70:65-Erfolg der besonderen Art über Tabellenzweiten Thüringen | Ohne die beiden Weltklassespieler Michael Paye und Steve Serio sowie den erstmals seit seiner Operation Anfang Dezember wieder in der Halle weilenden Thomas Gundert hat der RSV Lahn-Dill das Unmögliche möglich gemacht und ein schon verloren geglaubtes Spitzenspiel gegen das RSB Team Thüringen noch gewendet. Am Ende versetzte der Glaube an die eigene Stärke Berge und sorgte mit dem Publikum als sechsten Mann im Rücken für einen 70:65 (16:21/30:42/52:51)-Heimsieg gegen den Tabellenzweiten.
„Ich bin stolz auf die Mannschaft, wie sie nach der Halbzeit zurückgekommen ist und mit Verstand und Mut an sich geglaubt hat“, so RSV-Trainer Nicolai Zeltinger nach einem ganz besonderen Spiel am Samstagabend in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle. Rund 1.000 Zuschauer sahen dabei wie der RSV zu Beginn zwar taktisch clever agierte, aber in der Offensive Nerven zeigte und viele Punkte liegen ließ. Die schwache Trefferquote bereitete in der Folge auch Probleme in der eigenen Verteidigung, denn der Gast Thüringen nutzte die sich ihm dadurch bietenden Chancen auf schnelle Gegenangriffe von Beginn an eiskalt aus.
Nachdem 10:11 (7.) durch Center Joe Bestwick geriet der RSV so immer deutlicher in Rückstand. Vor allem den weißrussischen Center Aliaksandr Halouski brachten die Thüringen immer wieder in beste Positionen, die dieser hochprozentig vollstreckte und beim 20:29 (14.) bereits 14 Punkte auf seiner Habenseite verbuchen konnte. So wuchs der Rückstand kurz vor der Halbzeit sogar bis auf 26:39 (18.) an, ehe die Halbzeitsirene fast wie eine Erlösung wirkte. „Wir wussten, dass wir trotz des deutlichen Rückstandes taktisch richtig lagen und haben eigentlich nach dem Seitenwechsel nichts verändert“, so Zeltinger, der in der Kabine zumindest die psychologisch richtigen Worte gefunden haben muss, denn sein Team kam trotz des Rückstandes mit erhobenen Köpfen und einer gehörigen Portion Wut im Bauch zurück, versteckte sich nicht und warf die nun Kampfkraft in die Waagschale. Und dieser Mut sollte belohnt werden.
Junioren-Europameister Thomas Böhme führte in ungewohnter Rolle sein Team souverän nach vorne, steuerte gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit selbst acht Punkte zur Aufholjagd bei und brachte mit der 44:43-Führung nur sechs Spielminuten später die Kulisse zu toben. Doch Thüringens Coach Josef Jaglowski sorgte durch eine Auszeit noch einmal für einen Konter, der den Gästen das 46:49 (29.) bescherte und die Wende im Spiel noch einmal in Gefahr brachte. Doch getragen von einer jetzt unglaublichen Atmosphäre in der August-Bebel-Sporthalle zeigte sich das Nervenkostüm des Titelverteidigers in dieser heiklen Phase als resistent gegen den nun immer nervöser werdenden Herausforderer.
Ein spektakulärer Block des überragenden Bestwick und ein sich anschließendes Drei-Punkte-Spiel des Briten zum 49:49 (29.) leiteten eine Schlussphase ein, in der sich der Gastgeber emotional gestärkt die Butter nicht mehr vom Brot nehmen ließ. Insbesondere Bestwick war nun nicht mehr zu stoppen und schraubte mit 14 weiteren Punkten, zumeist aus der Halbdistanz, binnen acht Spielminuten das Ergebnis auf 70:62 (39.), ehe auch ein Dreier des Schweden Joakim Linden auf der Gegenseite keine Gefahr mehr bedeutete.
Am Ende kannte der Jubel bei Mannschaft und Fans kaum noch Grenzen und keine zwei Minuten nach der Schlusssirene trudelten online die Glückwünsche der Teamkollegen Paye und Serio aus dem fernen Nordamerika ein, die das Spiel ihrer Teamkameraden live im Internet verfolgten. „Wie hoch wir diese Leistung und deren Wert für den weiteren Verlauf der Saison einstufen können, werden wir wohl erst in den nächsten Wochen und Monaten erkennen“, so ein überglücklicher Nicolai Zeltinger, der in sein Lob an das gesamte Team auch die phänomenale Abwehrleistung von Lowpointer Björn Lohmann einbezog.
Am kommenden Wochenende reist der RSV Lahn-Dill nun in die belgischen Ardennen zum Gastspiel bei den Roller Bulls S. Vith, die an diesem Wochenende mit einem klaren Heimsieg gegen Heidelberg für eine Vorentscheidung im Abstiegskampf der RBBL sorgen konnten.
Lahn-Dill: Joe Bestwick (28), Thomas Böhme (21), Dirk Köhler (10), Jan Haller (6), Björn Lohmann (3), Felix Schell (2), Marco Zwerger, David Amend (n.e.), Annabel Breuer (n.e.), Christopher Huber (n.e.).
Thüringen: Aliaksandr Halouski (31), Joakim Linden (14/1 Dreier), Jens-Eike Albrecht (8), Raimunds Beginskis (4), Taz Capasso (4), Teemu Partanen (4), Marcin Balcerowski (n.e.), Karol Sculz (n.e.).
PM: RSV Lahn-Dill