Hart erkämpfter 61:58-Erfolg in Hannover | Nach einem intensiven Playoff-Auftakt kehrte der RSV Lahn-Dill mit einer hart erkämpften 1:0 Playoff-Führung tief in der Nacht zu Sonntag aus der niedersächsischen Landeshauptstadt zurück nach Mittelhessen. Zuvor bezwang der Titelverteidiger aus Wetzlar in einem typischen Playoff-Fight knapp aber verdient mit 61:58 (14:12/26:29/44:37) bei Hannover United und hat damit bereits am kommenden Samstag in Spiel Nummer zwei der „best-of-three“ Halbfinaleerie in der Sporthalle Gießen-Ost Matchball.
Dass der RSV Lahn-Dill sich diesen wichtigen Vorsprung erarbeiten konnte, lag auch an der Tatsache, dass er vor allem in Durchgang zwei den intensiven und physischen Schlagabtausch auch mental angenommen hat und eine kämpferisch tadellose Vorstellung bot. Spielerisch und im Abschluss war beim knappen Erfolg in Hannover sicher nicht alles Gold was glänzte, doch am Ende zählte die Einstellung und die hat bei der Mannschaft von Cheftrainerin Janet Zeltinger gestimmt. Zu Beginn sah zunächst alles danach aus, dass die erfahrenen Gäste die Partie sicher im Griff zu haben schienen. Der RSV bestimmte Tempo und Intensität und führte nach einem Korberfolg von Quinten Zantinge mit 14:8 (8.), während Hannover United vor allem in der Offensive noch nicht sortiert wirkte. Doch schon in den letzten Sekunden des ersten Spielviertels legten die Hausherren den Schalter um und warfen vor allem Intensität und Emotionen in die Waagschale. Insbesondere der deutsche Nationalspieler Jan Sadler war es in dieser Phase, der seine Farben mit zwei Dreiern zunächst im Spiel hielt und für die Initialzündung sorgte. Der australische Routinier Shaun Norris, Alexander Budde und auch der Ex-Wetzlarer Jan Gans kamen jetzt in Fahrt und machten spätestens bei der eigenen 20:19 (15.) die Partie zu einem offenen Schlagabtausch. Den Pausentee bereits vor Augen, drohte den Lahn-Dillern in dieser Phase die Kontrolle des Spiels zu entgleiten, da Hannover verständlicherweise alles in die Waagschalte warf, um im eigenen Heimspiel die Chance auf das Endspielticket aufrecht zu erhalten. Zur Halbzeit durfte sich der RSV Lahn-Dill daher über den 26:29-Rückstand nicht beschweren, den er mit Glück und Geschick in die Pause rettete, die dem ungestümen Ansturm der Hausherren mit einer 15-minütigen Unterbrechung ein Ende setzte. Doch in der Kabine schienen Thomas Böhme & Co. den „Reset-Knopf“ sofort gefunden zu haben, denn zurück auf dem Parkett starteten die Gäste mit einem ebenso kühlen wie klar strukturierten Kopf. Mental nahmen sie nun den Playoff-Fight an und das Heft in die Hand. Mit einem 12:4-Lauf drehte der RSV die Partie nun zur eigenen 38:33-Führung und war der bestimmende Faktor auf dem Spielfeld. Unter dem eigenen Korb zeichnete sich nun die gute Defensivarbeit aus, die vor allem den erst 23-jährigen Niederländer Quinten Zantinge und Matthias Güntner im Zentrum sah. Und der ebenfalls erst 24-jährige RSV-Center sollte in den verbleibenden Minuten mit am Ende 18 Punkte und 17 Rebounds offensiv wie defensiv zum Matchwinner für die Wetzlarer werden, der unten dem Strich auch noch sechs Fouls auf sich zog. Bis auf 46:37 (31.) konnten die Gäste davonziehen, die höchste Führung in der gesamten Partie. Doch auch Hannover bot kämpferisch eine vorbildliche Partie und versuchte mutig und verbissen bis zur letzten Spielsekunde die Partie erneut zu drehen. Beim 47:45 (35.) durch Tom McHugh schien ihnen dies dann auch fast zu gelingen, ehe nun RSV-Kapitän Böhme mit sechs Punkten in Serie die entscheidenden Akzente setzte. Center Güntner ließ mit einem Dreipunktespiel das vermeintlich vorentscheidende 59:51 (38.) folgen, doch ein Dreier von Shaun Norris zum 60:58 sollte neun Sekunden vor der Partie noch einmal für letzte Spannung sorgen. Drei Auszeiten auf beiden Seiten spiegelten in der spannenden Schlussphase die Dramatik der Halbfinalpartie perfekt wider. Am Ende triumphierten die Gäste aus Hessen, die im zweiten Durchgang hellwach und abgezockter wirkten, wie noch vor dem Seitenwechsel. Das wichtige 1:0 in der Serie war der verdiente Lohn, wie auch Cheftrainerin Zeltinger nach Spiel eins der Playoffserie zu Protokoll gab: „Es war ein hartes und intensives Spiel nach einer Woche, die wieder einmal viele Herausforderungen für uns bereit hielt“, spielte die 45-jährige Kanadierin auch auf ein durch einen Polizeieinsatz rund um die Trainingsstätte ausgefallenes Training während der Woche oder den kurzfristigen Ausfall ihres Co-Trainer Günther Mayer an, ergänzte aber sichtlich erleichtert: „Wir dürfen zufrieden nach Hause fahren und freuen uns auf das Heimrecht am kommenden Wochenende“. In diesen maximal zwei Heimspielen hat der RSV Lahn-Dill nun bereits am kommenden Samstag um 17:00 Uhr einen Matchball zum 2:0 gegen Hannover United. Der Weg in die Finalserie führt für beiden Kontrahenten dabei über die traditionsreiche Sporthalle Ost in Gießen, in die die Mittelhessen ihre Partie verlegen mussten, nachdem die angetraute Heimspielstätte Buderus Arena Wetzlar nicht zur Verfügung stand. Sollte den Gästen aus Niedersachsen am Samstag die Revanche für die Heimniederlage und somit das eins-zu-eins in der Serie gelingen, dann käme es nur 23 Stunden nach Spiel zwei zum dann alles entscheidenden dritten Halbfinalduell, am Sonntag um 16:00 Uhr ebenfalls in Wetzlars Nachbarstadt Gießen. Hannover: Shaun Norris (12/2 Dreier), Tom McHugh (11), Alexander Budde (10), Jan Sadler (10/2), Jan Gans (8), Jan Haller (7), Mariska Beijer, Vanessa Erskine, Tobias Hell. Lahn-Dill: Thomas Böhme (20/1), Matthias Güntner (18), Reo Fujimoto (12), Quinten Zantinge (8), Ghazain Choudhry (2), Simon Brown (1), Jannik Blair, Rose Hollermann, Catharina Weiß, Mark Beissert (n.e.), Peyman Mizan (n.e.).PM: RSV Lahn-Dill | Foto: Armin Diekmann