Nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft der Junioren am vergangenen Wochenende, haben wir den Co-Trainer des NRW-Siegerteams, Tarik Cajo, zum Kurzinterview gebeten. In enger Abstimmung mit Headcoach Marcel Fedde, hat uns “Coach Cajo” Rede und Antwort gestanden. Im Gespräch plaudert der Ex-Rahdener über die Stärke der NRW-Equipe, das Talent eines Maximilian Lammering sowie die Zukunftsaussichten des deutschen Rollstuhlbasketball-Nachwuchs.
Tarik, zunächst möchte ich dir und Marcel ganz herzlich zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft der Junioren mit dem Team NRW gratulieren. Wie sah es kurz nach dem Schlusspfiff und am Sonntagabend gefühlstechnisch in dir und Marcel aus?
Wir haben den Schlusspfiff sehr gefasst aufgenommen. Haben uns kurz abgeklatscht. Dann ging es direkt zu den Trainerkollegen des Team Bayern, um ihnen die Hand zu reichen. Das gehört sich so – und nicht anders. Die Siegesfreude haben wir in erster Linie unseren Spielerinnen und Spielern überlassen. Wir haben den großen Teil des Kollektivs über mehrere Jahre trainiert und deren Entwicklung kontinuierlich mitverfolgt. Nun konnten wir endlich den großen Erfolg ernten. Natürlich haben wir uns innerlich sehr gefreut, mussten es aber erst ein wenig sacken lassen.
Was hat euch als Team stark gemacht und ausgezeichnet?
Wir haben eine sehr tolle Harmonie in der Mannschaft. Die Neuen wurden von den Älteren super aufgenommen und sehr gut integriert. Alle kannten ihre Rollen im Team und haben sich gegenseitig angefeuert. Marcel und ich wussten, dass im Team sehr viel Potenzial steckt. Entscheidend war, ob unsere Ideen auf dem Parkett umgesetzt werden. Zum Beispiel im zweiten Gruppespiel gegen das Team Nord lief noch nicht alles rund. Wir konnten das Spiel erst im letzten Viertel für uns entscheiden. Im Finale lief es dann recht gut, unser Gameplan wurde sehr gut umgesetzt.
Ohne den Teamgedanken zu torpedieren, möchte ich auf Maximilian Lammering zu sprechen kommen. Als zweitjüngster Akteur in eurem Kader, scheint er ein großes Potenzial zu besitzen. Kannst du Maximilian, seine Entwicklungsmöglichkeiten sowie seinen Spielstil beschreiben?
Maxi ist ein ganz toller und sympathischer Junge, sehr aufgeschlossen und wissbegierig. Ich kenne Maxi seit vier Jahren, also von der ersten Sichtung des NRW-Landeskader. Seitdem hat es sich rasant entwickelt. Er weiß, dass er im Schatten seines drei Jahre älteren Bruders Julian steht, der jetzt eine feste Größe in der U22-Natio ist. Das motiviert ihn sehr, auch so gut zu werden.
Woran machst du das fest?
Nun, er lässt so gut wie keine Trainingseinheit liegen. Er hat jetzt schon sehr viele Tricks auf Lager und freut sich, wenn er die “Großen” ärgern kann, z. B Ihnen ganz frech den einen oder anderen Mitteldistanzwurf ins Gesicht zu werfen. Und dies ohne eine Miene im Gesicht zu verziehen (grinst). Ihn mit Tommy Böhme zu vergleichen, wäre nicht allzu hoch gegriffen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er in 4 bis 5 Jahren seine ersten Einsätze im A-Kader bekommen wird.
Zweimal bitte Hand aufs Herz: Wie beurteilst du das Leistungsniveau in Bonn?
Das Leistungsniveau war sehr hoch. Man muss dabei bedenken, dass viele der jungen Spieler und Spielerinnen in den vergangenen zwei Jahren – aufgrund von Corona – sehr eingeschränkt trainieren konnten. Alle sind froh, dass die DM der Junioren endlich stattfinden konnte.
Und: Welche Zukunftsaussichten attestierst du dem deutschen Nachwuchs?
Das wäre eher eine Frage für unsere Nationaltrainer. Wir Landestrainer tun unser Bestes, dem jungen Nachwuchs im Rahmen der Leistungslehrgänge die bestmögliche Ausbildung zu vermitteln. Basierend auf der Klassifizierung bzw. der Punkteverteilung sind wir im Lowpointer-Bereich recht gut aufgestellt, sowohl in den Herren- als auch in den Damen-Teams. Uns fehlen mehr Nachwuchsakteure im 4.0- und 4,5-Punkte-Klassifizierungsbereich. Wir haben zum Beispiel kaum Athleten und Athletinnen mit Amputationen. Es hört sich vielleicht blöd an, es ist aber ein Fakt.
Abschlussfrage: Was möchtest du eurem Team öffentlich gerne noch sagen?
Ihr habt euch den DM-Titel absolut verdient. Wir sind sehr stolz auf euch. Grüße auch an eure Eltern. Sie unterstützen euch im Sport, also belohnt sie im Gegenzug mit guten Leistungen in der Schule bzw. Uni. Denkt an die folgende Reihenfolge:
- Familie
- Schule
- Basketball – gutes Training
- Zocken und feiern (grinst)
Danke für deine Zeit, Tarik. Und Grüße an Marcel.
Interview: Martin Schenk | Foto: Uli Gasper