Joel Schaake (Hot Rolling Bears Essen): Die letzten zwei Jahre Pandemie haben uns als Vereine näher zusammenrücken lassen.

Mission: Aufstieg oder Konsolidierung? Wir haben bei den erstplatzierten Mannschaften in der RBBL2 Süd und Nord nachgehakt, wie es um ihre Aufstiegsambitionen in die deutsche Beletage bestellt ist, was sich bei ihnen in den letzten Monaten strukturell getan hat und was sie von den Verbänden und Institutionen erwarten.  Bestandsaufnahme Teil 3: Joel Schaake (Hot Rolling Bears Essen)

 

Wie beschreibst du euren aktuellen Saisonverlauf aus sportlicher Sicht?

Wir sind mit dem Ziel um den Aufstieg zu spielen in die Saison gestartet. Mit vier Siegen aus fünf Spielen sind wir dabei auf einem guten Weg. Die knappe Niederlage gegen Zwickau schmerzt natürlich. Es war ein hartes Spiel, das in beide Richtungen hätte gehen können. Jetzt heißt es dranbleiben, und dann freuen wir uns auf die Revanche im Rückspiel.

 

Was hat sich bei euch in den letzten Monaten strukturell getan? Kannst du uns einen kurzen Einblick geben?

In Essen hat sich strukturell sehr viel getan. Wir haben, wie bekannt ist, einen neuen Vorstand und arbeiten mit Hochdruck daran, unsere Strukturen weiter zu professionalisieren. Dabei sind wir auf einem guten Weg.

 

Wenn ihr die Option hättet in die 1. RBBL aufzusteigen, würdet ihr diese wahrnehmen? 

Wenn wir die Option hätten sportlich aufzusteigen, würden wir alles uns Mögliche dafür tun, diese Chance wahrzunehmen. Dafür drehen wir im Hintergrund an allen denkbaren Schrauben, um den Saisonetat für einen möglichen Aufstieg in die RBBL1 zu sichern.

 

Wie nimmst du die aktuelle Entwicklung in der Community wahr? Insbesondere in Hinblick auf die Reduzierung der Anzahl der Rollstuhlbasketball-Mannschaften bei den Paralympics und die Anpassung der Klassifizierung?

Ich finde wie viele andere auch die Reduzierung der Mannschaften bei den Paralympics kein gutes Zeichen für unseren Sport. Der Rollstuhlbasketball befindet sich international auf einem insgesamt hohen Niveau. Das nun begrenzte Teilnehmerfeld nimmt vielen Athlet:innen die potentielle Chance, sich auf dieser großen Bühne präsentieren zu können. Um eine fachlich qualifizierte Aussage zu den Anpassungen der Klassifizierung zu treffen, habe ich davon zu wenig Ahnung. Für die betroffenen Athlet:innen, die alles dem Sport unterstellt haben, tut es mir sehr leid. Grundsätzlich finde ich viele Entwicklungen in Deutschland aber durchaus positiv. Die letzten zwei Jahre Pandemie haben uns als Vereine näher zusammenrücken lassen. Wir haben es geschafft Konzepte zu entwickeln, um den Spielbetrieb abzusichern, ohne die Gesundheit unserer Athlet:innen zu gefährden. Auch der Breitensport kommt langsam wieder ins Rollen..

 

Was ist deine Erwartungshaltung an die Verbände und Institutionen in Deutschland (DBS, DRS) und weltweit, wie IWBF, IPC bzw. was sind die drängendsten Fragen, die aus deiner Sicht beantwortet werden müssen?

Die Vereine gehen immer zielstrebiger in der Professionalisierung voran, müssen sich dabei aber vieles selbst beibringen. Von den für uns als Verein verantwortlichen Verbänden würde ich mir mehr Unterstützung zum Ausbau der Vereinsstrukturen wünschen, denn nur eine generelle Stärkung unserer Vereine kann die allgemeine Professionalisierung der Ligen vorantreiben. Dazu gehört auch eine weitere Professionalisierung unserer Verbände, denn Ehrenamt – so wichtig es auch ist – bringt uns immer nur bis zu einem gewissen Punkt.

 

Interview: Martin Schenk | Foto: Uli Gasper

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