Auf dem SportAccord Convention 2014 im türkischen Belek, trafen sich Anfang April über 1.500 Sportverantwortliche aus aller Herren Länder, um über die Zukunft des Sports zu diskutieren. Im Zuge des Events führte die Repucom, Weltmarktführer im Bereich Sportmarketingforschung und Sponsoringberatung eine Befragung unter den Delegierten durch, um die neuesten Trends und Entwicklungen zu erfassen. Eines der Ergebnisse: der Behindertensport verzeichnet das größte Wachstumspotenzial.
Rollt. hat die Gelegenheit genutzt, um sich mit dem Marktforschungsexperten bei Repucom in Köln, Jens Falkenau (Executive Advisor Market Research & Consultancy), über die Befragungsergebnisse sowie seine Erfahrungen und Einschätzungen zu unterhalten.
_Herr Falkenau, erklären Sie unsern Lesern doch bitte in einem Satz, was Repucom überhaupt macht und was Ihre Funktion in Köln ist?
Jens Falkenau: Repucom ist ein internationales Forschungs- und Beratungsunternehmen, das sich auf die Analyse von Sport und werbenden Marken im Sportkontext spezialisiert hat. Seit mehr als 25 Jahren bieten wir unsere Forschungstätigkeit an Meine Aufgabe ist es, den Geschäftsbereich Marktforschung zu betreuen – also alle Daten zu überblicken, die wir mit Hilfe von Umfragen rund um das Sportbusiness generieren.
_Die Resultate Ihrer Befragung dürfte etliche Vereine und engagierte Menschen im Behindertensport nicht nur bestätigen, sondern auch zusätzliche motivieren. Kamen die Ergebnisse überraschend für Sie, oder hat sich dieser Trend schon länger abgezeichnet?
Jens Falkenau: Nein, nicht überraschend. Schließlich kam die Einschätzung von Profis aus dem direkten Sportumfeld. Und die nehmen am ehesten Trends und Entwicklungen wahr. Auch wir beobachteten schon seit Jahren, dass der Behindertensport eine große, gesellschaftliche Relevanz hat und auch Ansehen genießt. Die werbetreibende Industrie hat das ebenfalls erkannt.
_Was denken Sie, zeichnet insbesondere den Behindertensport aus bzw. welche Attribute sind vor allem für potenzielle Sponsoren interessant?
Jens Falkenau: Neben der Dynamik des Sports und der Demonstration sportlicher Höchstleistungen zeichnet sich der Behindertensport durch eine klare soziale Komponente aus. Dieser hilft Menschen mit einem Handicap so etwas wie Normalität im Alltag zu entwickeln, sich ihrer eigenen Leistungsfähigkeit bewusst zu sein und vor allem Anerkennung zu erhalten – sowohl von körperlich behinderten als auch von nicht gehandicapten Menschen. Gerade Unternehmen, die Sponsoring betreiben, um auch eine soziale Verbundenheit mit der Gesellschaft zu demonstrieren, finden hier eine spannende werbliche Plattform.
_Worauf sollten sich Rollstuhlbasketball-Vereine in Sachen „Eigenvermarktung“ Ihrer Meinung nach fokussieren, um den aufgezeigten Trend für ihre Arbeit zu nutzen?
Jens Falkenau: Es geht darum, einerseits die emotionale Qualität des Sports herauszustellen, und anderseits die soziale Bedeutung, die der Behindertensport per se in sich trägt: Wie schon erwähnt, ist Basketball ein sehr dynamischer Sport und im Rollstuhlbasketball kommt die soziale Komponente besonders stark zur Geltung. Auch genießen die Sportler eine besonders hohe Anerkennung ihrer sportlichen Leistungen.
Einer Aussage der Befragten spornt uns als „Nischen-Print-Magazin“ ganz besonders an, und zwar, dass die Relevanz von Print abnimmt. Was ist ihre persönliche Meinung in Bezug der zukünftigen Bedeutung von Zeitungen und Zeitschriften?
Print steht in der Tat unter einem starken Druck der digitalen Medien. Auch die Mediennutzung im Sportumfeld hat sich in den letzten Jahren dramatisch geändert. Zeitungen und Zeitschriften sind gut beraten sich den Herausforderungen des digitalen Zeitalters zu stellen. Gerade im Special-Interest-Bereich eröffnen sich hier Chancen.
_Können Sie uns zum Abschluss noch eine Einschätzung geben, welche Werbeform im Sport die Zukunft mitgestalten wird? Und warum?
Jens Falkenau: Auch hier verweise ich wieder auf die digitalen Medien. Sponsoring und andere werbliche Formen im Kontext des Sports müssen sich immer mehr vernetzen. Mehr als 50 Prozent der sportinteressierten Mediennutzer sind „Multi-Screener“, das heißt, sie rezipieren Sportereignisse und -themen über mehrere Kanäle gleichzeitig. Dabei gewinnen die „digitalen Kanäle“ kontinuierlich an Relevanz. Der Grund: Diese können Werbung interaktiver und mit einem deutlichen Mehrwert für den Nutzer umsetzen. Die Symbiose von sportlichem Content und werblicher Ansprache wird dabei das Schlüsselelement der Zukunft.
Herr Falkenau, wir danken Ihnen für das Interview.
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Über Repucom
Repucom ist weltweiter Marktführer in der Sportmarketingforschung und -beratung. Mit unserer unabhängigen Marktforschung, Media Evaluation und Beratungsdienstleistungen unterstützen wir unsere Kunden bei ihren Aktivitäten im Entertainment- und Sportbusiness und versetzen sie in die Lage, ihren ROI zu maximieren. Als erstes Unternehmen bietet Repucom ein weltweites Full-Service-Angebot für Marketingforschung und -beratung aus einer Hand. Wir sind Partner von über 1.000 Top-Marken, Vermarktern, Rechtehaltern und Medien im Sport und Entertainment.
2010 schlossen sich Repucom und SPORT+MARKT zusammen. 2012 erfolgte die Übernahme der IFM Gruppe mit den Unternehmen IFM Sports und IFM Sports Marketing Surveys. Im Frühjahr 2013 haben wir unsere Marken unter Repucom zu einem weltweit einheitlichen Auftritt zusammengeführt. Im Oktober 2013 übernahmen wir das Mailänder Sportmarketing-Unternehmen Immagine & Sport und firmieren in Italien nun unter Repucom Italia.
Repucom vereint über 25 Jahre Erfahrung im Sportbusiness. In unseren 22 Büros auf allen Kontinenten arbeiten über 1.400 Mitarbeiter.
Interview: Martin Schenk | Foto: Repucom