Interview mit Franzi Möller: “Ich investiere viel Zeit in meinen Sport, meine Freunde und Familie”

Der Erfolg eines Teams hat viele Mütter und Väter. Während die Mannschaft auf dem Platz ackert und rackert, sind es die Menschen im Hintergrund, die das Uhrwerk “Bundesliga-Mannschaft” am Laufen halten. Eines dieser “Rädchen” bei den RSB Thuringia Bulls ist Franziska Möller. Die 32-Jährige fotografiert, versendet Pressemeldungen, kümmert sich um den Bereich Social Media – und sie zeichnet sich für viele weitere Themen im Bullenstall verantwortlich. Im Rollt.-Interview spricht die sportliche Erfurterin über ihren Weg an die Osterlange, die emotionalsten und schönsten Bulls-Momente sowie den Privatmenschen “Franzi”.

 

Franzi, wann und wie bist du seiner Zeit zum Rollstuhlbasketball gekommen? 

Ich bin 2009 durch mein Freiwilliges Soziales Jahr im Sport zum Reha-Sport-Bildung e.V. gekommen. Dort hatte ich zum ersten Mal Kontakt zum Rollstuhlbasketball. Ich fand die Sportart faszinierend und wollte immer mehr und mehr Spiele miterleben. Dabei blieb es aber nicht.

 

Wie ging es weiter?

Nach kurzer Zeit war ich fester Bestandteil des Teams hinter dem Team und war an der Seite unseres damaligen Technikers Matthias Loth für die Spielerbank verantwortlich – Rollstühle vorbereiten, Getränke und Handtücher bereitstellen und die kleinen Wünsche der Spieler erfüllen. In den Folgejahren haben wir uns weiterentwickelt und ein Sportmarketing-Team gegründet. In diesem Team bin ich vor allem für die Sozialen Medien verantwortlich, und ich bin der Ansprechpartner für die Pressevertreter und Sponsoren. Dabei habe ich mich in die Sportfotografie eingearbeitet, ich wollte bei meinen Posts nicht mehr abhängig von Dritten sein (lacht).

 

Was fasziniert dich persönlich am meisten an der Sportart? 

Ich glaube, ich finde es eher faszinierend, dass ich Rollstuhlbasketball gar nicht als Randsportart sehe, wie es viele betitelt.

 

Sondern?

Ich „sehe“ den Rollstuhl gar nicht als solchen, sondern er gehört eben dazu, genauso wie der Basketball selbst. Die Jungs und Mädels sind erstklassige Sportler, mit welcher Leichtigkeit, aber gleichzeitig auch mit wie viel Power sie übers Feld fegen, ist einfach beeindruckend.

 

Du bist schon länger auch mit einer Kamera bewaffnet, um die Partie der Bulls zu begleiten. Was war für dich der emotionalste Augenblick mit der Mannschaft? 

In erster Linie würde ich die Champions League 2019 in Polen nennen. Das Team hatte in der Saison emotional viel durchgemacht. Die schwere Erkrankung von Matt Scott hat das Team echt getroffen, und dass er dann fünf Monate später mit zum Champions-League-Titel beigetragen hat, war natürlich ganz besonders.

 

Neben der Fotografie kümmerst du dich mit um die Pressearbeit, das Marketing und bist nah am Team. Kannst du uns abholen und berichten, wie so ein „Bulls-Tag“ oder dein Aufgabengebiet generell aussieht und was dir daran besonders gut gefällt? 

Einen speziellen „Bulls-Tag“ gibt es – außer zu den Spieltagen – gar nicht. Meine Hauptaufgabe liegt im Bereich der Verwaltung des Reha-Sport-Bildung e.V.  Abrechnungen machen, Lizenzierungen vorbereiten, Kontakt zu den Verbänden pflegen und mich um unsere Außenstellen kümmern. Das steht auf meiner Tagesordnung.

 

Was noch?

Nun, parallel versuche ich immer unseren Redaktionsplan, den wir als Sportmarketing-Team wöchentlich erstellen, umzusetzen. Das kann manchmal also ein ganz schön „chaotischer“ Tag werden (lacht).  Aber genau diese Abwechslung macht es so besonders. Und dadurch, dass ich jeden Tag im Fit-In bin, sehe ich die Jungs und Mädels täglich, helfe überall wo der Schuh drückt und kann auch außerhalb des Rollstuhlbasketballs ein paar Worte mit ihnen wechseln.

 

Du bist selbst sehr sportlich, wuchtest und stemmst hier und da ordentlich Gewichte im Fitnessstudio. Was machst du, wenn du nicht im Fit-In oder bei den Bulls bist? 

In meiner Freizeit gehe ich meiner Leidenschaft nach. Ich selbst trainiere 6- bis 8-mal pro Woche, vorwiegend bei Crossfit Erfurt. Generell bin ich gern aktiv und in der Natur unterwegs.

 


Sportlich & kraftvoll: Franziska “Franzi” Möller beim Gewichtheben.


 

Lass uns einen Schwenk machen: Wenn ich dich auf eine Bühne stelle und du dich dem Publikum in zwei, drei Sätze als Mensch beschreiben müsstest, so dass die Zuschauer ein möglichst genaues und echtes Bild von dir bekommen, was würdest du sagen. 

Puh, als allererstes würde hier meine erste Schwäche sichtbar werden – ich stehe so ungern im Mittelpunkt …

 

Das heißt?

Dass ich immer Anlaufschwierigkeiten mit Menschen habe, glaube ich. Aber ich denke meine Freunde würden sagen, dass ich immer ihr Wohl vor das meine stelle. Dass ich immer am planen und organisieren bin, viel unterwegs bin, die Welt erkunden und einfach das Leben genießen will. Ich investiere viel Zeit in meinen Sport, in meine Freunde und Familie.

 

Ich möchte dich bitte, zu den folgenden Schlagwörtern je einen Satz zu formulieren, der dir sofort in den Kopf geschossen kommt: 

 

Fit-In.

Einfach mein zweites Zuhause.

 

Lutz Leßmann. 

Mit Lutz Leßmann verbinde ich nicht nur Rollstuhlbasketball, sondern auch Susi Leßmann, die mir beide in den letzten Jahren viel Vertrauen und Wertschätzung geschenkt haben.

 

Mein Lebensziel …

… ist irgendwann auch privat anzukommen, keinen Augenblick zu bereuen und immer die Work-Life-Balance im Einklang zu halten.

 

Fotografie. 

Klar sind Erinnerungen im Herzen abgespeichert, aber ich habe sie auch einfach unglaublich gern als Foto vor mir.

 

Lieblingslocation.

Meine Heimatstadt Erfurt.

 

Der schönste Augenblick in meinem Leben bis dato.  

Einen schönsten Augenblick habe ich nicht, ich blicke auf viele wunderbare Momente zurück, wie meine ganzen Reisen in die „untypischen“ Urlaubsländer wie Kuba, Georgien, Armenien, Slowenien, Sri Lanka. Aber auch die Wanderung zur Zugspitze oder einfach die unbekümmerte Zeit mit dem Zelt an der Talsperre unter dem Sternenhimmel zählen dazu.

 

Zum Abschluss wäre mein Wunsch, dass du den folgenden Satz vervollständigst: Die RSB Thuringia Bulls sind …

… einfach eine große herzliche Familie.

 

Danke für den Plausch und die Einblicke, Franzi.

 

Interview: Martin Schenk | Fotos: privat

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