Trainerfuchs Josef Jaglowski ist zurück auf der internationalen Rollstuhlbasketball-Bühne. Der ehemalige Bulls-Coach trainiert seit März den französischen Spitzenklub Red Dragon’s Metz. Im Interview spricht der 66-Jährige über seinen Empfang im Nordosten Frankreichs, den nahenden EuroCup auf Sardinien und die Unterschiede zwischen der deutschen und französischen Liga.
Josef, seit einiger Zeit schwingst du das Trainer-Zepter bei den Red Dragon‘s Metz. Wie kam es zu diesem Engagement?
Das ist schnell erklärt. Der Präsident und einige Spieler haben bei mir angeklopft, ob ich das Traineramt wahrnehmen möchte. Da das alles sehr spannend klang und ich einige der Jungs sehr gut kenne, habe ich relativ schnell zugesagt.
Kannst du uns einen kurzen Abriss über dein Team geben? Wer läuft für deine Equipe auf? Es sind ja einige Bekannte aus Rahden darunter.
Der Kern der Truppe besteht aus fünf europäischen Topspielern. Darunter vier Europameister, wie z. B. Mustafa Korkmaz, Mendel Op den Orth und Robin Poggenwisch. Hinzu kommen der aus Rahden bekannte Pole Krzysztof Bandura, der Brite Kallum Stafford und die kanadische Weltmeisterin Melanie Hawtin sowie einige französische Spieler.
Wer sind die Favoriten in der französischen Liga?
Es gibt aktuell vier Teams, die um die Meisterschaft mitspielen können. Alle Mannschaften haben erfahrene Nationalspieler an Bord. Die Favoriten sind Hornet Le Cannet, Meaux, Les Aigles du Velay und wir.
Und wie unterscheidet sich der Spielbetrieb in Frankreich von dem in Deutschland? Gibt es so etwas wie “Eigenheiten”?
Der größte Unterschied ist, dass nur zwei Referees auf dem Parkett stehen. Ich habe auch das Gefühl, dass mehr Kontakte zugelassen werden, als es zum Beispiel in der RBBL der Fall ist. Aber das ist wie gesagt rein subjektiv. Ansonsten bleibt Rollstuhlbasketball eben Rollstuhlbasketball.
Wie wurdest du in Metz empfangen?
Sehr gut. Da ich einige Athleten schon trainiert habe, konnten diese ihren Mitspielern natürlich von meiner Arbeitsweise und meinem Stil berichten. Ich bin dankbar, dass ich den Klub trainieren kann. Auch die Fans haben mich super aufgenommen. Ihnen gebührt mein Dank. Natürlich will der Verein Titel gewinnen. Das ist ein positiver Druck, den ich gerne annehme.
Was ist dein sportliches Ziel in der Liga?
Die Equipe soll ein Gefühl für meine Taktik und meinen Spielstil entwickeln und diesen sukzessive umsetzen. Wobei das erste Ziel lautet, das Final-Four um den französischen Pokal zu erreichen. Darauf, wie auch auf erfolgreiche Ergebnisse in der 1. Liga, arbeiten wir gemeinsam hin.
Vom 22. bis zum 24. April nehmt ihr am EuroCup 2 in Sassari teil. Wie stehen eure Chancen? Und wer sind die großen Favoriten?
Wir treffen im ersten Spiel direkt auf unseren Ligakonkurrenten Handibasket Le Puy en Velay. Die, neben uns, zum engen Favoritenkreis zählen. Leider werden nur 5 Mannschaften in Sassari am Start sein. Was sehr schade ist. Am Samstag duellieren wir uns um 13.00 Uhr mit dem KKTC Wheelchair Basketball Team aus der Türkei. Um 19.00 Uhr geht’s dann gegen die Gastgeber Dinamo Lab Banco Di Sardegna Sassari. Sonntags müssen wir dann im letzten Match gegen KS PACTUM Scyzory Kielce aus Polen ran. Ich freu mich sehr auf die Partien.
Du hast ja auch immer ein Blick auf die Szene in Deutschland. Was gefällt dir in der RBBL, in den Nationalmannschaften etc.? Und wo siehst du noch Entwicklungsbedarf?
Um ehrlich zu sein, verfolge ich die Szene nur noch so halb. Meine Zeit investiere ich an anderer Stelle. Was ich jedoch sagen muss, ist, dass ich meinen Ex-Klub, die Bulls, mit Begeisterung verfolge. Die Leistung, die das Team zeigt, ist Weltklasse. Einfach ein anderes Niveau
Und die Nationalmannschaften?
Dazu kann ich nicht viel sagen. Da gibt es Experten, die tiefer drin stecken als ich. Die müsstest du fragen.
Josef, viele Dank für deine Eindrücke aus Frankreich.
Interview: Martin Schenk | Foto: Emilie Haag