Sören ist der Sonnenschein der Rollt.-Redaktion. Der Kinderreporter war mal wieder unterwegs und hat sich mit Paralympics-Gewinnerin Annika Zeyen von den BG Baskets Hamburg unterhalten.
Steckbrief
Name: Annika Zeyen
Alter: 29
Klassifizierung: 1,5
Verein: BG Baskets Hamburg
Position: In Hamburg: auf dem Flügel, in der Nationalmannschaft: Aufbau
Rückennummer: 8 in der Nationalmannschaft, 4 in Hamburg
Hier wohne ich: Ich arbeite in Bonn und spiele Rollstuhlbasketball in Hamburg, daher pendele ich zwischen den beiden Städten hin und her.
Esse ich immer gerne: Ich habe kein spezielles Lieblingsgericht und probiere gerne Neues aus.
Muss man gelesen haben: Ich lese sehr gerne und finde Harry Potter total toll.
Höre ich dauernd: Radio
Sehe ich am liebsten: Am liebsten schaue ich gute Filme.
Hier fühle ich mich wohl: Beim Basketball, im Kreis von Freunden und bei der Familie
Interview
Wie bist du zum Rollstuhlbasketball gekommen?
Mit 14 hatte ich einen Reitunfall, seitdem sitze ich im Rollstuhl. Als ich danach in der Reha war, habe ich zum ersten Mal Rollstuhlbasketball ausprobiert. Es hat mir gleich sehr gut gefallen, da ich vor dem Unfall auch sehr sportlich war und ich froh war, dass ich weiter Sport machen konnte. Meine Eltern haben mir dann geholfen, einen Verein zu finden. Ich habe beim ASV Bonn angefangen. Am Anfang war es mehr zum Spaß und um andere junge Leute im Rollstuhl kennenzulernen. Daraus ist dann nach und nach mehr geworden.
Wie viele Stunden trainierst du in der Woche?
Ich versuche, jeden Tag zu trainieren und trainiere dann 2 Stunden am Tag.
Welcher Sportler ist dein Vorbild?
Mir fällt spontan keiner ein. Darüber müsste ich länger nachdenken. Im Rollstuhlbasketball Bereich wüsste ich niemanden den oder die ich als mein persönliches Vorbild sehen würde.
Wie viele Spiele hast du schon für die deutsche Nationalmannschaft gemacht?
Über 200. Ich bin im Moment die Rekordnationalspielerin in Deutschland, weil ich die meisten Nationalmannschaftsspiele gemacht habe.
Was war bisher dein größter spielerischer Erfolg?
Auf jeden Fall die Goldmedaille bei den Paralympics in London! Das war einmalig und etwas ganz besonderes.
Wer sind die Favoriten auf die Deutsche Meisterschaft?
In der Bundesliga ganz klar der RSV Lahn-Dill. Bei der deutschen Meisterschaft für Frauen haben wir mit Hamburg gute Chancen, diese zu gewinnen.
Wie sieht dein Rollstuhlbasketballdreamteam aus (Einzige Bedingung: Es dürfen keine aktiven Rollstuhlbasketballerinnen und –basketballer sein)?
Maren Butterbrodt (Deutschland), Jennifer Ruddell (USA), Danielle Peers (Canada), Christina Ripp (USA), Mina Mojtahedi (Finland)
Womit treibst du deinen Trainer und deine Mitspieler zur Weißglut?
Ich würde behaupten, dass ich es nicht so oft schaffe, sie zur Weißglut zu treiben. Aber vielleicht mit meiner Neugier, weil ich immer alles wissen will.
Welche Tipps würdest du Kindern geben, die gerne Rollstuhlbasketball spielen wollen?
Sie sollten sich einen Verein suchen und anzufangen zu spielen. Sie sollten nicht aufgeben. Ich denke, dass jeder beim Rollstuhlbasketball Spaß und Erfolg haben kann.
Was würdest du Dirk Nowitzki fragen, wenn du ihn triffst?
Ich habe ihn schon getroffen, aber direkt gefragt habe ich ihn nichts. Er war sehr nett und total locker drauf. Er war überhaupt nicht abgehoben. Daher kann man sich ganz normal mit ihm unterhalten und muss ihm nicht Fragen stellen, als wäre er der große Star.
Wie würdest du dich selbst beschreiben?
Ich bin sehr ehrgeizig und sehr fleißig. Ich setze mir ehrgeizige Ziele und versuche diese zu erreichen. Ich lache gerne und habe gerne viel Spaß.
Wofür haben dich deine Eltern am meisten ausgeschimpft?
Wenn ich meine Brüder provoziert und geärgert habe.
Was machst du, wenn du mal nicht Rollstuhlbasketball spielst (Hobbies, Beruf, Ausbildung, Studium, etc.)?
Ich habe im Sommer mein Studium abgeschlossen. Ich habe in den USA studiert. Seit dem Sommer arbeite ich beim internationalen Paralympischen Komitee in Bonn. Dort bin ich der Marketingabteilung beschäftigt. Das ist mein Traumjob und ich bin sehr froh, dass ich diese Stelle gefunden habe.
Was hast du als Kind am liebsten gemacht?
Als Kind habe ich auch schon sehr gerne Sport gemacht. Ich war im Schwimmverein und im Turnverein. Außerdem bin ich viel geritten. Sport war schon immer wichtig für mich.
Hast oder hattest du Haustiere?
Nein, ich hatte keine Haustiere, aber ich hatte ein Pflegepferd, auf dem ich jeden Tag geritten bin.
Was wolltest du schon immer tun?
Meistens finde ich immer einen Weg, das zu tun, was ich tun wollte. Generell reise ich gerne und es gibt Ziele, wohin ich immer schon wollte. Irgendwann würde ich gerne nach Neuseeland fliegen.
Was sollte jeder Mensch einmal erlebt haben?
Das ist schwierig, weil jeder Mensch andere Voraussetzungen hat. Aber jeder Mensch sollte gute Freundschaft und Unterstützung von Freunden oder der Familie erfahren haben.
Was würdest du ändern, wenn du Bundeskanzlerin wärst?
Wenn ich Bundeskanzlerin wäre, dann dürfte ich natürlich nicht nur an mich selber denken, sondern müsste an alle denken. Aber wenn ich mir aussuchten dürfte, was ich der Bundeskanzlerin sagen dürfte, was sie ändern sollte, dann würde ich mir mehr Barrierefreiheit wünschen. In diesem Bereich gibt es in Deutschland noch viel zu tun. In den USA, wo ich studiert habe, ist die Barrierefreiheit schon viel besser. Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass man mit dem Rollstuhl überall hinkommen kann. Dies würde ich mir auch für Deutschland wünschen.
Was wolltest du deinen Fans schon immer sagen?
Dass ich sehr dankbar bin, dass ich Fans habe und dass mir die Unterstützung sehr hilft. In London erhielt ich so viel Unterstützung und so viele Nachrichten, dass ich gar nicht auf alles sofort antworten konnte. Aber ich habe immer alles gelesen und es hat mir sehr gut getan.
Interview Sören Seebold // Fotos: BG Baskets Hamburg, Anke Seebold, privat, Jürgen Berg, Harald Appel