Sebastian Magenheim ist, um es ein wenig hemdsärmelig zu umschreiben, ein “Achterbahn-Nationalspieler”. 2012 bei den Paralympics in London und 2013 bei der EM in Frankfurt für die deutschen Farben am Start, musste er die WM 2014 in Incheon (Südkorea) von zu Hause aus verfolgen. 2015 zur EM in Worcester war der Münchner dann wieder am Start, wie auch bei den Paralympics in Rio (2016). Seine Teilnahme an der EM auf Teneriffa 2017 sagte der 3,5-Punkte-Mann aus persönlichen Gründen ab. Die Weltmeisterschaft im eigenen Land wird der Ex-Skywheelers-Mann als Zuschauer verfolgen, da er nicht für den “Hamburg-Kader” nominiert wurde. Wir haben die teils basketballfreie Zeit und das durchwachsene Wetter genutzt, uns mit dem 29-Jährigen zu unterhalten.
Sebastian, das Team Germany war jüngst in Japan unterwegs, um sich auf die WM in Hamburg vorzubereiten. Vier Spiele haben die Herren bestritten, um vier Mal als Verlierer das Parkett zu verlassen. Wie verfolgst du die Vorbereitung des Team Germany bzw. stehst du in Kontakt mit den Jungs?
Ich habe den Jungs viel Glück und Erfolg gewünscht. Jan Haller hatte ich angeschrieben. Ansonsten weiß ich aus eigener Erfahrung, dass die Jungs beschäftigt sind. Daher störe ich da nicht all zu sehr. Ansonsten verfolge ich über Social Media was gerade auf dem internationalen Parkett passiert.
Du wurdest nicht für den WM-Kader berücksichtigt. Welche Gründe hat der Bundestrainer dir gegenüber angeführt?
Letztes Jahr war ich nicht dabei und es hat gut funktioniert. Dieses Jahr habe ich eine passable Saison gespielt, musste mich aber beim einzigen Selectioncamp laut den Nationaltrainern neu beweisen. Sportlich habe ich das Selbstbewusstsein zu sagen, ich gehöre rein. Für das oftmals angesprochene beste Team hat das aber nicht gereicht.
Wie bist du in den ersten Tagen nach der Entscheidung mit der Nicht-Nominierung umgegangen?
Ich war nicht überrascht, weil der Bundestrainer bisher in jedem seiner Nominierungsjahre Überraschungen dabei hatte. Jedoch konnte ich mir nicht erklären, was ich hätte noch machen sollen. Ich habe 2017 international ausgesetzt, um mich auf meine berufliche Zukunft zu konzentrieren. Ich wollte nicht zu viel Zeit nach der Uni vergehen lassen, um mit einem echten Job zu starten. Das hatte auch gut geklappt. Ich habe eine Teilzeitstelle angenommen, um mich bestmöglich auf die WM 2018 vorbereiten zu können. Ich habe vor und nach der Arbeit trainiert, eine passable Bundesligasaison gespielt und war vorbereitet für den Sommer. Bei allen Karriereschritten hatte ich stets den Kontakt zu Nicolai Zeltinger gesucht, um abzuklären, ob denn irgendetwas der Nationalmannschaft im Wege stehen könnte. Alles war abgesprochen und gut vorbereitet. Die Anfangszeit bei den Iguanas war etwas holprig, jedoch haben wir uns gut gefunden und können nächste Saison darauf aufbauen.
Und wie beurteilst du die Situation aktuell – mit ein wenig Abstand?
Mit ein wenig Abstand kann ich sagen, dass ich es genauso nochmal machen würde. Ich habe sportlich immer am Limit gearbeitet, privat und geschäftlich Einbußen gemacht und war während dessen zu allen immer komplett transparent in meiner Handlungsweise.
Wie bei Nominierungsfragen üblich, gab’s auch etliche Funktionäre, Spieler und Fans, die Nic Zeltingers Entscheidung – was deine Person betraf – nicht nachvollziehen konnten. Wie nimmst du diese Stimmen wahr? Ist das “positives Wasser” auf deine Mühlen? Oder sagst du dir, dass diese Dinge sind, die die Entscheidung auch nicht mehr ändern?
Das lässt sich nicht mehr ändern. Die Heim-WM ist weg. Natürlich gibt es einem Rückenwind, wenn das Handy nicht still steht nach der Nominierung und alle ungläubig fragen, was passiert ist. Jedoch ist der Mann im Spiegel derjenige, der damit umgehen muss.
Wie geht es jetzt bei dir in puncto Team Germany weiter? Du bist schließlich im besten Sportleralter. Werden die Fans einen kämpferischen Bast Magenheim erleben, der um seinen Platz fightet? Oder gibt es andere Pläne?
Ich werde spielen – und ich werde kämpfen. Wer mich kennt, weiß, dass es nicht anders geht. Das ist meine Natur.
Und im Job?
Nachdem ich meinen Chefs bei meinem Arbeitgeber berichtete, dass ich den Sommer mehr Freizeit haben werde, wurde ich befördert und arbeite nun Vollzeit. Wie sich das auf mein Training auswirken wird, wird sich zeigen. Während des Jahres werde ich mich sortieren und geordnet in der 1. Bundesliga angreifen.
Mit deinem aktuellen Verein, den Iguanas, habt ihr als Aufsteiger für einiges Aufsehen in der 1. RBBL gesorgt. Du warst und bist immer sehr emotional dabei. Wie beurteilst du die zurückliegende Spielzeit?
Sport ist gleichzusetzen mit Emotionen. Ich bin erfahrener und ruhiger geworden und habe mich der Situation in allen Vereinen, in denen ich bisher gespielt habe, entsprechend angepasst, dass ich die Mannschaften positiv unterstützen konnte. Bei den Iguanas war das der Start für eine große Zeit. Hier wird viel kommen. Ich freue mich riesig auf meine Teamkollegen und die nächste Saison.
Wie und wo werden dich die RBBL-Fans in der Saison 2018/2019 erleben? Was dürfen wir von Sebastian Magenheim erwarten?
Ich werde dort weiter machen, wo ich aufgehört habe. Ich will wieder Playoffs spielen. Mein Team ist bereit dafür.
Du bist nun auch schon einige Jahre aktiv im Business. Was fehlt dem deutschen Basketball deiner Meinung nach, um zur absoluten Weltspitze aufzuschließen?
Funding ist das A und O. Daraus resultierend wird es Prozess- und Personaloptimierung geben.
Und der Nachwuchs?
Deutsche Spieler müssen während der Bundesliga mehr Verantwortung bekommen. Ich bin froh wie Peter Richarz und sein Team arbeitet. Da kommen gute Jungs nach, jedoch darf man nicht vergessen, dass wir keine Fußballergehälter bekommen und wir die Jungs und Mädchen abseits vom Basketball auch ausbilden lassen sollten.
Da wir zum Schluss kommen, kannst du dir schon ausmalen, was jetzt als Abschlussfrage kommt: Wie wird die Herren-Nationalmannschaft deiner Meinung nach bei der WM in Hamburg abschließen?
Ich hoffe auf einen der Medaillenplätze.
Vielen Dank für deine Zeit, Basti.
Interview: Martin Schenk | Foto: Steffie Wunderl