Interview mit Annika Sonnleitner: “Wenn man etwas wirklich will, dann kann man alles schaffen.”

Die 20-jährige Annika Sonnleitner hat am Osterwochenende, während des Selection Camps in Lobbach, den Sprung in den erweiterten Kader der Damen-Nationalmannschaft geschafft. Die 2,5-Punkte-Spielerin spricht im Rollt.-Interview über ihren sportlichen Ehrgeiz, ihr großes Hobby, die Landschaftsfotografie, sowie ihre Ambitionen in naher Zukunft. Für das Interview hat uns Annika auch zwei ihrer Lieblingsfotos zur Verfügung gestellt, die wir euch nicht vorenthalten wollen …

Annika, was war dein erster Gedanke, als du gehört hast, dass du im 15er-Kader des Team Germany stehst?

Mein erster Gedanke war, dass ich meinem Ziel und dem Traum jeden Sportlers – den Paralympics in Paris 2024 – näher gekommen bin. Ich habe mich natürlich sehr gefreut. Aber um das Ganze zu realisieren, dauert es denke ich noch ein paar Tage.

 

Wie hat dein persönliches Umfeld auf die Nachricht reagiert?

Da ich nach dem Selection-Camp gleich in Lobbach geblieben bin für den Lehrgang des bayerischen Landeskader, konnte ich meiner Familie und meinen Freunden die guten Neuigkeiten erstmal nur per Telefon mitteilen, aber alle haben sich sehr für mich gefreut.

 

Du bist begeisterte Hobbyfotografin. Demnächst geht es mit der Damen-Natio auf die Kanaren zum Trainingslager. Ist deine Kamera dann mit am Start? Und wirst du uns mit ein paar Fotos versorgen, wenn es der Zeitplan zulässt (grinst)?

Meine Kamera werde ich auf jeden Fall mitnehmen. Man weiß ja nie was einem entgeht (lacht). Wenn es die Zeit zulässt, gibt es bestimmt das ein oder andere Foto, das ich machen werden. Allerdings wird der Fokus voll und ganz auf dem Trainingslager in Lanzarote liegen.


Eines von Annikas Liebelingsfotos: Die Triberger Wasserfälle im Hochschwarzwald (Foto: Annika Sonnleitner)


Wie würdest du dich selbst als Spielertyp beschreiben? 

Ich würde mich eher als eine Spielerin bezeichnen, die Ruhe in die Partie bringt, nicht den Spielüberblick verliert und, wenn Spiele mal nicht so gut laufen, niemals aufgibt.

 

Welche Menschen und Spieler*innen haben dich in den letzten Jahren am meisten geprägt? Und warum?

Da ich schon früh mit dem Rollstuhlbasketball angefangen habe, war, denke ich, die Anfangszeit sehr entscheidend. Zu Beginn habe ich in Tübingen gespielt und bin anschließend nach Heidelberg gewechselt. Nach meiner zweijährigen Pause, habe ich bei BBU’01 Rollstuhlbasketball in Ulm wieder angefangen. Von Trainern und jeglichen Spielern konnte ich viel mitnehmen.

 

Wie bringst du all die Lehrgänge und das Training unter einen Hut mit deiner persönlichen Lebensplanung und deinem Privatleben? Kannst du uns einen kurzen Abriss geben?

Das frag ich mich tatsächlich auch manchmal (grinst). Und meine Antwort, auf die mir selbst gestellte Frage, lautet dann immer: Wenn man etwas wirklich will, dann kann man alles schaffen. Zeitmanagement ist alles. Wenn ich dann mal Zeit habe, genieße ich natürlich sehr die Zeit mit meiner Familie, meinem Freund und Freunden. Mein duales Studium darf dennoch nicht in den Hintergrund geraten.

 

Hand aufs Herz: Wie ist das eigentlich mit vier unterschiedlichen Trainern zu tun zu haben? Dirk Paßiwan als Damen-Nationaltrainer, Dennis Nohl als U25-Coach, Sebastian Gillsch als bayerischer Landestrainer und Thorsten Schmid als dein Vereinstrainer?

Ich denke, die Mischung macht’s. Die Trainer untereinander kann man nicht miteinander vergleichen. Ich bin aber froh, von jedem Einzelnen viel mitnehmen zu können, und auf meinem (weiteren) Weg von allen unterstützt zu werden.

 



Wo siehst du deine sportliche Zukunft bzw. wohin geht die Reise der Annika Sonnleitner?

Ich hoffe, mein Ehrgeiz bringt mich in meiner sportliche Karriere noch weiter. Aber wo sie genau hingeht, das werden wir dann sehen.

 

Was möchtest du gerne noch loswerden, was dir wichtig ist?

Ich möchte auf jeden Fall jedem Einzelnen danken, der mich auf den Weg in den 15er Kader unterstützt hat. Es fängt bei meiner Zeit in Heidelberg an, bis hin zu meinem Wechsel nach Ulm; dem  Landeskader Bayern, den Einladungen zur U25-Nationalmannschaft und ins Selection-Camp der A-Nationalmannschaft. Natürlich nicht zu vergessen: meine Familie. Danke!

 

Annika, lieben Dank für deine Zeit.

 

Stimmen über Annika Sonnleitner

Thorsten Schmid (Trainer BBU ’01): “Es freut mich sehr für Annika, dass sie jetzt zum erweiterten Kreis der Nationalmannschaft gehört. Es war eines ihrer Ziele, als sie zu uns kam. Während der Saison hat sie sich – dank ihres Fleißes – sehr gut entwickelt. Sie hat die für sie vorgesehenen Spielzeit gut genutzt und sich dadurch nicht nur in Ulm, sondern auch bei der Nationalmannschaft, für mehr empfohlen. Es würde mich freuen, wenn es für Sie weiter geht.”

 

Dennis Nohl (U25-Nationaltrainer): “Wir hatten Annika schon etwas länger auf dem Radar.  Sie war eine der Spielerinnen, auf die Marina und ich 2021 im Rahmen der Sichtung bei der Deutschen Meisterschaft der Damen sehr gespannt waren.  Aufgrund ihrer guten Trainer vor Ort und im Landesverband überzeugte sie dort mit individuellen Fähigkeiten. Bei der U25 konnte sie während der Lehrgänge schon üben, mehr Verantwortung zu übernehmen.  Sie ist eine Spielerin mit Potenzial, welches weiter durch Training entwickelt werden muss. Die Nominierung unter die Top 15 und die damit verbundene Teilnahme am Camp auf Lanzarote ist eine große Chance für sie.”

 

Sebastian Gillsch (Landestrainer Bayern): “Wir haben uns riesig für Annika gefreut, als wir von Ihrer Nominierung in den 15er Kader der Damen gehört haben. Sie hat speziell im vergangenen Jahr hart gearbeitet und sich hervorragend entwickelt. Durch Ihre gelassene Art wird Sie den Mädels zukünftig auf und abseits des Feldes eine verlässliche Stütze sein.”

Steckbrief Annika Sonnleitner
Geburtsdatum: 18.05.2001
Alter: 20
Geburtsort: Pforzheim
Verein: BBU ’01
Klassifizierung: 2,5
Behinderung: HSP – Hereditäre spastische Spinalparalyse

 

Interview: Martin Schenk | Foto: Uli Gasper

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