Nach etlichen Jahren in der 1. Liga hat sich André Hopp zur aktuellen Spielzeit – zusammen mit seiner “besseren Hälfte” Svenja Mayer – den Bayreuther Rollstuhlbasketballern als Spielertrainer angeschlossen. Im Gespräch plaudert der Ex-Wiesbadener über die sportliche Entwicklung des Klubs in der RBBL2, seine Zeit als Co-Trainer der Damen-Nationalmannschaft unter und mit Dennis Nohl sowie das gute bayerische Essen und Bier in der neuen Heimat.
André, die ersten vier Spiele liegen hinter dir und deiner Bayreuther Mannschaft. Zwei Siegen gegen Tübingen und Tirol stehen zwei Niederlagen gegen Ulm und München gegenüber. Wie fällt dein Fazit nach den ersten Wochen aus?
Wir haben eine super Mannschaft mit viel Potenzial. Sprich: junge Spieler und Spielerinnen, die sehr motiviert sind und sich von Spiel zu Spiel weiter entwickeln. Wir haben uns von Spieltag zu Spieltag gesteigert und sind aktuell in der Findungsphase. Im Training können wir uns oft nicht optimal auf einen Spieltag vorbereiten, weil wir selten 5-gegen-5 spielen können. Aber alle Athleten, die im Training sind, geben immer 100%. Svenja und ich wurden super in die Mannschaft und in den Verein integriert.
Was läuft bei euch richtig gut?
Es ist die zweite Saison für die Bayreuther in der RBBL2, alle Spieler sind hochmotiviert und wollen in dieser Spielzeit alles geben und sich weiterentwickeln. Die Stimmung ist top. Wir verstehen uns alle auf und neben dem Court sehr gut. Die Teamchemie ist wirklich super. Wie bereits erwähnt: Wir steigern uns und finden als Mannschaft zusammen.
Woran wollt ihr noch intensiver arbeiten in den nächsten Monaten?
Wir wollen definitiv intensiver am Rollstuhlhandling und Rollstuhlkontakt arbeiten.
Was noch?
Nun, die Defense wird darüber entscheiden, welche Mannschaften wir in der Rückrunde schlagen können, deswegen legen wir darauf unsere Priorität. Da wir einige Abgänge und einige Neuzugänge haben, werden wir auch an unserem Teamplay und dem Verständnis füreinander arbeiten.
Im Rhinos-Dress: André Hopp und Arinn Young – Foto: Max Priess
Nachdem du jahrelang in der 1. Liga gespielt hast, gehst du eine Etage tiefer auf Korbjagd. Kannst du den Leistungs- bzw. Klassenunterschied ein bisschen versuchen zu beschreiben?
Ich kann es gerne versuchen.
Na dann los.
Leider sind nicht so viele Mannschaft in der zweiten Liga vertreten, wie es die Jahre zuvor der Fall war, sowohl im Norden wie auch im Süden. Meiner Meinung nach muss man in der zweiten Bundesliga, soweit realisierbar, ungeschlagener Aufsteiger sein, um in der 1. Liga eine realistische Chance zu haben. Ich habe einige Aufsteiger in den letzten Jahren miterlebt, die sich in der 1. Liga etabliert haben – aber eben auch Mannschaften, für die es zu früh war, den Schritt in die RBBL1 zu gehen.
Und der Unterschied in puncto sportlichem Niveau?
Ich würde aktuell sagen, dass der Leistungsunterschied immens ist.
Woran machst du das fest?
Allein die Dynamik und die Schnelligkeit ist in den unteren Ligen nicht ansatzweise mit der höchsten deutschen Spielklasse zu vergleichen. In der zweiten Liga haben wir auch nicht die Profis, wie in der ersten Liga. Spieler und Spielerinnen, die sich nur auf den Sport fokussieren können und bezahlt werden. Es ist in der zweiten Liga eine Art „Hobby-Leistungssport”. Das ist in keinster Weise böse oder abwertend gemeint. Alleine was diesen Faktor betrifft, ist die RBBL1 viel leistungsorientierter als die RBBL2.
Und das liebe Geld?
Ganz klar. Neben dem Leistungsunterschied ist auch das Budget ein wichtiger und entscheidender Faktor in Sachen Aufstieg und Neuverpflichtungen. Ein entsprechendes Budget schafft Freiräume und eine finanzielle Entlastung der Spieler, wie z. B. durch die Übernahme von Fahrtkosten.
Themenwechsel. Was hast du eigentlich aus deiner Zeit mit Dennis Nohl in der Damen-Natio mitgenommen? Was waren für dich die größten Learnings als Trainer und Mensch?
Ich habe in der Zeit mit der Damen-Nationalmannschaft einiges mitnehmen können. Vor allem sehr viel Spaß. Es war für mich immer ein Traum, einmal an den Paralympics teilzunehmen. Dieser Traum wurde mir dann in meiner Funktion als Co-Trainer erfüllt. Mit Dennis hatte ich jemanden an meiner Seite, den ich als Mensch und Spieler schon sehr lange kenne. Ich schätze ihn auch sehr.
Und die Ladies?
