Eine der beeindruckendsten Karrieren im Deutschen Rollstuhlbasketball fand am vergangenen Samstag ein Ende, denn für Andre Bienek, Kapitän der Thuringia Bulls, war es der letzte Auftritt seiner aktiven Laufbahn.

Im Ruhrgebiet erlernte der gebürtige Castroper das Einmaleins des Rollstuhlbasketballs. Mit einem absoluten Winner-Gen ausgestattet, bescherte er seinen Clubs große Erfolge. Am US-College Whitewater und im italienischen Cantu feierte Bienek Meisterschaften. 2014 wechselte der Nordrhein-Westfale zu den Thuringia Bulls, wo es für beide Seiten Liebe auf den ersten Blick war.

Nach 21 Jahren, 329 A-Länderspiele, knapp 250 Pflichtspielen im Bullen-Trikot und mit allem was man auf Vereinsebene gewinnen kann, möchte der junge Familienvater nun ein neuen Lebensabschnitt beginnen. Gerade in wichtigen Spielen glänzte „Mr. Rainbow-Shot“ mit Weltklasseleistungen, großen Emotionen und unbändigen Siegeswillen.

Zusätzlich baute er mit viel Engagement die Thuringia Bulls School Tour auf, die bisher über 7000 Schüler*innen im gesamten Bundesgebiet erreichte und somit einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Inklusion leistet. Außerdem zeigte unsere Nummer 10 seine Führungsqualitäten auch bei der Entwicklung des Thuringia Bulls Farmteams, die er als Coach von der Landesliga bis in die Regionalliga geführt hat.

Dieses Herzblut und Know How bleibt den Thuringia Bulls glücklicherweise erhalten. So wird der junge Familienvater seine vielfältigen Aufgaben weiter ausbauen. Es ist eine große Chance für unseren Verein, können wir doch die wachsenden Herausforderungen auf mehrere Schultern verteilen und haben so die Möglichkeit die Thuringia Bulls besser für die Zukunft auszurichten.

Dementsprechend äußert sich Michael Engel mit einem weinenden und lachenden Auge:

„Ich kann Andre zu seiner eindrucksvollen Karriere nur beglückwünschen. Dabei hat er wirklich alles auf dem Spielfeld gelassen, was körperlich und emotional möglich war. Andre war immer ein absoluter Leader, der egal ob im Training oder Spiel mit unglaublich viel Leidenschaft immer das Beste aus sich und seinen Mitspielern herausgeholt hat. Er ist in allen Bereichen ein großes Vorbild für die nächste Generationen junger Athleten*innen, da jeder Move auf unzähligen Trainingsstunden zurückzuführen ist. Zusätzlich hat er mir mit sehr viel Know-How und Loyalität geholfen meine Trainertätigkeit auf diesem Niveau auszuüben, wofür ich immer dankbar sein werde. Wir reden oft von „Typen“ im Sport. Andre ist so ein „richtiger Typ“, der sich mit großem Mut jeder Herausforderung stellte und dabei sich immer treu geblieben ist. Ich freue mich riesig, dass Andre weiterhin ein prägendes Mitglied unserer Thuringia Bulls Familie sein wird, denn ohne ihn würden wir heute nicht da sein, wo wir sind.“

Lieber Andre,

wir bedanken uns von ganzem Herzen für Deinen unglaublichen Einsatz im Bullen-Trikot mit so vielen unvergesslichen Erinnerungen. Wir sind unendlich stolz, dass Dein „Bullen-Herz“ weiter für uns schlägt und freuen uns riesig auf unsere gemeinsame Zukunft.

Statement Andre Bienek:

„Damals in Bochum, als ich das erste Mal versucht habe einen Basketball in den Korb zu werfen, war mir noch nicht klar, was der Basketball mir geben kann. Es hat mir eine Zukunft gegeben, die ich nie für möglich gehalten habe. Der Basketball hat mich selbstbewusst gemacht, viele Freundschaften sind hier entstanden und er hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Nach 21 Jahren habe ich fast überall auf der Welt gespielt. Mit der Nationalmannschaft war ich in Peking, Rio de Janeiro, Südafrika und unzähligen anderen Orten. In all den Jahren habe ich für einige Teams gespielt. Bochum, Duisburg, Bonn, Zwickau und Frankfurt waren meine Stationen in Deutschland. Darüber hinaus war ich für 4 Jahre am amerikanischen College Whitewater, wo ich auch meinen Abschluss gemacht habe. Danach ging es für 2 Jahre ins Italienischen Cantu. Mittlerweile bin ich seit 8 Jahren in Thüringen, wo ich meine zweite Heimat gefunden habe. Ich bin stolz ein Thüringer Bulle zu sein.

An die gesamte Zeit denke ich sehr gerne zurück. Unzählige Stunden beim Training, Tausende von Spielen in verschiedenen Trikots, über 300 alleine mit der Nationalmannschaft. Oft wurde mir eine goldene Medaille umgehangen, oft auch nicht. Aber das ist auch nicht alles im Leben, ich bin dankbar für all diese Erfahrungen. Jetzt ist es Zeit für eine neue Herausforderung. Ich gehe diesen Schritt nicht alleine und weiß, dass viele Menschen mich unterstützen und mir den Rücken stärken. Das macht mich sehr zuversichtlich für die Zukunft. Der Basketball und die Thuringia Bulls werden mich so schnell nicht los!

 

PM: RSB Thuringia Bulls | Foto: Franziska Möller

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