Zuletzt ging sie für die BG Baskets Hamburg in der 1. RBBL auf Korbjagd, nun ist sie in Nürnberg zu Hause. Was Gesche Schünemann über ihre Zeit als Nationalspielerin und die Mehrfachbelastung aus Einsatz in der Bundesliga, Nationalmannschaft und Vollzeitarbeitsstelle zu erzählen hat, könnt ihr im Interview lesen.
Gesche, du hast bereits vor einiger Zeit bekannt gegeben, dass du deine Rollstuhlbasketballkarriere beenden wirst. Was war ausschlaggebend für dich, diesen Schritt zu machen?
In der 1. RBBL habe ich bereits 2015/2016 die letzte Saison gespielt, und mein Karriereende in der Nationalmannschaft habe ich im Januar 2018 offiziell bekannt gegeben. Ausschlaggebend war für mich meine Familie, mit der ich durch die hohe zeitliche Belastung nur wenig Zeit verbringen konnte. Seit ich Rollstuhlbasketball spiele, habe ich die Doppelbelastung Bundesliga und Nationalmannschaft, nebenbei musste ich Vollzeit arbeiten und Geld verdienen. Dies waren 10 sehr schöne, aber auch sehr anstrengende Jahre.
Heute startet die Weltmeisterschaft in Hamburg. Wie ist es für dich, bei der Heim-WM nicht selbst auf dem Parkett zu stehen?
Ich wäre sehr gerne in Hamburg bei der Weltmeisterschaft dabei gewesen. Aber der neue Bundestrainer Martin Otto hat mit dem Team andere Pläne. Gerne hätte ich für die deutsche Nationalmannschaft noch ein letztes Mal in meinem alten Wohnzimmer gespielt und um den WM-Titel gekämpft, denn das ist der einzige Titel, der mir in meiner persönlichen Sammlung noch fehlt.
Wirst du dir die Spiele live in Hamburg ansehen? Was ist deine Einschätzung, welche Damen Teams es in die TOP 3 schaffen werden und wo siehst du das deutsche Team in diesem Jahr?
Ja, ich werde für ein paar Tage in Hamburg sein. Ganz oben sehe ich die Niederlande. Aber auch das deutsche Team sollte es am Ende unter die TOP 3 schaffen.
Was waren deine schönsten Momente und Erinnerungen, mit Blick auf die vergangenen Weltmeisterschaften und Paralympics?
Die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft und noch mehr bei den Paralympics ist immer etwas ganz Besonderes für einen Sportler. Die schönsten Erinnerungen habe ich natürlich an den Gewinn der Goldmedaille in London 2012. Aber auch alle anderen Turniere haben unvergessliche Eindrücke hinterlassen, angefangen von der Atmosphäre in den Sportstätten über das großartige Miteinander unter den Sportlern bis hin zur Gastfreundschaft der jeweiligen Austragungsorte.
Bei den deutschen Meisterschaften der Damen konnte man dich in diesem Jahr auf dem Court sehen. Spielst du noch in anderen Mannschaften? Wie hältst du dich fit?
Ich habe nach Rio 2016 erst einmal ein bisschen Pause gemacht. Da ich aber noch großen Spaß am Rollstuhlbasketball habe, trainiere ich gelegentlich hier in der Nähe von Nürnberg und habe dort zuletzt in der Regionalliga gespielt.
Kannst du dir eine Rückkehr in die 1. oder 2. Liga vorstellen? Vermisst du den Ligabetrieb gelegentlich?
Eine Rückkehr in die 1. oder 2. Liga kann ich mir nicht vorstellen. Ich genieße aktuell meine freie Zeit und bin sehr froh, nicht abends trainieren sowie jedes Wochenende quer durch Deutschland fahren zu müssen. Ich genieße es die Zeit nun mit meiner Familie und meinen Freunden verbringen zu können.
Verfolgst du noch die Geschehnisse in der RBBL? Was hältst du von den aktuellen Entwicklungen in Liga 1 und 2?
Ja, natürlich verfolge ich die RBBL noch. Ab und zu trifft man mich auch bei dem ein oder anderen Spiel. Natürlich gab es in der vergangenen Saison die Übermannschaft aus Thüringen. Ich finde es für den Sport und die Liga aber sehr gut, dass die Lücke zwischen den Play-off-Plätzen und den Abstiegsplätzen immer kleiner wird und jeder jeden schlagen kann.
Gesche, vielen Dank für deine Zeit!
Interview: Annika Aul | Foto: Steffie Wunderl