Interview mit Katharina Lang: “Mich hat der Sport demütiger werden lassen”

Mit Katharina Lang wird eine erfahrene Athletin das U19-Nationalmannschafts-Trainerduo Sebastian Wolk und Thorsten Schmid als Teammanagerin tatkräftig unterstützen. Was die ehemalige Fußgänger-Basketballerin über ihr neues Aufgabenfeld zu sagen hat, was sie der Sport gelehrt hat und welch emotionale Momente sie mit dem orangenen Leder verbindet, verrät die 4,5-Punkte-Spielerin im Interview.

 

Kate, wie kam’s, dass du in den kommenden Monaten Sebastian Wolk und Thorsten Schmid als (Team-)Managerin der U19-Nationalmannschaft zur Seite stehen wirst?

Nic Zeltinger hat mich, nachdem bekannt wurde, dass Sebastian Wolk neuer U19-Headcoach ist, angerufen und nachgehakt, ob ich denn Interesse an der Managerstelle hätte. Da ich schon zu Zeiten Alabamas viel Bürokratisches fürs Team übernommen habe und viel Spaß daran hatte, habe ich nach einem Treffen mit Seb zugesagt, und freue mich nun auf die kommende Zeit.

 

Lass uns die Fans kurz über den Privatmensch Katharina Lang abholen, so dass sie sich ein besseres Bild von dir machen können. Was machst du aktuell beruflich bzw. bist du noch am Studieren?

Ich bin derzeit Vollzeitathletin und genieße die Zeit, die ich dadurch für den Sport, aber auch für Freunde und Familie habe.

 

Welche Impulse möchtest du als Teammanagerin setzen?

Mein Ziel ist ein reibungsloser Ablauf der Lehrgänge und natürlich, dass sich die Jungs mit uns als Staff wohlfühlen und sich dadurch voll und ganz auf den Sport und ihre Leistung konzentrieren können. Zudem möchte ich mehr über das Managerwesen lernen und somit eine bessere Stütze für die Coaches sein, damit sie sich auf ihr Dasein als Trainer fokussieren können.

 

Was war dir als Teenager während deiner aktiven Fußgänger-Basketballzeit wichtig? Leistungssport lässt sich schließlich nicht immer mit den privaten Wünschen, wie Freunde treffen, hier und da mal Party machen oder spontan ins Kino gehen, vereinbaren.

Mir war es immer wichtig, meine schulischen Belange zuerst zu erledigen, damit danach Zeit für den Sport blieb. Denn wenn die schulischen Leistungen nicht stimmten, gab es auch kein Training, geschweige denn ein Turnierwochenende. Und natürlich denkt man manchmal darüber nach, ob man vielleicht einen Teil seiner Jugend “verloren” hat, da man den überwiegenden Teil seiner Zeit in der Halle stand, aber bereuen werde ich die Fokussierung auf Basketball nie. Die (Lebens-)Erfahrungen sind einzigartig und helfen mir in meinem Erwachsenenleben weiter, zudem gibt es dieses Zusammengehörigkeitsgefühl – wie ich es erleben durfte – nur im Sport. Und in diesem Sinne kann ich über die verpassten Partys und spontanen Kinobesuche auch ganz gut hinwegsehen.

 

Was waren – bis dato – die wichtigsten emotionalsten Ereignisse während deiner aktiven Karriere? Und was haben sie dich gelehrt?

Mein emotionalstes Ereignis war die Deutsche Meisterschaft mit der weiblichen U16-Mannschaft in Bad Aibling 2009. Mitte des zweiten Viertels wurde mir im Kampf um den Rebound die Nase gebrochen und ich musste ins Krankenhaus. Während der gesamten Fahrt haben mich meine Mutter und meine ehemalige Trainerin per Telefon auf dem Laufenden gehalten, und als sie dann am Telefon ausrasteten, wusste ich, die Mädels hatten es geschafft. In diesem Titel steckte einfach so enorm viel Arbeit und Schweiß so vieler Leute, das war einfach ein wahnsinniges Gefühl. Insbesondere dann – nach meiner Rückkehr aus dem Krankenhaus – das Netz abzuschneiden und das obligatorische “We are the champions” zu singen.

 

Und im Rollstuhlbasketball?

Im Rollstuhlbasketball war sicherlich Tokio ein emotionaler “Rollercoaster”. Wir lagen so oft hinten und haben nichts getroffen, nur um dann ein den letzten Minuten aufzudrehen und zu zeigen, was wir können und die letzten Jahre verinnerlicht haben. Dieses Erlebnis, ohne Fans und nur mit dem Team in der Halle zu sein hat immens zusammengeschweißt, und ich hoffe, dass wird auch in Zukunft so sein …

 

… ohne Fans in der Halle (lacht)

Quatsch, nicht die nicht vorhanden Fans, sondern das zusammengeschweißte Teamgefüge (grinst).

 

Was gab’s noch?

Meine gesamte Karriere hat mich gelehrt, geduldig zu sein und immer weiter zu arbeiten, egal, welche Hindernisse aufkommen. Zudem hat mich der Sport demütiger werden lassen. Ich freue mich über jedes Spiel, jedes Training und jeden neuen Ort, den ich kennenlernen darf. Nicht jeder hat das Glück, mit seinem Sport die Welt zu bereisen und neue Kulturen und Menschen kennenzulernen.

 


 

Katharina Lang im EM-Einsatz 2021 in Madrid gegen die Niederlande. (Foto: Hannah Schrauth)


 

Kannst du dein Aufgabenspektrum innerhalb der U19 kurz umreißen?

Ich werde für das Organisatorische verantwortlich sein, wie die Planung der Lehrgänge, den Kontakt zu den Vereins- und Landestrainern und alles, womit ich die Coaches entlasten kann, damit sie sich auf das Sportliche konzentrieren können.

 

Mit Thorsten und Seb hast du zwei alten Hasen an deiner Seite, die einiges an Erfahrung auf dem Buckel haben. Was möchtest du für dich und deine Zukunft mitnehmen?

Ich möchte viel von den Beiden lernen, egal ob on court oder off court, sie haben mir einiges voraus und sicher den ein oder anderen Ratschlag für mich.

 

Was möchtest du gerne noch loswerden? Insbesondere an die jungen Spieler*innen, die dieses Interview lesen?

Habt Spaß am Rollstuhlbasketball und habt keine Angst davor, nachzufragen, um besser zu werden. Arbeitet weiter hart und freut euch über die kleinen Fortschritte, damit sie irgendwann zu Großen werden und wir hier ein Interview von euch lesen.

 

Danke für deine Zeit, Kate.

 

Interview: Martin Schenk | Foto: Uli Gasper

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