72:86-Pleite im Hessenderby gegen Wiesbaden | Trotz exakt 1.046 Besuchern in der Wetzlarer Buderus Arena, darunter knapp 200 Gäste von Partner Japan Airlines, ist die Heimserie des RSV Lahn-Dill am vergangenen Samstagabend gerissen. Die 72:86-Pleite (19:16/43:43/56:62) gegen die Rhine River Rhinos aus Wiesbaden war dabei nicht nur die erste Saisonniederlage in der RBBL für den Tabellenführer aus Mittelhessen, sondern auch die erste Heimniederlage seit Mai 2021.
Der Rahmen war angerichtet, die Atmosphäre prickelnd und so boten die beiden Kontrahenten den Besuchern nach stotternden ersten fünf Spielminuten in der Folge ein überaus attraktives Offensivfeuerwerk. Auf Seiten der Gastgeber stand dabei vor allem Nationalspieler Thomas Böhme im Mittelpunkt, der am Ende auf starke 32 Punkte, darunter vier Dreier kam. Doch auf der Gegenseite wurde dem RSV-Kapitän durch Rhinos Neuzugang Ugur Toprak die Show gestohlen. Der Türke hatte am Ende 34 Zähler, darunter ebenfalls vier Dreier, sieben Rebounds und sechs Assists in den statistischen Werten gesammelt. Doch zunächst sah alles nach dem erwarteten Spielverlauf für den RSV Lahn-Dill aus, der aus einem 4:6 (5.) schnell ein 15:8 (6.) machte. Drei Dreier durch Böhme und Teamkollege Gaz Choudhry binnen nur 70 Sekunden, bescherten dem Favoriten so für den ersten Szenenapplaus in der Buderus Arena. Die bärenstarke Tagesform der Rhinos zeigte sich jedoch schon in dieser frühen Phase des Hessenderbys, denn die Landeshauptstädter ließen sich keineswegs einschüchtern, agierten offensiv enorm effizient und hatten mit besagtem Ugaur Toprak an diesem Tag einen Spieler in ihren Reihen, den die RSV-Defensive über 40 Spielminuten nie in den Griff bekam. So entwickelte sich über 34:30 (16.) durch Reo Fujimoto ein munteres Scheibenschießen, ehe Dreier-Spezialist Toprak zwölf Sekunden vor der Halbzeitsirene das 40:43 erzielen konnte, welches Tommy Böhme noch im Gegenzug ebenfalls mit einem Treffer von jenseits der 6,75m-Markierung zum 43:43 beantwortete. Wer nach dem Seitenwechsel jedoch auf die längere Bank der Mittelhessen vertraute, der sah sich durch den Auftritt des Gastes getäuscht. Auch wenn Rhinos-Coach Lucas Warburton nur mit einer Siebener-Rotation agierte, seine beiden Offensivkräfte Toprak und die Kanadierin Arinn Young, spielten sich nach dem Pausentee in einen wahren Rausch. Allerdings tatkräftig unterstützt von einer RSV-Verteidigung, die an diesem Tag nie ihre ansonsten bekannt aggressive Note entwickeln konnte und weit unter dem blieb, was sie in der Liga als Prunkstück des amtierenden Deutschen Meisters so gefürchtet macht. Und so lief die Mannschaft von Cheftrainerin Janet Zeltinger in Durchgang zwei über 47:53 (23.) und 54:55 (26.) bis zum 62:65 (34.) stets einem kleinen Rückstand hinterher. In der Schlussphase der Partie waren es dann die Gäste, die den Sack eiskalt zumachten, sich nicht mehr von der Siegesstraße abbringen ließen und über 64:71 (35.) und 66:79 (37.) einem absolut verdienten Auswärtssieg entgegenstrebten. „Es ist natürlich immer enttäuschend ein Heimspiel zu verlieren, insbesondere vor einer tollen Kulisse mit vielen Zuschauern“, zeigte sich auch Cheftrainer Zeltinger in der anschließenden Pressekonferenz sichtlich enttäuscht über das Resultat an diesem Samstagabend und über die erste Heimniederlage seit 21 Monaten. Als Folge dieser Pleite könnte der RSV Lahn-Dill am kommenden Wochenende, wenn er selbst spielfrei ist, die Tabellenführung in der RBBL an die Thuringia Bulls verlieren. Die Entscheidung, wer als Nummer eins in die Playoffs geht, fällt jedoch erst eine Woche später, wenn die Wetzlarer am 4. März ihren sportlichen Rivalen aus Thüringen in der Buderus Arena empfangen. Bei diesem Spiel können Sie nun die Rechenschieber getrost beiseitelegen, denn nun reicht selbst eine Niederlage mit bis zu drei Punkten Differenz nicht mehr, der RSV muss die Partie gewinnen, um Platz eins verteidigen zu können. Und so sieht auch die Kanadierin Zeltinger die Niederlage mit einem weinenden und einem lachenden Auge: „Die Niederlage kommt natürlich zur richtigen Zeit, um die Lehren daraus zu ziehen. Noch haben wir alles in der eigenen Hand und können nun die kommenden zwei Wochen nutzen, uns genügend Frust aufzubauen, um diesen dann gegen die Bulls in positive Energie umzuwandeln“. Lahn-Dill: Thomas Böhme (32/4 Dreier), Matthias Güntner (14), Ghazain Choudhry (9/1), Reo Fujimoto (9), Simon Brown (4), Jannik Blair (2), Quinten Zantinge (2), Rose Hollermann, Catharina Weiß, Mark Beissert (n.e.). Wiesbaden: Ugur Tiprak (34/4), Arinn Young (17), Gijs Even (11), Chayse Wolf (11), James Palmer (8), Mojtaba Kamali (3), Christopher Huber (2), Nicola Damiano (n.e.), Louis Hardouin (n.e.), Kemal Safak (n.e.).PM: RSV Lahn-Dill | Foto: Armin Diekmann