Die Rhine River Rhinos sind im Kampf um die Deutsche Meisterschaft am Tabellenführer der Rollstuhlbasketball-Bundesliga, den RSB Thuringia Bulls, gescheitert. Wie schon im letzten Jahr, hatten die Hessen das Nachsehen gegen die Equipe aus Thüringen. Nach der 56:77-Niederlage in der Vorwoche, mussten sich die Dickhäuter am Samstag in der Fremde mit 47:83 geschlagen geben.
Trotz des deutlichen Ergebnisses beim Meister und Pokalsieger des Jahres 2016, zeigte sich der Manager der Rhinos, Mirko Korder, nach dem Aufeinandertreffen positiv gestimmt: „Ich bin mit unserer Verteidigungsarbeit im Großen und Ganzen zufrieden. Unsere eingeschränkten Rotationsmöglichkeiten waren dem Match natürlich nicht zuträglich. Die Leistung der Bulls möchte ich aber nicht schmälern, die verdient gewonnen haben und eine absolute Spitzenmannschaft sind. Wir selbst hätten es definitiv enger gestalten können, was die zweite Halbzeit gezeigt hat. Wie schon oft von mir betont, muss im Zusammenhang mit den Rhinos immer im Auge behalten werden, wie jung unsere Mannschaft ist und dass bei uns Youngsters wie Jim Palmer, Marvin Malsy, Svenja Mayer, Lukas Jung, Chris Spitz oder auch eine Matthias Güntner Verantwortung übernehmen müssen. Und dies tun sie bereits jetzt auf teils hervorragendem Niveau. Diese Generation hat noch eine große Zukunft vor sich.“
Die sportliche Geschichte des zweiten Play-off-Matchs ist indes schnell erzählt. Während der Topfavorit sein Spiel und seine Systeme durchzog, fanden die Gäste aus Hessen insbesondere in den ersten beiden Vierteln nur selten Zugriff auf ihr Angriffsspiel. Die aggressive Verteidigung der Hausherren verfehlte ihre Wirkung nicht. Während Youngster und Nationalspieler Matthias Güntner als Fels in der Brandung fungierte und 80% seiner Würfe in der Reuse der Bulls versenken konnte, haderten die restlichen Dickhäuter mit ihrem Wurfglück. Nur etwa jeder vierte Wurf von Tommie Lee Gray (21% FG), Maurice Amacher (28% FG) und André Hopp (38% FG) fand den Weg in Ziel. Einfach zu wenig, um die routiniert agierenden Thüringer zu ärgern, was nach dem Match auch vom Manager untermauert wurde: „Wenn du in einer Halbzeit in toto 13 Punkte erzielst, dann ist das ganz klar zu wenig. Die Trefferquote hat uns in dieser Spielzeit schon den einen oder anderen Sieg gekostet, hier müssen wir uns zukünftig steigern. In anderen Bereichen waren wir jedoch den Bulls bzw. den anderen Klubs in der Liga stets ebenbürtig, was sich daran festmachen lässt, dass wir das Halbfinale bzw. die Play-offs erreicht haben.
Symbolisch für die Partie: die Anfangsphase. Bereits nach 2,5 Minuten führten die Gastgeber mit 10:0, ehe Maurice Amacher seine Farben nach einer dreiminütigen Durststrecke erlöste und zum 2:10 einnetzte. Aber auch nach den ersten Punkten lief es im Angriff nicht besser für die Kurstädter, die das erste Viertel mit 9:18 und die zweiten zehn Minuten mit 4:18 an den RBBL-Tabellenführer abgeben mussten.
Nach dem Pausentee fanden Malsy & Co. besser ins Spiel. Während der Ball durch die eigenen Reihen lief, fanden die Wiesbadener auch die Lücken in der Thüringer Abwehr, in die immer wieder Matthias Güntner stieß und dabei zwölf seiner 18 Punkte erzielte. Im dritten Viertel, dies sei noch angemerkt, erzielten die Rhinozerosse mehr Punkte (16) als in der kompletten ersten Halbzeit (13) zusammen. Der Ballast des hohen Rückstands, der zwischenzeitlich 38 Punkte betrug, lastete jedoch zu schwer auf den Schultern des Tabellenvierten, der weiter Gas gab, aber gegen den Topfavoriten an diesem Tag keine Chance hatte.
Nach vierzig gespielten Minuten mussten die Rhine River Rhinos mit 47:83 die Segel streichen und die Heimreise nach Hessen antreten.
Stimmen zum Spiel:
Headcoach Marco Hopp: „Ich hätte mir gewünscht, dass wir das Ergebnis noch ein bisschen enger hätten gestalten können. Leider hatten wir nur in der zweiten Halbzeit die notwendige Durchschlagskraft. Über die 13 Punkte in den ersten beiden Viertel lege ich den Mantel des Schweigens. Hätten wir dort genauso viele Punkte wie im zweiten Abschnitt erzielt, wären wir bei insgesamt 68 Punkten gelandet. Super hat mir gefallen, wie Matthias Güntner und André Hopp in der zweiten Halbzeit harmoniert haben. Der 10:0-Lauf zu Beginn des Matchs inkl. dreier Turnover sowie diverser Fehlwürfe hat natürlich auch wehgetan.“
Matthias Güntner: „Die Thüringer haben insbesondere in der 1. Halbzeit sehr viel Druck aufgebaut, was uns das Leben und das Spiel schwer gemacht hat. In den zweiten zwanzig Minuten haben die Hausherren eher mit einer kleinen Aufstellung gespielt, was uns in die Karten gespielt hat, da wir dann unsere Größenvorteile besser ausnutzen und entsprechenden scoren konnten.“
Maurice Amacher: „Mit einer guten zweiten Halbzeit verabschieden wir uns aus den Play-offs. Die Bulls waren die klar bessere Mannschaft. Sie sind sehr gut eingespielt und agieren hart und physisch. Mit dem Erreichen der Play-offs kann die gesamte Mannschaft sehr zufrieden sein. Wir hatten Höhen und Tiefen über die gesamte Saison betrachtet. Am Ende macht es mich aber stolz, dass wir in der stärksten Liga der Welt das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft erreicht haben. Unser Fokus liegt nun auf dem Europapokal-Wettbewerb. Ich hoffe, dass ich bis dahin wieder fit bin, habe ich mir doch im gestrigen Spiel eine Fraktur an der Rippe zugezogen.“
Statistik:
Viertelergebnisse: 9:18 | 4:18 | 16:23 | 18:24
Scorer: Güntner (18), Hopp (17), Gray (8), Amacher (4), Spitz (2).
PM: RRR | Foto: Michael Helbing