Hannover United biegt in eine wichtige Phase der Saison in der 1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga ein. Kapitän Jan Sadler spricht im Interview über die Enttäuschung nach der 9-Punkte-Niederlage in Elxleben, Vor- und Nachteile einer kurzen Bank und Foto-Grüßen nach den Spielen.
Harte und richtungsweisende Wochen sind das derzeit für Hannover United in der 1. Rollstuhlbasketball-
Nach einer Siegesserie von sieben Spielen nun zwei Niederlagen gegen die Topteams der Liga. Ist die Ernüchterung groß oder ist die knappe Niederlage gegen Thüringen eine Bestätigung der eigenen Qualität?
“Es ist ein 50-50 Ding. Natürlich freuen wir uns darüber, dass wir das Spiel gegen die beste Mannschaft Deutschlands so lange ausgeglichen gestaltet haben. Aber je länger das Spiel her ist, desto größer ist die Enttäuschung. Wir haben gegen den RSB mit neun Punkten verloren und das erste und letzte Viertel gewonnen. Mit ein wenig mehr Cleverness und Abgeklärtheit hätten wir das Spiel auch für uns entscheiden können. Gegen Rekordmeister Lahn-Dill haben wir in den vergangenen Jahren vor allem zu Hause immer besser mitgehalten. Wir haben das Potenzial für die Top drei, dafür müssen wir weiter an uns arbeiten und in den entscheidenden Phasen der Spiele die wichtigen Körbe erzielen.”
Hannover United spielt durch das Fehlen von Mariska Beijer und Christoph Lübrecht seit Saisonbeginn mit acht Akteuren durch. Ist der kleine Kader ein Nachteil gegenüber der langen Bank von Lahn-Dill mit zwölf Spielerinnen und Spielern?
“Im Kern sind wir deutlich besser eingespielt als andere Teams der Liga. Wir kommen damit sehr gut klar im Moment und wissen diesen Vorteil zu nutzen. Doch an langen Wochenenden mit zwei Begegnungen innerhalb von 24 Stunden plus Fahrt macht es sich bemerkbar, wie sehr Mariska und Christoph uns fehlen. Mariska ist eine der besten Verteidigerinnen der Liga, wenn nicht die Beste. Mit ihr fehlt uns aufgrund ihrer Athletik und Erfahrung eine Menge Qualität in der Defensive. Christoph und Mariska sind aber vor allem für unsere Mentalität sehr wichtig. Sie sind die Ersten, die jemanden aufbauen, wenn etwas nicht funktioniert und darauf müssen wir zur Zeit verzichten. Das schmerzt.“
Ich vermisse es sehr, beim Warmmachen auf die Tribüne zu schauen und die bekannten Gesichter zu sehen
Jan Sadler, Kapitän von Rollstuhlbasketball-
Nun steht ein langes Wochenende mit den Partien gegen den RSV Lahn-Dill zu Hause und bei den ING Skywheelers Frankfurt auf dem Plan. Wie ist der Fokus auf diese Spiele?
“Heute schaue ich ehrlich gesagt auf keines der beiden Spiele. Ich konzentriere mich auf den kommenden Tag und hoffe sehr, dass wir weiterhin spielen können. Beide Begegnungen sind enorm wichtig für uns. Wir haben die Möglichkeit, den Rekordmeister zu Hause zu schlagen und dafür werden wir alles tun. Wir schaffen es immer häufiger gegen die Top-Teams RSV Lahn-Dill und wie am vergangenen Wochenende gegen die RSB Thuringia Bulls, ein oder zwei Viertel für uns zu entscheiden. Packen wir uns ein drittes, wird es auch für die beiden noch Unerreichten sehr eng. Frankfurt spielt im Moment sehr stark. Wir kennen die Qualität der Mannschaft aus dem Hinspiel. Wenn wir am Ende in den Playoffs mitspielen möchten, müssen wir aus Frankfurt die Punkte mit zurück nach Hannover nehmen.”
Bis auf den Auftakt gegen die Baskets Rahden hat Hannover United seine Heimpartien bisher gewonnen. Wie sehr fehlt die Fans bei den Spielen?
“Ich vermisse es sehr, beim Warmmachen auf die Tribüne zu schauen und die bekannten Gesichter zu sehen, die seit 10 Jahren bei jedem Heimspiel dort sitzen. Auch für die Auswärtsspiele wie beispielsweise in Wetzlar ist es schade, dass wir derzeit vor leeren Rängen spielen und nicht 1.000 und mehr tolle Rollstuhlbasketball-Fans einen riesigen Lärm veranstalten. Auf der anderen Seite erhalten wir sehr viel Zuspruch über unsere Social-Media-Kanäle. Ich bekomme nach jedem Spiel von meiner Schwester ein Bild meiner kleinen Nichte, wie sie vor dem Fernseher steht und mein Spiel verfolgt hat. Ebenso erhalten wir Nachrichten von Freunden und alten Bekannten, die uns zeigen wie sie die Spiele verfolgen, dadurch wissen wir, dass wir in solchen tristen Zeiten der Pandemie den Menschen auch helfen, aus dem einfarbigen Alltag zu entfliehen. Zumindest für 60 Minuten am Tag. In diesen Momenten wird einem bewusst, dass es die richtige Entscheidung war, jeden Tag weiterzumachen.”
PM: Hannover United | Foto: Lobback