Der RSV Lahn-Dill steht in seinem elften Endspiel der europäischen Königsklasse, in dem es zum ersten Mal in der 46-jährige Historie des Wettbewerbs zu einem rein deutschen Finale kommt. Während der Lokalmatador in der Rittal Arena Wetzlar mit 76:61 (18:15/39:29/58:46) über den spanischen Rekordchampion CD Ilunion aus Madrid triumphierte, konnten sich die Thuringia Bulls in ihrem Halbfinale mit 85:63 gegen Bidaideak Bilbao durchsetzen.
Im Klassiker der europäischen Königsklasse zwischen Madrid und Lahn-Dill agierten beide Seiten von Beginn an auf einem hohen Niveau und zeigten Rollstuhlbasketball vom feinsten. Madrid suchte in der Offensive vornehmlich den australischen Center Bill Latham, der gerade in der Anfangsphase von den Mittelhessen kaum zu verteidigen war, während in den RSV-Angriffsbemühungen Thomas Böhme extrem sicher aus der Halbdistanz traf.
Doch schon nach nur gut fünf Minuten kassierte der zuletzt sehr starke Brian Bell bereits früh sein zweites Foul und Cheftrainerin Janet Zeltinger war gezwungen einen ersten Wechsel vorzunehmen. Doch aus dieser Not machte der RSV Lahn-Dill im Stil einer Spitzenmannschaft eine Tugend. Annabel Breuer begleitete Michael Auprince und Dominik Mosler aufs Parkett und diese Line-up sollte zusammen mit Steve Serio und Thomas Böhme letztendlich für den entscheidenden Unterschied sorgen. Die Wetzlarer bekamen immer mehr Kontrolle über diese Halbfinalpartie, während Madrid in der eigenen Verteidigung vor enorme Probleme gestellt wurde. So zog der Gastgeber von 22:15 (11.) auf 31:21 (16.) davon und konnte am Ende des zweiten Viertels mit einem 39:29 in die Halbzeitpause gehen.
Aus dieser kam jedoch zunächst der 16-fache spanische Meister deutlich effektiver. Bereits in der 23. Spielminute war die vermeintlich komfortable Führung aufgebraucht, als Madrids Jake Williams auf 41:38 aus RSV-Sicht verkürzte. Was sich anschließen sollte, war die entscheidende Phase des europäischen Klassikers, denn das Spiel Stand nun auf des Messers Schneide. Doch der RSV blieb cool und konterte dieser Druckphase der Spanier taktisch und mental. Steve Serio war es, der beim 55:44 (29.) die Führung wieder ausbauen konnte, ehe Topscorer Thomas Böhme wenig später das 58:46 erzielte.
In der Schlussphase ließ der RSV Lahn-Dill nun nichts mehr anbrennen und zog verdient ins Endspiel um die europäische Krone ein. Erfolgreichste Schützen bei den Hausherren waren neben Böhme, der bärenstarke 35 Punkte verzeichnete, US-Boy Serio mit 18 Zählern und Center Michael Auprince mit 15 Punkten, bei einer überzeugenden Trefferquote von 75 Prozent. Auf Seiten der Madrilenen gefielen dagegen Auprince australischer Landsmann Bill Latham sowie Amadu Diallo. Den beiden Centern gelangen zusammen 32 Punkte, während den Außenschützen Williams und Gregg Warburton 19 Zähler gelangen.
Nun steht der RSV Lahn-Dill am Sonntag um 17:30 Uhr zum elften Mal in der Vereinsgeschichte im Endspiel um die europäische Krone. Gegner sind dabei die Thuringia Bulls, die ihr Semifinale gegen Bilbao gewinnen konnten. Dieses Duell ist das erste deutsch-deutsche Finale der Königsklasse in der langen Geschichte des Wettbewerbs seit 1976. Der Titel bleibt damit definitiv in deutscher Hand, nachdem der RSV Lahn-Dill in den Jahren 2004 bis 2006 sowie 2010, 2012 und 2015 triumphieren konnte. Die Thüringer ihrerseits gewannen die Champions League 2018 und 2019.
Lahn-Dill: Thomas Böhme (35), Steve Serio (18), Michael Auprince (15), Dominik Molser (6), Brian Bell (2), Annabel Breuer, Simon Brown, Christopher Huber, Catharina Weiß, Peyman Mizan (n.e.), Ian Sagar (n.e.).
Madrid: Bill Latham (20), Amadu Diallo (12), Gregg Warburton (10), Jake Williams (9), Terry Bywater (6), Sara Revuelta (2), Pablo Zarzuela (2), José Conde (n.e.), Pablo Lavandeira (n.e.), Igancio Ortega (n.e.), Daniel Stix (n.e.), Pablo Ubri (n.e.).
PM: RSV Lahn-Dill | Foto: Armin Diekmann