66:60-Heimsieg beschert das Finalticket
Titelverteidiger RSV Lahn-Dill steht nach einem 66:60-Heimsieg (14:14/30:35/47:51) gegen Hannover United im Playoff-Finale um die deutsche Meisterschaft. Die traditionsreiche Sporthalle Gießen-Ost, in die die Wetzlarer kurzfristig umziehen mussten, sah dabei alles was einen echten Playoff-Fight ausmacht: eine bärenstarke Verteidigung der Niedersachsen, ein hoch spannendes Duell und einen Gastgeber, der im letzten Spielviertel die Partie zum Happyend drehte. Dies alles unter den Augen von rund 1.000 Zuschauern, darunter auch Ministerpräsident a.D. Volker Bouffier, der auch den Hochball der Partie symbolisch ausführte. Die Wetzlarer starteten auf der ungewohnten Bühne in Gießens „Gudd Stubb“ konzentriert und führten dank der beiden Center Matthias Güntner und Reo Fujimoto schnell mit 8:2 (5.). Erst Mittelhesse Jan Gans brach in der Folge den Bann für die Gäste aus der niedersächsischen Landeshauptstadt, die in den folgenden Minuten immer stärker wurden. Dabei merkte man den Hannoveranern an, dass sie mit aller Macht ihre Chance suchten, um erstmals in der Vereinsgeschichte in die Endspielserie um den Titel einzuziehen. Vor allem als der australische Routinier Shaun Norris ab der siebten Spielminute heiß lief, die RSV-Verteidigung immer mehr in Bedrängnis und seine Farben erstmals mit 18:14 (11.) in Front brachte, schienen die Gäste auf einem guten Weg zu sein, sich erstmals diesen Traum zu erfüllen. Als Ex-RSVler Jan Haller in den Schlusssekunden der ersten Halbzeit einen 9:0-Lauf mit einem Dreier zum 35:28 krönte, hatte Cheftrainerin Janet Zeltinger in der Kabine alle Hände voll zu tun, ihre Mannschaft mental wieder auf Spur zu bringen und taktisch die richtigen Schlüsse aus dem starken Auftritt der Gäste zu ziehen. Doch genau diese Herausforderung sollte dem Titelverteidiger nach dem Seitenwechsel immer besser gelingen und der Schlüssel hierin lag wieder einmal in der Defensive. „Wir haben nach der Pause unsere Intensität noch einmal gesteigert, haben aggressiv und vor allem mit viel mehr Stuhlkontakt verteidigt und dies waren am Ende die Prozentpunkte, die letztendlich den Ausschlag zu unseren Gunsten gegeben haben“, so die 45-jährige Kanadiern nach dem Spiel in der öffentlichen Pressekonferenz im Foyer der Sporthalle Ost. Vor allem Shaun Norris hatte so deutlich weniger Raum zur Entfaltung, konnte das Spiel von United zwar noch ideenreich lenken, aber nach der Pause selbst keinen einzigen weiteren Punkt erzielen. Auch Nationalspieler Alexander Budde, vor dem Seitenwechsel noch für acht Zähler verantwortlich, hatte es unter dem RSV-Korb nun deutlich schwerer. Dies alles ließ zunächst zwar noch nicht das Halbfinalduell Nummer zwei zugunsten der Hessen kippen, doch aus einer nun selbst bärenstarken Defensive heraus, gewannen die Wetzlarer mehr und mehr die Spielkontrolle zurück. Über 34:41 (22.) und 40:47 (27.) liefen Tommy Böhme & Co. zunächst weiterhin einem Rückstand hinterher, den sie sich Ende des zweiten Viertels eingehandelt hatten, doch spätestens die Einwechselung von Rose Hollermann sollte das Blatt nun vollständig wenden. Ein gelungenes Drei-Punkte-Spiel von Böhme, beantwortete auf der Gegenseite Jan Sadler mit einem Dreier zum 45:51 (29.), ehe die US-Paralympicssiegerin mit ihrem 47:51 einen 12:0-Lauf ihres RSV einläuten sollte, den auch zwei Auszeiten von Hannovers Trainer Martin Kluck nicht unterbrechen konnte. Viermal Böhme und erneut Hollermann drehten das Ergebnis auf 57:51 (35.), ehe die Gäste überhaupt zurück ins Spiel fanden. In der „Crunch-Time“ der Partie erzwang die RSV-Verteidigung so die entscheidenden Ballverluste auf Seiten der Niedersachsen und präsentierte sich damit noch einen Hauch abgezockter als die Hannoveraner, die zudem den Ausfall von Shaun Norris in den letzten Spielminuten zu verkraften hatten. „Wir wollten in der zweiten Halbzeit die Entscheidung in diesem Spiel und in dieser Serie. Wir waren physisch und aggressiv, Rose kam stark von der Bank, das alles hat die Wende erzwungen“, so Janet Zeltinger in ihrem weiteren Fazit, dass durch die statistischen Werte belegt wurde. Egal ob bei der Trefferquote von 51 zu 49 Prozent, den 33 zu 31 Rebounds für den RSV Lahn-Dill oder bei nur sieben gegenüber elf Ballverlusten bei Hannover, die Statistik verzeichnete fast in allen Teilbereichen einen kleinen, aber in der Gesamtheit entscheidenden Vorteil der Gastgeber. Zudem erspielten sich Matthias Güntner mit 14 Punkten und elf Rebounds sowie Thomas Böhme mit 15 Zählern und zehn Assists ein wertvolles „Double-Double“. Auf der Gegenseite waren Jan Haller und Shaun Norris die Stützen ihres Teams, dass trotz zweier Niederlagen mit 58:61 in Spiel eins und nun mit 60:66 im dritten Jahr in Serie das stärkste Halbfinale der Vereinsgeschichte ablieferte, wenn auch erneut ohne Happy-End. Für den RSV Lahn-Dill geht es nun nach Ostern mit dem ebenfalls im „best-of-three“ Modus auszutragenden Playoff-Finale weiter. Gegner in diesem sind wie in den beiden Vorjahren die Thuringia Bulls, die sich ebenfalls mit 2:0 in ihrer Serie gegen die Rhine River Rhinos aus Wiesbaden durchsetzen konnten. Bevor sich beide Seiten jedoch auf die Entscheidung im Meisterrennen konzentrieren können, müssen die Endspielkontrahenten zusammen über ein Dutzend Spieler an ihre jeweiligen Nationalmannschaften abstellen, die sich in der Osterwoche traditionell auf die im Sommer stattfindenden Welt- und Europameisterschaften einstimmen. Der Auftakt mit Finalspiel Nummer eins steigt am Sonntag, den 16. April um 16:00 Uhr in der Buderus Arena Wetzlar. Lahn-Dill: Reo Fujimoto (16), Thomas Böhme (15), Matthias Güntner (14), Rose Hollermann (7), Quinten Zantinge (6), Ghazain Choudhry (4), Simon Brown (2), Catharina Weiß (2), Jannik Blair, Mark Beissert (n.e.), Peyman Mizan (n.e.). Hannover: Jan Haller (17/1 Dreier), Alexander Budde (13), Shaun Norris (10), Jan Sadler (10/1), Jan Gans (4), Tom McHugh (4), Tobias Hell (2), Mariska Beijer, Vanessa Erskine (n.e.).PM: RSV Lahn-Dill | Foto: Armin Diekmann