Thorsten Schmid (BBU ’01 Ulm): Kein Raum für Spekulationen lassen

Mission: Aufstieg oder Konsolidierung? Wir haben bei den erstplatzierten Mannschaften in der RBBL2 Süd und Nord nachgehakt, wie es um ihre Aufstiegsambitionen in die deutsche Beletage bestellt ist, was sich bei ihnen in den letzten Monaten strukturell getan hat und was sie von den Verbänden und Institutionen erwarten. Bestandsaufnahme Teil 4: Thorsten Schmid (BBU ’01 Ulm)

 

Wie beschreibst du euren aktuellen Saisonverlauf aus sportlicher Sicht?

Wir sind froh, mit guten Mannschaften einen sportlichen Wettkampf bestreiten zu können. Alle Vereine haben, so empfinde ich es, große Lust daran, wieder Basketball zu spielen, und sie tun alles für die Einhaltung der Maßnahmen. Wir in Ulm sind mit dem Verlauf und den Ergebnissen bis jetzt sehr zufrieden. Es gab wieder Veränderungen in der Mannschaft, und wir haben schnell gut zusammengefunden.

 

Was hat sich bei euch in den letzten Monaten strukturell getan? Kannst du uns einen kurzen Einblick geben?

Es ist immer noch ein Kennenlernen bei uns im Klub. Nachdem die gesamte Abteilung Rollstuhlbasketball zu BBU `01 gewechselt ist, hat sich wirklich alles geändert. Rollstuhlbasketball, und zwar mit all seinen Strukturen und all seinen positiven wie negativen Besonderheiten, in einem Verein zu integrieren, der sich davor noch nie damit auseinandergesetzt hat, ist nicht einfach. Wir sind aber auf einem sehr guten Weg und den Schritt haben wir nie bereut.

 

Wenn ihr die Option hättet in die 1. RBBL aufzusteigen, würdet ihr diese wahrnehmen? 

Sollten wir mit Ulm sportlich den Aufstieg in die 1. Liga schaffen, dann werden wir diesen auf jeden Fall und zu 100% wahrnehmen. Dafür arbeiten wir jeden Tag, und die Spielerinnen und Spieler, die diese Leistung erbringen, haben es sich dann auch verdient. Wir als Verantwortliche im Hintergrund haben die Aufgabe, das möglich zu machen, organisatorisch wie auch finanziell. Ein Aufstieg am „Grünen Tisch“ kommt für uns jedoch nicht in Frage.

 

Wie nimmst du die aktuelle Entwicklung in der Community wahr? Insbesondere in Hinblick auf die Reduzierung der Anzahl der Rollstuhlbasketball-Mannschaften bei den Paralympics und die Anpassung der Klassifizierung?

Da ich die wirklichen Beweggründe nicht kenne, kann ich die für den Rollstuhlbasketball hauptsächlich negativen Entwicklungen nicht nachvollziehen. Für mich war und ist Rollstuhlbasketball eine der Hauptattraktionen der Paralympische Spiele und für ganz viele Zuschauer auch das Highlight. Weil der Sport einfach zu verstehen ist. Was der Zweck dieser Veränderungen bringen soll, kann ich ebenfalls nicht erkennen. Für mich haben wir ein funktionierendes und durchsichtiges Klassifizierungssystem, das funktioniert! In diesem Zusammenhang möchte ich aber die Gelegenheit nutzen, darauf aufmerksam zu machen, dass sich auch in allen nationalen Ligen Mannschaften zurückziehen und auflösen. Diese Entwicklung gibt es schon seit vielen Jahren. Meiner Meinung nach erfordert diese Entwicklung eine Reformation der Einteilung der Ligen und auch eine Anpassung mancher Wettbewerbe! Das ist aber wie gesagt nichts Neues.

 

Was ist deine Erwartungshaltung an die Verbände und Institutionen in Deutschland (DBS, DRS) und weltweit, wie IWBF, IPC bzw. was sind die drängendsten Fragen, die aus deiner Sicht beantwortet werden müssen?

Eine offene und transparente Kommunikation in allen Bereichen. Kein Raum für Spekulationen lassen. Von unseren nationalen Verbänden wünsche ich mir, dass im Interesse unserer Spielerinnen und Spieler gehandelt und argumentiert wird. Rollstuhlbasketball muss, von der Spitze bis hin zum Breitensport, für alle, egal ob Spieler, Betreuer oder Funktionär, interessant und zugänglich bleiben. Eine Entwicklung in entgegengesetzte Richtung würde meiner Meinung nach einen großen Schaden anrichten.

 

Danke für deine Zeit, Thorsten.

 

Interview: Martin Schenk | Foto: Uli Gasper

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