Bewegung bedeutet Autonomie. Für Menschen, die durch eine Rückenmarkverletzung auf einen Rollstuhl angewiesen sind, scheint ein selbstbestimmtes Leben zunächst weit entfernt. Mit dieser Lebensperspektive umzugehen, ist für Betroffene selten einfach. Ein Weg, sich der Behinderung innerlich anzunehmen, ist der Sport. Nicht zuletzt aus diesem Grund findet bereits zum 28. Mal in Folge das traditionelle Rollstuhlbasketballturnier am Gemeinschaftskrankenhaus in Herdecke statt – bei dem es sowohl auf dem Spielfeld als auch am Spielfeldrand zu anregenden Begegnungen kommt.
Die Abteilung für Rückenmarkverletzte ist am Gemeinschaftskrankenhaus mittlerweile ein alteingesessenes Institut. Dort werden seit 1987 Patienten mit Querschnittläsionen behandelt. Schädigungen des Rückenmarks können ganz unterschiedliche Ursachen haben: Unfälle, die zu Wirbelbrüchen führen, degenerative Erkrankungen, Tumore, die auf das Rückenmark drücken, Entzündungen, Gefäßerkrankungen oder angeborene Leiden. Ungeachtet der Ursachen ist die Auswirkung auf Betroffene dieselbe: körperliche und dadurch auch mobile, soziale und emotionale Beeinträchtigung.
Integration und Austausch
„Das Rollstuhlbasketballturnier ist als gesellschaftliches Event Teil unserer therapeutischen Maßnahmen“, erklärt Annette Grave, die als Physiotherapeutin und Trainerin am GKH wirkt. Rund 100 Sportlerinnen und Sportler sowie zahlreiche Besucher lockt das Turnier jedes Jahr nach Herdecke. „Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht zwar der Basketball“, sagt Grave, „aber wenigstens genauso wichtig ist der Austausch zwischen Betroffenen und deren Familien und Freunden am Spielfeldrand.
„Der Umgang mit schwerwiegenden Beeinträchtigungen kann nur mithilfe eines funktionierenden sozialen Netzes gelingen“, erklärt Annette Grave. Noch wichtiger ist zudem der Austausch mit anderen Betroffenen, denn nur diese können die eigenen Ängste, Probleme und Nöte in Gänze nachvollziehen. Kontakte knüpfen, merken, dass man nicht alleine ist, Spaß haben – darum geht es jedes Jahr beim Rollstuhlbasketballturnier.
Teamsport als wichtiger Therapiebaustein
Das übergeordnete Ziel der ganzheitlich medizinischen Bemühungen am GKH besteht in der gesellschaftlichen und sozialen Integration der Betroffenen. „Die eigene, zumeist bleibende Behinderung zu akzeptieren, ist ein schwieriger Schritt“, weiß Grave. „Es geht darum, eine eigene Zukunftsperspektive mit einer möglichst hohen Lebensqualität zu entwickeln und das eigene Leben wieder weitmöglichst selbst zu gestalten“, so Grave. Das funktioniert allerdings nur durch eine größtmögliche körperliche, seelisch-geistige und soziale Autonomie.
Teamsport und die sozialen Kontakte, die damit verbunden sind, können dafür einen wichtigen Baustein bilden. Das ist jedenfalls die Hoffnung, die die Veranstalter auch dieses Jahr wieder mit dem nächsten Rollstuhlbasketballturnier in Herdecke verbinden. Die Veranstaltung findet am Donnerstag, 11. Oktober 2018, ab 14 Uhr, in der Therapiehalle, Gerhard-Kienle-Weg 4, 58313 Herdecke statt. Alle Interessierte sind herzlich eingeladen.
Weitere Informationen zum Angebot des GKH finden Sie unter: https://www.gemeinschaftskrankenhaus.de
PM & Foto: Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke