mit der japanischen Nationalmannschaft seit Ende der Paralympischen Spiele in Rio 2016 mit einem durchgetakteten Plan vorbereitet. Um ein starkes Team zu bilden, hat sich jeder, egal wie alt oder erfahren er ist, auf seine Aufgaben fokussiert und an seinen Skills, an der mentalen Stärke und auch an der körperlichen Fitness gearbeitet. So hat sich jeder entsprechend aufgebaut. Man kann nicht kurz vor Tokyo anfangen zu planen. Man möchte im richtigen Moment glänzen, sodass man entsprechend rückrechnen und darauf hinstreben und -arbeiten muss.
Zu den Paralympics werden auch einige deiner Mannschaftskollegen oder auch Ex-Mannschaftskollegen nach Japan kommen. Hast du eine Empfehlung für sie?
“Japan hat eine ganz besondere, einmalige Kultur. Ich würde mich freuen, wenn alle in den Genuss unserer Gastfreundschaft kommen würden. Ich komme übrigens aus der Präfektur Shizuoka, wo der höchste Berg Japans, der Mt. Fuji steht. Bei schönem Wetter, kann man ihn auch vom Tokyo Skytree oder Tokyo Tower sehen. Er ist wunderschön.”
Abschlussfrage: Gibt es schon Pläne für die Zeit nach den Paralympics?
“Im Moment kann ich nur sagen, dass ich mir erst nach den Paralympics damit beschäftigen werde bzw. dann entsprechend plane.”
Reo, vielen Dank für deine Zeit
Steckbrief Reo Fujimoto
Geburtsdatum: 22. September 1983
Klassifizierung: 4,5
Art der Behinderung: Amputation rechts unterhalb des Knies
Was ich an Deutschland mag: Es gibt hier viele verschiedene Sorten Fleisch, die Schokolade ist lecker, der Weisswein ist lecker.
Was ich gerne aus Japan nach Deutschland holen würde: Japanischen Sake, Japanische Lebensmittel.
Interview: Ayaka Ichihashi | Foto: Steffie Wunderl