Am vorletzten Juli-Wochenende fand in der Manfred-Sauer-Stiftung in Lobbach der zweite Sichtungslehrgang der U19-Nationalmannschaft statt. Nach dem dreitägigen Aufenthalt im Rhein-Neckar-Kreis nahm sich Bundestrainer Sebastian “Seb” Wolk die Zeit, um uns einen kleinen Überblick über das Trainingsgeschehen zu geben. Der ehemalige Kapitän des Team Germany spricht dabei über YouTube-Videos als Trainingsanleitung, die Kommunikation mit den Eltern sowie die bevorstehende Reise zu den Eidgenossen.
Seb, mit welchen Worten habt ihr euch am Sonntag von den Spielern verabschiedet?
Da gibt es nicht allzuviel zu erzählen (lacht). Wir haben uns bei den Jungs für Ihren tollen Einsatz bedankt und dafür, dass sie an drei gemeinsamen Tagen in Lobbach viel Herz und Leidenschaft gezeigt haben.
Welcher Augenblick während des Lehrgangs ist dir ganz besonders in Erinnerung geblieben? Und warum?
Da gab es so einen besonderen Moment mit einem Spieler, der jüngst außerhalb des Schulsports mit Rollstuhlbasketball angefangen hat. Er machte während des Lehrgangs schon enorm viel richtig. Er kreuzte Gegenspieler, spielte Pick and Roll usw.
Das ist ja großartig!
Auf jeden Fall. Und auf die Frage, woher er das alles so kann und wer ihm das gezeigt hat, kam die Antwort, dass er sich Rollstuhlbasketball-Spiele auf YouTube angeschaut und Szenen und Abläufe nachgemacht hat. Das war echt super und spricht für eine hohe Eigenmotivation und Lernbereitschaft.
Wie muss sich ein Außenstehender euren Blick auf ein Nachwuchstalent vorstellen, das ihr das erste Mal seht? Auf was achtet ihr?
Das reine Beobachten bezieht sich auf Bewegungsabläufe, das an den Tag gelegte Spielverständnis, das Teamplay und das Auge für den Mitspieler sowie die Freude am Basketball. Vieles lässt sich aber nicht mit dem reinen Verstand erklären. Da gehört auch ein gesundes „Bauchgefühl“ dazu. Es ist die Erfahrung, die Thorsten, Kate und ich in all den Jahren gesammelt haben. Das kannst du nicht erlernen. Das ist Intuition.
U19-Duo während des Lehrgangs in Lobbach – Foto: Dirk Lösel
Wie läuft nach dem Lehrgang die Kommunikation mit den Vereins- und Landestrainern?
Aktuell bauen wir uns die ganzen Kontakte bzw. das Netzwerk auf, um in einen konstruktiven und regelmäßigen Dialog zu treten. Ich möchte an dieser Stelle gerne noch einen persönlichen Appell loswerden – wenn ich darf?
Sehr gerne sogar.
Thorsten und ich würden uns sehr freuen, wenn die Vereins- und Landestrainer auch auf uns zukommen. Alles ist ein Geben und Nehmen. Wir unterscheiden nicht zwischen Hol- und Bringschuld. Bei uns kann im Eifer des Gefechts und durch private Themen mal was untergehen. Das ist menschlich. Aus diesem Grund wäre es fantastisch, wenn uns die Trainer gelegentlich auf die Schulter tippen, um sich mit uns, auf Augenhöhe und im Sinne der Entwicklung der Jungs, auszutauschen.
Das macht Sinn. Wie werden eigentlich die Eltern von euch abgeholt und informiert?
Für die Eltern gibt es immer ein kurzes Fenster vor dem Lehrgang. Ungefähr 30 Minuten. In diesem Slot lernen wir uns gegenseitig kennen und Mama und Papa können ihre Fragen platzieren. Das ist wichtig. Eltern haben einen enormen Einfluss auf ihre Kids. Neben dem Sport gibt es auch noch die Schule und andere private Verpflichtungen. Nur wenn wir uns gegenseitig informieren und über Fragen, Wahrnehmungen und auch Gefühle sprechen, ist ein Fundament des Vertrauens gelegt. Die Eltern kennen ihre Kids doch am besten. Neben den Camps und Zusammenkünften sind wir natürlich immer telefonisch oder per Mail für die Erziehungsberechtigten erreichbar. Unser Teamgedanke endet nicht am Hallenausgang.
Wie geht es weiter mit der U19? Kannst du uns einen kurzen Einblick geben?
Klaro. Wir fahren mit einem verkleinerten Kader Ende August in die Schweiz zu einem spannenden Lehrgang.
Nach Nottwil?
Korrekt. Dort werden wir gemeinsam mit sehr guten Spielern aus der Schweiz sowie alten Freunden und Bekannten trainieren.
Das klingt spannend.
Ist es auch. Das wird eine tolle Erfahrung für das Team werden. Es wird sie weiter zusammenschweißen. Alle lernen sich noch besser kennen Da bin ich mir sicher. Thorsten, Kate und ich freuen uns schon ungemein. Im November werden wir dann unseren letzten großen Lehrgang machen.
Seb, Danke für die Einblicke.
Interview: Martin Schenk | Foto: privat