Marco und die Schokoladenfabrik: Parkettgeflüster mit Marco Hopp

Heidelberg, Sportzentrum-Süd in der Neckar-Metropole. Nach kurzer „ich-bin-Dorfkind-und-zum- ersten-Mal-in-der-großen-Stadt“-Verwirrung habe ich mein Ziel erreicht: In der Halle am Harbigweg quietschen die Reifen und springen die Bälle. Hier trainiert die leckerste Schokolade der ganzen RBBL: Herzlich Willkommen in der Bundesliga, Rolling Chocalate Heidelberg!

"Die Spieler müssen funktionieren"

"Die Spieler müssen funktionieren"

Zwei schicke Rollt.-Plakate am Eingang der Turnhalle weisen mir nicht nur den Weg, sondern zaubern mir direkt ein Lächeln auf die Lippen. Ich witzel über Bestechung sowie Pressefreiheit und Heidelbergs Cheftrainer Marco Hopp erklärt mir charmant, die DIN A3-Poster extra nur für mich aufgehängt zu haben. „Sympathisch“ notiere ich mir in mein vollgekritzeltes Notizbuch und vergebe ein Extra-Sternchen-Bonus an die Jungs der SGK Heidelberg. Die Vorbereitung läuft hier auf Hochtouren, alles ist bereit für die Rückkehr in die höchste Spielklasse für Rollstuhlbasketball. Denn vor genau zehn Jahren triumphierten die Neckar-Korbjäger als Deutscher Meister, doch dann der tiefe Fall bis in die Regionalliga. Aus personellen Gründen war eine Titelverteidigung bereits vorab ausgeschlossen, ein Neuanfang unumgänglich. Und dieser wird zehn Jahre später mit der Rückkehr ins Oberhaus gekrönt: Ungeschlagen marschierte die Hopp-Equipe durch die 2. RBBL-Süd, machte vorzeitig die Meisterschaft perfekt und blieb bis zum letzten Spieltag verlustpunktfrei.

„Heidelberg hat Potential für mehr“, sagt Marco Hopp. Trainer, Sponsorenbeauftragter und Macher der Rollstuhlbasketballer am Neckar. Mit einem jungen, frechen Team geht der charismatische Basketball-Lehrer, der auch im Trainerstab der U22-Nationalmannschaft rollt, an den Start. „Die Spieler müssen funktionieren, die mentale Stärke ist für mich das A & O“, so Hopp weiter. Das Saisonziel ist klar: Am Ende sollen mindestens zwei Mannschaften hinter den Rolling Chocolates stehen. Doch die SGK-Korbjäger möchten ein Signal an die Liga schicken und die vermeintlich Großen ärgern. Vielleicht sogar direkt zum Auftakt, denn dann gastiert die Mannschaft von Marco Hopp beim Deutschen Meister aus Lahn-Dill.

„Chocolate ist zur Marke geworden“, ergänzt Benjamin Scherke, der als Chef der Rollies gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender der Abteilung Basketball innerhalb der Sportgemeinschaft Kirchheim ist. Allerdings betont Scherke auch, dass es zwar beim Hallenverkauf Schokolade gibt, aber in der Vorbereitung oder nach siegreichen Spielen die Milka oder Ritter Sports dieser Welt tabu sind. Tabu ist gute Stimmung in Heidelberg keineswegs. Zwischen 300 und 400 Zuschauer sehen die Heimspiele der Bundesliga-Cracks im Harbigweg und auch innerhalb der Mannschaft erkennt man den frechen Spielstil von Cheftrainer Hopp nicht nur auf dem Parkett: „Wir sind ein dynamisches Team und haben natürlich auch abseits des Feldes viel Spaß zusammen. Fünf Spieler sind bei uns wie einer.“

Hopp im Kreise seiner Spieler

Hopp im Kreise seiner Spieler

Was fehlt denn da noch zum Glücklich sein? Geld. Klar, dass hätte ich mir in meinem begrenzten Journalisten-Hirn auch selbst denken können und ziehe mir den Sternchen-Sonder-Bonus wieder ab. „In der RBBL gibt es schon eine Art Zwei-Klassen-Gesellschaft, vor allem was das Budget angeht. Außerdem gibt es unterschiedliche Modelle, unseres ist die nachhaltige Arbeit mit vielen jungen deutschen Talenten“, so Hopp weiter. Das RSB Team Thüringen, Lahn-Dill und die RSC Rollis aus Zwickau sieht der sportliche Leiter der Rolling Chocolates als Kandidaten für die RBBL-Trophäe. „Mannschaftliche Geschlossenheit und Teamspirit werden unsere Stärken sein“, ist sich Hopp sicher und erst jetzt fällt mir sein Namensvetter mit ebenfalls baden-württembergischen Wurzeln ein, der einen ominösen Fußballverein mit viel Geld und wenig Know-How nach oben führte.

In Heidelberg ist der Weg dann doch irgendwie anders, irgendwie besser. Irgendwie schokoladiger.

 

Text: Sven Labenz // Fotos: SGK Heidelberg, Rollstuhlbasketball 

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