Ich kannte zwar alle “Mädels” aus der Nationalmannschaft, aber sich zusammen auf das größte Event eines Sportlers und Trainers vorzubereiten, ist nochmal etwas ganz anderes. Egal, welchen Input man ihnen an die Hand gegeben hat, sie haben es sofort umgesetzt. Sie waren alle offen für Neues und auch für anderen Input. Wenn man sich überlegt, dass wir nur 3,5 Monate Zeit hatten, uns auf das Event, und zwar unter diesen Bedingungen vorzubereiten, war es war einfach nur grandios, diese Mannschaft gecoacht zu haben. Alle haben mich direkt als Co-Trainer geschätzt und respektvoll behandelt.
Von der Natio in die Rollstuhlbasketball-Beletage: Was sagst du zur RBBL1? Insbesondere zum Leistungsniveau und der Performance deines alten Klubs, den Rhinos?
Ich verfolge weiterhin die 1. RBBL. Einige Mannschaften haben gut aufgerüstet, und ich denke, dass es um die Meisterschaft spannender werden kann, als manch einer denkt. Zu allen Spielern und Spielerinnen habe ich nach wie vor einen guten Kontakt. Svenja und ich habe auch das erste Saisonspiel der Rhinos in Thüringen live angeschaut. Wir waren auch mal wieder in Wiesbaden und haben gemeinsam trainiert. Wenn es die Zeit ermöglicht, verbringen wir immer noch gerne Zeit in Wiesbaden.
Und der neue Coach?
Lucas macht einen guten Job. Ich denke, es dauert eine Weile, bis seine Handschrift in der Mannschaft ankommt und erkennbar ist. Sie spielen manchmal noch unter ihren Möglichkeiten, aber ich denke am Ende der Saison stehen sie definitiv auf einem Play-off-Platz.
André Hopp im Dress der Rhine River Rhinos im Match gegen Wetzlar – Foto: Max Priess
Du bist nun Spielertrainer. Hand aufs Herz: Was musst du an dir verbessern, dass dir der Spagat zwischen Spieler auf dem Platz und Dirigent an der Seitenlinie noch besser gelingt?
Ich bin ja nicht das erste Mal Spielertrainer. Es ist wirklich ein harter Job, egal ob RBBL1 oder RBBL2. Der ein oder andere kennt mich als Spieler mit vielen Emotionen. Als Trainer bin ich genauso. Es ist schwierig, Details zu nennen, was ich genau verbessern kann bzw. muss. Die Erfahrung und die Zeit werden mich als Spielertrainer verbessern.
Wie sieht es bei Svenja, dir und eurem Vierbeiner privat aus? Was macht der Hausbau und die Eingewöhnung in Amberg? Hol doch mal aus.
Uns geht es sehr gut. Das Haus steht, das Dach ist drauf, die Fenster sind drinnen und die Rohinstallation, wie Sanitär, Elektro, Heizung etc. sind auch fertiggestellt. Svenjas Familie und ich haben sehr viel am Bau selbst gemacht. Es macht einfach riesig Spaß. Egal ob vor oder nach der Arbeit, ich bin fast immer am Bau und erledige Kleinigkeiten. Unser Hund Barney ist sehr froh, dass er sein Rudel endlich wieder unter einem Dach hat. Wir verbringen sehr viel Zeit mit Spaziergängen und haben auch einfach mal genügend Zeit uns mit Freunden zu treffen. Wir sind voll und ganz in Amberg angekommen. Es war und ist die richtige Entscheidung. Für mich gab es am Anfang noch eine kleine Sprachbarriere (lacht). Aber es wird von Tag zu Tag besser.
In Bayreuth habt ihr mit Sebastian Gillsch, der auch bayerischer Landestrainer ist, einen sehr aktiven Macher in euren Reihen. Wie nimmst du seinen, Gesches, als auch den Einsatz aller anderen Ehrenamtler, abseits des Platzes wahr?
Basti und Gesche sind sehr engagiert für den Rollstuhlbasketball. Basti lebt und liebt einfach diesen Job. Das merkt man auch an seinem Engagement für den Verein und die Weiterentwicklung des Sports als solchen. Mit Gesche hat er die beste Partie an seiner Seite. Basti ist jemand der gerne immer alles aus allem rausholen möchte. Er opfert seine Freizeit für den Verein und für den Sport. Solche Menschen sind für den Rollstuhlbasketball extrem wertvoll und nicht mehr wegzudenken.
Zum Abschluss: Welch drei Dinge verbindest du – aus der Pistole geschossen – mit deiner neuen Heimat in der Oberpfalz?
Auf drei Dinge zu beschränken ist sportlich.
Probier’s.
Als Erstes würde ich sagen: “Entschleunigt”. Mit knapp 55.000 Einwohner ist Amberg eher eine Kleinstadt und somit kleiner als Wiesbaden oder Heidelberg. Einen Stau in der Innenstadt habe ich noch nicht erlebt (grinst).
Punkt zwei?
Eine gute Auswahl an Bier. Mag zwar nicht sportlich-professionell klingen, aber für ein Feierabendbier ist hier jeder zu haben.
Und zu guter Letzt …
… liebe ich das gute bayerische Essen.
Na dann, guten Appetit und Danke für das Interview, mein Bester.
Interview: Martin Schenk | Header-Foto: Uli Gasper