Dem RSV Lahn-Dill blieb der Einzug ins DRS-Pokal-Viertelfinale der Saison 2018/2019, nach zwei deutlichen Siegen gegen die LUX Rollers und den RSC Tirol in der ersten Pokalrunde, am grünen Tisch – aufgrund des Eintrages eines nicht spielberechtigten Spielers auf dem Spielberichtsbogen – verwehrt. Es folgte ein Einspruch der Wetzlarer. Am 1. Dezember 2018 verkündete der Spielleiter dann wortgemäß:
„Da in der Zwischenzeit der RSC Tirol und auch die LUX Rollers auf eine weitere Teilnahme am DRS-Pokal verzichteten, mussten beide Teams aus der Wertung genommen werden. Die ausgesprochene Spielverlustwertung gegen den RSV Lahn-Dill war somit gegenstandslos. Das Finalspiel lautete nun Lahn-Dill Skywheelers gegen den RSV Lahn-Dill. Auch hier kam es zum Verzicht der Lahn-Dill Skywheelers am Pokalwettbewerb, so dass mit dem RSV Lahn-Dill die einzig verbliebene Mannschaft in dieser Gruppe für die nächste Runde qualifiziert war.“
Nachdem es insbesondere in den Sozialen Medien kontroverse Sichtweisen und Spekulationen gab, haben wir beim Manager des RSV Lahn-Dill, Andreas Joneck, nachgehakt, um ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.
Andreas, der RSV Lahn-Dill spricht in seiner Pressemitteilung zum Erreichen des Pokal-Viertelfinale des Öfteren von Fairness. Wäre es nicht auch fair seitens des RSV gewesen, die erstinstanzliche Entscheidung der Pokal-Spielleitung auf Spielverlust zu akzeptieren, um damit dem Sport und den Regeln gerecht zu werden? Wie siehst du das?
„Wir haben von Beginn an gesagt, dass wir unseren Fehler nicht bestreiten. Wäre im Laufe des Verfahrens herausgekommen, dass einzig und alleine wir den Fehler produziert haben und ihn damit auch alleine zu einhundert Prozent zu verantworten gehabt hätten, dann wären wir die Ersten gewesen, die unseren Einspruch zurückgenommen hätten. Aber genau dies ist aus unserer Sicht eben nicht herausgekommen, sondern dass andere Faktoren, die in unseren Augen ebenfalls nicht regelkonform abgelaufen sind, hinzukamen. Daher muss auch für uns das Recht gelten, dies bewerten zu lassen. Und genau hier liegt der Knackpunkt, denn dies wird in der aktuellen Diskussion vollkommen vernachlässigt, entweder aus Unkenntnis der Sachlage oder aus Gründen, die ich nicht kenne.“
Kannst du nachvollziehen, dass die ganze Pokal-Thematik rund um den Spielverlust und das Weiterkommen des RSV für den einen oder anderen Rollstuhlbasketball-Fan ein „Geschmäckle“ hat? Andere wiederum sprechen davon, dass jeder andere Verein, genauso so reagiert hätte. Wie schätzt du das ein?
„Jeder darf dazu seine Meinung haben, je fundierter desto besser. Aber ohne Hintergrundwissen irgendwelche Verdächtigungen in den Raum zu stellen, ist nicht nur unsachlich, sondern auch unfair und der Sache absolut abträglich. Wir akzeptieren hierzu jegliche Meinung, kritisieren aber ebenso scharf die Doppelmoral, die bei einigen wenigen dabei zu Tage tritt, diese ist manchmal nur sehr schwer zu ertragen. Danke daher an die zahlreichen sachlichen Stellungnahmen, die uns erreicht haben und uns diesbezüglich bestärken.“
Wie beurteilt der RSV Lahn-Dill die entstandene Außenwirkung dieses “Pokal-Verfahrens” auf den Rollstuhlbasketball insgesamt und auf den RSV Lahn-Dill im Speziellen?
„Solange sachlich und mit stichhaltigen Argumenten diskutiert wird, nimmt niemand Schaden, dieser entsteht erst durch Vorurteile, Beschuldigungen und Unterstellungen. Dies ist der Grund, warum wir uns an manchen Diskussionen nicht beteiligen.“
Gab es zwischen den Verantwortlichen des RSV Lahn-Dill, der Spielleitung und den Verantwortlichen der Lux Rollers, der Lahn-Dill Skywheelers und des RSC Tirol nach der erstinstanzlichen Entscheidung der Spiel- bzw. Pokalleitung Kontakt bzw. Gespräche? Wenn ja, was wurde besprochen?
„Ich vermute natürlich, auf was diese suggerierende Frage abzielt, daher ein klares Nein, es gab von unserer Seite keinen Kontakt, und es wäre ja auch dumm gewesen, hätten wir so etwas getan. Wir haben unser Mandat ganz bewusst an eine Person übertragen, die eine hohe Sachkenntnis und durch ihre Vita in der Basketballwelt eine hohe Reputation besitzt, um diesen Verdacht, der in der Frage schon mitspielt, ad absurdum zu führen.“
Würdest du mir zustimmen, dass das knapp einmonatige Zeitfenster zwischen erster und zweiter Pokalrunde (Viertelfinale) einen zusätzlichen Entscheidungs- und Handlungsdruck für alle Beteiligten aufgebaut hat? Wenn nein, warum? Wenn ja, was heißt das für die Zukunft?
„Der Zeitdruck war für beide Parteien in dem Verfahren nicht einfach, denn natürlich musste der Vorfall analysiert, aufgearbeitet und bewertet werden. Von uns, wie auch vom Verband. Ich weiß aber, dass Jürgen Bäumer und Wolfgang Schreier (Anm. d. Red.: Ehemaliger Rechtswart des DBB und Vertreter des RSV in diesem Fall) hier sehr verantwortlich gehandelt haben. Beide Seiten haben die in den Statuten vorgegebenen Frist dabei klar unterschritten, um möglichst zügig zu arbeiten.“
Welche Haltung und Meinung wird der RSV Lahn-Dill in Zukunft vertreten, wenn einem anderen Klub ein solches oder ein ähnliches Missgeschick passiert, wie dem RSV-Trainerstab in der ersten Pokalrunde?
„Grundsätzlich immer zugunsten des Sports, insbesondere wenn die Fehlerquelle nicht nur auf einer Seite zu suchen ist und sich keine der Seiten einen Vorteil verschafft hat. Das war in der Vergangenheit so, ist jetzt so und wird sich auch nicht ändern.“
Gibt es etwas, dass du – neben den bereits erwähnten Punkten in den RSV-Pressemitteilungen – noch sagen möchtest, was dir bzw. dem RSV Lahn-Dill wichtig ist?
„Wilde Spekulationen, Vorverurteilungen und haltlose Vorwürfe sind Dinge, die wir ändern müssen. Dies spaltet, anstatt zu vereinen, sorgt für eine schlechte Außendarstellung und verhärtete Fronten. Dies ist allerdings ganz unabhängig von diesem Fall und ja nicht das erste Mal, dass dies passiert. Ich habe keine Ahnung, ob dahinter Kalkül steht oder nicht, es ist jedenfalls nicht die Art von Diskussionen, die uns alle weiterbringt.“
Andreas, vielen Dank für deine Zeit
Interview aus Rollt. #20: Martin Schenk | Foto: Steffie Wunderl