Wetzlar: RSV Lahn-Dill mit neuem Team in Angriffslaune

Gleichzeitige Suche nach neuem Hauptsponsor | Angriffslustig, optimistisch und mit viel Vorfreude auf die neue Spielzeit geht der RSV Lahn-Dill in die neue Spielzeit 2019/2020. Vor allem der aktive Umbau des Kaders mit dem Ziel mittelfristig eine Mannschaft aufzubauen, die zum Angriff auf die europäische Spitzenposition bläst, hat eine Art Pionierstimmung im gesamten Umfeld des deutschen Rekordmeisters ausgelöst. Trotz extrem kurzer Vorbereitungszeit durch die Abstellung zahlreicher Nationalspieler, war der Auftakt vielversprechend, auch wenn Testspiele und erste Eindrücke bekanntlich im rauen Ligaalltag wenig zählen. Für den RSV heißt es nun die Ärmel hochzukrempeln und die Grundlage zu schaffen Träume und Hoffnungen realisieren zu können, auf und abseits des Parketts.

Fünf Neuzugänge

Gleich fünf Neuzugänge werden in der Saison 2019/2020 das Trikot des deutschen Rekordmeisters tragen. Damit hat das Trainergespann um Cheftrainerin Janet McLachlan und ihren beiden Assistenten Günther Mayer und Björn Lohmann im zweiten Jahr erstmals die Chance, mit einem selbst zusammengestellten Kader arbeiten zu können, der die klare eigene Handschrift trägt. Ein Weltmeister, zwei neue Center, ein Rückkehrer und ein großes Talent freuen sich am heutigen Samstag erstmals auf die prickelnde Atmosphäre in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle. Allen voran steht der Brite Simon Brown, amtierender Welt- und Europameister, der aus dem italienischen Giulianova an die Lahn wechselt. Ein Arbeiter, der es wie kaum ein anderer versteht seine Mitspieler stärker zu machen. Ebenfalls aus der italienischen Serie A stammt der polnische Routinier Dominik Mosler, der aus dem sardischen Porto Torres nach Mittelhessen kommt. An seiner Seite steht nun der australische Hüne und WM-Dritte Michael Auprince, den viele bereits in wenigen Jahren als einen der weltstärksten Spieler unter dem Brett einstufen.

Neuzugang Nummer vier ist dagegen ein waschechter Mittelhesse. Mark Beissert, einst durch Patrick Anderson mit dem Virus Rollstuhlbasketball infiziert, lernte das Einmaleins der Sportart beim RSV Lahn-Dill II, ehe er über die Stationen Kaiserslautern, Rahden und Wiesbaden nun wieder zu seinen Ursprüngen zurückkehrt. Das Quintett vollständig macht der iranische Junioren-Nationalspieler Peyman Mizan, den das Schicksal eines Flüchtlings in das mittelhessische Wetter und damit glücklicherweise in die Arme des RSV Lahn-Dill gespült hat.

Sportliche Ziele 2019/2020

Mit einem neuen Kader, der die klare Handschrift des Trainerduos McLachlan / Mayer trägt, will der RSV Lahn-Dill nach einem Jahr ohne Titelgewinn wieder die Hand nach mehr ausstrecken. Faktor im Kampf auf den drei Hochzeiten soll vor allem eine deutlich höhere physische Präsenz sein, die mit dem neuen Centertrio Auprince, Beissert, Mosler unterstrichen wird. Zusammen mit Paralympicssieger Brian Bell dürfte der RSV in den kommenden Monaten vor allem unter dem Brett deutlich mehr Physis haben. Und dass vor allem Weltmeister Brown und Lahn-Dills Topscorer Thomas Böhme zusammen ein ungeheures Tempo auf das Parkett zaubern können, haben die beiden neuen Teamkollegen bereits im Training und den ersten Testspielen gezeigt. Das Potenzial des umgebauten Teams ist also hoch, nun heißt es dieses zu einer eingespielten und eingeschworenen Gemeinschaft werden zu lassen. Der Griff nach einem erneuten Titelgewinn ist dabei ebenso machbar wie herausfordernd, denn niemand anderes als das aktuell beste europäische Team, die Thuringia Bulls, müssten hierzu vom Thron gestoßen werden. Ob dies bereits im ersten Jahr gelingt bleibt abzuwarten, das mittelfristige Ziel des mit 13 Meisterschaften, 14 Pokalsiegen, sechs Champions League Triumphen und dem Weltpokalsieg 2010 erfolgreichsten deutschen Vereinsteam ist jedoch klar: Die mittelfristige Rückeroberung der Nummer eins in Deutschland und Europa.

