Im Jahr der Europameisterschaft 2015 steht das Team Germany, die Nationalmannschaft des Rollstuhlbasketballs, offenbar vor einer einschneidenden Rücktrittswelle im weiblichen Leistungssportbereich. Wie aus internen Quellen zu erfahren ist, plant die International Wheelchair Basketball Federation (IWBF) ab sofort eine farbliche Anpassung der Rollstühle für Spielerinnen.
Wie das Magazin Rollt. von einem Insider erfuhr, sollen weibliche Teilnehmer am internationalen Rollstuhlbasketball künftig pinke Sportgeräte zur klaren Erkennbarkeit und „optischen Trennung“ nutzen. Der Roll-Out dieser Regel soll in den europäischen Ligen bereits in der Saison 2015/16 beginnen, die Rollstuhlbasketball-Bundesliga gilt als Vorreiter-Modell und Kandidat für eine frühe Umsetzung. Mit dieser Maßnahme möchte der IWBF vor allem die Arbeit der Schiedsrichter und Klassifizierer auf allen Ebenen erleichtern.
Schon jetzt geht ein Aufschrei durch die deutsche Damen-Nationalmannschaft, die sich am kommenden Wochenende in Hamburg zum ersten Selection-Camp in Vorbereitung auf die Europameisterschaft trifft und 2012 in London die Paralympics gewinnen konnte. „Das ist eine Frechheit. Sollten wir tatsächlich mit pinken Rollstühlen spielen müssen, ist das ein Schlag ins Gesicht für alle Rollstuhlbasketballerinnen. Das tritt den Inklusionsgedanken mit Füßen“, kommentiert Rekord-Nationalspielerin Annika Zeyen auf Rollt.-Anfrage die Gerüchte aus dem Lager des Verbandes.
„Den Inklusionsgedanken mit Füßen getreten“
Eine ähnliche Regeländerung sorgte bereits vor einigen Jahren im Beachvolleyball für einen öffentlichen Eklat. Lange Zeit durften dort die Männer lediglich Shorts und ein Shirt tragen, während die Frauen nur in einem Bikini spielen durften. Im Frühling 2012 wurde diese Regel nach zunehmenden Beschwerden überarbeitet – heute darf immerhin mit Shorts bis oberhalb des Knies und Shirts mit Ärmeln gespielt werden. Droht dem Rollstuhlbasketball nun ein ähnlicher Skandal, der die inklusive und spektakuläre Sportart in ein fragwürdiges Licht rückt?
„Kommt diese Entscheidung, beende ich meine Karriere. Der Verband muss sich bewusst sein, welche Tragweite pinke Rollstühle für unseren Sport haben“; so Nationalspielerin Gesche Schünemann von den BG Baskets Hamburg. Für ein Statement des Verbandes war am 01. April kein Vertreter zu erreichen – allerdings verhärten sich die Gerüchte. Erste Akteurinnen haben nach Auskunft der großen Rollstuhl-Produzenten eine Sonderproduktion ihres Sportgerätes in pinker Farbe angefragt, Autolackierereien spezialisieren sich in Wetzlar, der Hochburg des deutschen Rollstuhlbasketballs, schon jetzt darauf, Rollstühle um zu spritzen. „Wir rechnen mit einem großen Ansturm“, erklärt Till Eugenspiegel, KFZ-Mechaniker aus Mittelhessen.
Dem zuletzt so erfolgreichen Rollstuhlbasketball droht ein ernstzunehmender Skandal – Rollt. bleibt für seine Leser auch künftig nah am Thema und bemüht sich um ein offizielles Statement des Verbandes.