Porträt Mehmet Hayirli: „Schwächen sind bei ihm nur sehr schwer auszumachen“

Mehmet Hayirli ist ein Star. Noch nie zuvor hat ein österreichischer Rollstuhlbasketballer international so große Erfolge erzielt wie er. Sein Geheimrezept: Die bedingungslose Liebe zum Rollstuhlbasketball.

Nationalspieler Mehmet Hayirli ist ein Herzensmensch. Was immer er auch tut –nie gibt er weniger als 100%. Genauso war es auch beim Rollstuhlbasketball. Schon als Kind war er Fan, leidenschaftlich sammelte er NBA-Basketballkarten. „Als ich während meiner Rehabilitation dann den Rollstuhlbasketball ausprobiert habe, war es Liebe auf den ersten Blick“, sagt Hayirli. Von Anfang an hat ihn die Sportart fasziniert: „Sowohl körperlich, als auch mental ist das eine hochkomplexe Angelegenheit“, erklärt der gebürtige Österreicher. „Was ich daran aber am meisten schätze, ist der Teamspirit – alle ziehen zusammen an einem Strang, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.“

Nach drei österreichischen Meistertiteln wechselte der 35-Jährige im Jahr 2007 nach Deutschland. Genau genommen ins sächsische Zwickau zum RSC. Dort setzte sich seine Titelserie fort, nach nur zwei Jahren wurde er mit den Sachsen Deutscher Meister. 2008 feierte er mit der Mannschaft den Pokalsieg und zeigte bei der B-Europameisterschaft so starke Leistungen, dass er in das Allstar-Team gewählt wurde und 2010 zu den Caputs nach Jena wechselte. Dort stand Hayirli bis 2014 als Leistungsträger in der deutschen Liga unter Vertrag.

Doch auch Profis haben Heimweh

Obwohl Hayirli in Deutschland erhebliche Erfolge verbuchen konnte, fehlte ihm ein ausschlaggebender Punkt zu seinem Glück. Und das war die Familie, die in Österreich lebt. Somit zog er 2014 wieder in seine Heimat zurück und spielt seitdem bei den Sitting Bulls. „Meine Familie ist für mich von allem das Wichtigste. Sie gibt mir Kraft und Motivation. Deswegen wollte ich wieder in ihrer Nähe sein“, sagt Hayirli, der inzwischen achtfacher Onkel ist. Die Kraft der Familie kann er im Moment gut gebrauchen: „Aktuell kämpfe ich mit einer langwierigen Verletzung. Das ist für mich die bisher schwierigste Phase in meiner Sportlaufbahn.“ Er hofft, bis Tokio wieder fit zu sein. Seinen Traum für die Paralympics im nächsten Jahr hat er schon jetzt klar vor Augen: „In erster Linie ist das Ziel der Klassenerhalt bei der Europameisterschaft. Aber ich bin optimistischer Realist – und schließe unerwartete Überraschungserfolge daher nicht aus.“

Sowohl sportlich, als auch menschlich ist er ein geschätzter Spieler

„Mehmet ist mit seiner Erfahrung, seinem überragenden Mitteldistanzwurf sowie mit seinen Scoring- und Führungsqualitäten ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt im Team Austria“, gibt Matthias Wastian, Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft, zu Protokoll. „Schwächen sind bei ihm nur sehr schwer auszumachen. „Manchmal“, holt Wastian kurz aus, „würden ihm aber eine Spur mehr Egoismus und Geduld nicht schaden.“

 

Infobox:

  1. Meine Eltern haben mir beigebracht, dass…

… man ein guter Mensch sein sollte, alles andere kommt dann von selbst.

  1. Die Stärke unserer Nationalmannschaft ist:

Der Teamzusammenhalt: Jeder kämpft für den anderen.

  1. Drei Dinge, die für mich gleichbedeutend mit Glück sind:

Familie, meine Freundin und der Rollstuhlbasketball

 

Text: Jana Rudolf | Foto: Astrid Berger

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