Starkes Partner-Netzwerk, aber ohne Hauptsponsor

Eng einher mit den ambitionierten Zielen und Wünschen einer professionellen Mannschaft, geht die wirtschaftliche Situation. Dies ist im Rollstuhlbasketball nicht anders als im Fußball, im mittelhessischen Wetzlar nicht anders als im thüringischen Elxleben. Das Sponsoren-Netzwerk des RSV Lahn-Dill wächst und gedeiht dabei, gut 150 Partner gehören inzwischen zur großen Familie des Rekordmeisters. Was fehlt ist jedoch der elementar wichtige Hauptsponsor, da sich die STADA Arzneimittel AG nach 24 Jahren aus diesem Netzwerk zurückzieht. Für ein Jahr ist das Pharmaunternehmen aus Bad Vilbel noch als Platinpartner beim RSV Lahn-Dill aktiv, ehe es sich im kommenden Sommer weltweit ganz aus dem Sportsponsoring zurückzieht. „Wir sind STADA für diese im Sport außergewöhnliche lange Partnerschaft extrem dankbar“, so RSV-Geschäftsführer Andreas Joneck, der mit seinem Team seit Monaten auf der Suche nach einem neuen Hauptsponsor ist. Doch noch ist diese Suche nicht erfolgreich: Wir haben mit vielen potenziellen Partner verhandelt und intensive Gespräche geführt, überaus positives Feedback für unseren Auftritt und unsere Marke erhalten, doch noch können wir keinen neuen Hauptsponsor präsentieren und sind dabei stärker denn je auf die Unterstützung unseres gesamten medialen, politischen und wirtschaftlichen Netzwerkes angewiesen“. Für sich selbst haben die Verantwortlichen in einer umfangreichen Strukturanalyse Ziele und Werte formuliert, die auf und abseits des sportlichen Parketts dafür sorgen sollen, dass Deutschlands erfolgreichster Rollstuhlbasketballverein für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet ist.

Die Konkurrenz in der RBBL1

Auch 2019/2020 heißt der große Konkurrent der Wetzlarer Rollis erneut Thuringia Bulls. Das Team aus dem Großraum Erfurt setzte sich im vergangenen Jahr mit dem dritten Meistertitel, dem zweiten DRS-Pokaltriumph und dem Erfolg in der europäischen Champions League die Krone auf. Personell kaum verändert, sind die Thüringer als Titelverteidiger in allen drei Wettbewerben die Hürde schlechthin für die gesamte Konkurrenz. Dass die Bulls schlagbar sind, hat der RSV Lahn-Dill immer wieder bewiesen und Böhme & Co. würden dies mit einem umgebauten Kader nun auch allzu gerne in die Tat umsetzen.

Während im Kreise der Verfolger die Teams aus Hamburg und Trier in der kommenden Saison ihre Rolle als Jäger erst noch beweisen müssen, strebt mit Hannover ein neues Team weiter nach oben. Im Vorjahr erstmals in den Playoffs, möchten die Niedersachsen mit gezielter Verstärkung den nächsten Schritt machen und den ganz großen der Liga Paroli bieten. Hinter diesen vier Teamw wird sich ein breites Mittelfeld der Liga positionieren, bei dem sich weder München noch Wiesbaden, Zwickau, St. Vith oder Rahden sicher sein dürfen, nicht in den Abstiegskampf verstrickt zu werden. Lediglich die Rhine River Rhinos aus der hessischen Landeshauptstadt dürfen mit durchaus hochkarätigen Neuverpflichtungen in diesem Jahr wieder von einer größeren Rolle in der RBBL träumen, als in der sportlich schwierigen Vorsaison. Auch Aufsteiger Baskets 96 Rahden hat sich international namhaft mit dem polnischen Topcenter Krzystof Bandura verstärkt und möchte im zweiten Anlauf erstmals den Klassenerhalt in Liga eins sichern.

RBBL1-Modus mit Playdowns und Viertelfinale

Nach exakt 90 Hauptrundenspielen in der RBBL kommt es ab März 2020 zum erst zum zweiten Mal ausgetragenen Playoff-Viertelfinale, bei dem sich die Plätze drei bis sechs im Modus „best-of-three“ gegenüberstehen. Deren zwei Sieger stehen dann im Playoff-Halbfinale den beiden erstplatzierten Mannschaften aus der RBBL-Hauptrunde gegenüber, die im Viertelfinale zuvor pausieren dürfen. Aber auch im Tabellenkeller sorgen die Playdowns für ausreichend Nervenkitzel, denn die Plätze sieben bis zehn stehen sich im Kampf um den Klassenerhalt noch einmal im Modus „jeder-gegen-jeden“ gegenüber, wobei die in der Hauptrunde erzielten Punkte mitgenommen werden.

DRS-Pokal

Neben der Liga tanzt der RSV Lahn-Dill jedoch noch auf zwei weiteren Hochzeiten, eine davon ist der DRS-Pokal, bei dem die Mittelhessen im Vorjahr erst in den letzten Sekunden des Finales von München den 15. Cupsieg aus den Händen gerissen bekamen. In der erste Hauptrunde 2019/2020 wartet auf den Titelverteidiger der gastgebende Regionspokalsieger Süd, der erst Anfang Oktober ausgespielt wird. Favoriten auf diesen Titel und damit die Gastgeberrolle in der ersten Hauptrunde im November sind der SB Rosenheim und der RSV Bayreuth. Entweder in Franken oder Oberbayern geht es dann in einem Dreierfeld zusammen mit dem Ligakonkurrenten RBB München Iguanas um den Einzug ins Viertelfinale, dass Mitte Dezember ausgetragen wird.

Champions League Final Four in Wetzlar

International darf sich der sechsfache Champions League Sieger auf ein ganz besonderes Highlight freuen, denn der internationale Verband IWBF Europe hat das Final Four um den Champions League Titel 2020 nach Wetzlar vergeben. Damit fällt nach 2005 und 2009 die Entscheidung in der europäischen Königsklasse zum dritten Mal in der Geschichte in der Domstadt, die damit ihre Rolle aus Hauptstadt der Sportart einmal mehr unterstreicht. Die Mannschaft von Cheftrainerin Janet McLachlan muss sich dabei wie jedes andere Team auch, für diese Endrunde ganz regulär qualifizieren. Los geht es dabei am Ende Januar in der Gruppenphase der Champions League an einem noch nicht zugelosten Ort gegen vier weitere Konkurrenten, ehe bei erfolgreicher Qualifikation im März das Viertelfinale der Königsklasse warten würde.

PM: RSV Lahn-Dill

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