Rollstuhlbasketball ist für Jakob Krömer alles. Mit viel Durchhaltevermögen und Leidenschaft zeigt der 15-Jährige, dass er bald einer der Topspieler der ersten Liga werden kann.
„Vor Rollstuhlbasketball wusste ich nicht, dass es eine Sache geben kann, die mir wichtiger ist als alles andere.“ Für seinen Sport gibt Jakob Krömer täglich Vollgas. Der 15-Jährige spielt für die zweite und dritte Mannschaft von Hannover United, in der U21 Niedersachsen und in der U19-Nationalmannschaft. Sein Alltag ist vom Sport geprägt. Nach der Schularbeit trainiert er, macht Kraftsport, will sich immer weiter verbessern. Freizeit hat er fast keine. „Das nehme ich aber gerne in Kauf“, so Krömer. Er weiß, dass er Prioritäten setzen muss. Für seine Leidenschaft Opfer bringen muss. Es macht ihm nichts aus, in anderen Bereichen zurückzustecken, wenn er dafür im Rollstuhlbasketball weitermachen kann. Weiterkommen kann. „Ich bin sehr ehrgeizig und versuche immer, besser zu werden“, lässt der 4,5-Punkte Spieler verlauten.
Vor knapp fünf Jahren kommt Krömer zum ersten Mal mit Rollstuhlbasketball in Berührung. Damals wie heute fasziniert ihn am Sport die Action, die Schnelligkeit. „Andererseits gefällt mir aber auch, dass alle zusammen spielen können“, erzählt der Schüler aus Hannover. Behinderte oder Nicht-Behinderte, stark oder weniger stark Behinderte. Fairness und Teamgeist stehen für Krömer an erster Stelle. Wenn er in der Jugendmannschaft für Hannover United trainiert, will er alle ins Spiel mit einbinden. Bemüht sich, auch auf Unerfahrene Rücksicht zu nehmen. „Wenn man nie den Ball bekommt, ist das nicht unbedingt schön“, erklärt Krömer.
Im Dress der U19-Nationalmannschaft während eines Lehrgangs in Frankfurt: Jakob Krömer – Foto: Uli Gasper
Ein gesundes Maß an Disziplin und Ernsthaftigkeit gehören für Krömer dazu. „Trotzdem ist es wichtig, nicht den Spaß an dem Ganzen zu verlieren“, ergänzt der Sportler. Freude und Spaß am Sport sollten der Grundgedanke sein. Besonders Krömers Begeisterung für den Basketball hat es Sebastian Wolk, Trainer der U19-Nationalmannschaft, angetan. „Was mir gefallen hat war sein Wille, sein Herz“, bemerkt Wolk. Der Trainer lobt das Durchhaltevermögen seines Schützlings, seinen Biss. Dass er auf das Miteinander achtet. „Er ist ein sehr angenehmer Charakter und im Team gut integriert“, berichtet Wolk.
Der Weg nach oben
Basketball ist ein großer Teil von Krömers Leben geworden. Vor allem im Corona-Lockdown haben dem 15-Jährigen das Spiel und die Mannschaft gefehlt. Wenn er jetzt mit der ersten Mannschaft seines Vereins trainieren kann, ist er für jede Chance dankbar. „Wenn ich im Spiel einen Fehler mache, korrigieren die mich direkt“, erzählt der Basketballer. „Auf diese Weise kann ich extrem viel von ihnen lernen.“ Er versucht, jedes Training und jeden Lehrgang mitzunehmen. So viel zu lernen, wie er kann. „Wo ich mich noch verbessern muss, ist die taktische Seite“, merkt Krömer an. „Ich will einen besseren Spielüberblick bekommen.“
Krömer hofft, sein Wissen in Zukunft selbst weitergeben zu können. Er will aus seinen Fehlern lernen, noch mehr Erfahrungen sammeln. Diese nutzen, um später eine Jugendmannschaft zu trainieren. „Damit ich mit dafür sorgen kann, dass der Nachwuchs geboten ist“, so der 4,5-Punkte Spieler mit Blick in die Zukunft. Zuvor möchte er sich jedoch selbst einen Traum erfüllen.
„Eine Erfahrung, die ich unbedingt mal machen möchte, wäre, mit der U19-Nationalmannschaft nächstes Jahr zur Europameisterschaft zu fahren“, sinniert Jakob Krömer. Seit seinem Start in den Rollstuhlbasketball vor fünf Jahren hat er es weit gebracht. Trainer Sebastian Wolk ist sich sicher, dass es der Nachwuchsspieler auch noch viel weiter schaffen wird. „Ich sehe ihn in vier, fünf Jahren als Topspieler der ersten Liga und international.“
Text für Rollt. #32: Rebecca Ostertag | Foto: Uli Gasper