Im Spitzenspiel der 1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga hat Hannover United 62:71 bei den RSB Thuringia Bulls verloren. Für die Gastgeber war es der 70. Pflichtspiel-Sieg in Folge. United-Trainer Martin Kluck trauert vergebenen Chancen hinterher und lobt Leistung von Oliver Jantz.
Der Knacks kommt nach dem Seitenwechsel. 20 Minuten lang hat Hannover United zuvor den RSB Thuringia Bulls im Spitzenspiel der 1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga (RBBL1) einen harten Kampf geliefert. 34:38 heißt es aus Sicht der Hannoveraner zur Pause. Kein großer Abstand – erst recht nicht gegen das Thüringer Topp-Team. Doch nach dem Wiederbeginn bekommt Hannover 30 Sekunden lang Trouble mit dem Ball unterm RSB-Korb. Nach einem gut rausgespielten Angriff wirft Matthias Güntner und verpasst knapp. Er erkämpft er sich den Rebound und wirft erneut. Wieder keine Punkte. Dann schnappt sich United-Kapitän Jan Sadler den Ball, passt ihn zu Güntner – doch auch der dritte Wurf des jungen Nationalspielers findet nicht den Weg durch die Reuse. Der nächste Rebound landet bei Top-Scorer Joe Bestwick, doch auch er vergibt doppelt.
In einem normalen Spiel ist das sicher verkraftbar. Gegen die Thuringia Bulls kann so etwas schnell zur Hypothek werden, weil man dem Rückstand länger hinterher rollt und der Aufwand größer ist, dem Gegner großen Druck zu machen. Nach zwei weiteren missglückten Angriffen auf beiden Seiten ist es Ian Pierson, der nach zwei Punktlos-Minuten die Gastgeber mit 40:34 in Front bringt. Hannover bleibt dem Favoriten hart auf den Fersen, kommt aber nicht mehr richtig ran. Am Ende des dritten Abschnitts ist der Rückstand auf zehn Punkte angewachsen. Zehn Spielminuten später geht Hannover United mit 62:71 aus der Partie. “Wenn du mit neun Punkten gegen eine der besten Mannschaften Europas verlierst, dann tut das ein wenig weh. Wir müssen die einfachen Punkte finden und verwerten, dann verläuft das Spiel in eine andere Richtung”, sagt Trainer Martin Kluck.
Wie schon gegen den RSV Lahn-Dill ist die Chancenverwertung das größte Problem. Zwar haben die Hannoveraner sich deutlich mehr Chancen herausgespielt als die Gastgeber, die Chancenverwertung lag aber bei nur 41 Prozent. Auf der Gegenseite steht eine höhere Frequenz: Die Thuringia Bulls warfen 50-mal in der Zone auf den Korb. 27 Versuche fanden den Weg durchs Netz. Bei den Füchsen fielen 26 Würfe in den Korb, die Ausbeute mit 62 Versuchen aus der Zone ist aber zu gering. “Es war deutlich mehr drin für uns. Wenn wir unsere Chancen nutzen, dann kommen wir erst gar nicht in den Rückstand”, sagt Nationalspieler Jan Haller.
Im letzten Viertel knüpft Hannover an die gute erste Halbzeit an. Vor allem einer spielt spielt groß auf. Oliver Jantz erzielt 10 von 18 Punkten und ist mit 12 Zählern hinter Joe Bestwick (28) zweitbester United-Schütze an diesem Abend. Coach Kluck freut sich besonders für Jantz: “Olli teilt sich mit Haller eine Position, dadurch hat er es nicht immer leicht. Doch deshalb freut es mich umso mehr, dass er heute das aufrufen konnte, was er mir im Training immer zeigt. Er hat uns mit seinen 12 Punkten in der zweiten Halbzeit im Spiel gehalten.” Am Ende steht der 70. Pflichtspiel-Sieg in Folge für die Thuringia-Bulls. So nah wie Hannover ist zuletzt keine Mannschaft dran gewesen, die Super-Serie zu brechen. Ein kleiner Trost für einen großen Kampf.
Für Hannover United heißt es nun, die Leistung aufzuarbeiten und sich für eine anstrengende Woche zu regenerieren. Denn das kommende Wochenende hat es in sich. Am Sonnabend begrüßt Hannover United den RSV Lahn-Dill (18 Uhr) in der United-Arena. Am Sonntag geht es für die Mannschaft um Jan Haller zum Auswärtsspiel zu den ING Skywheelers Frankfurt (15 Uhr).
RSB Thuringia Bulls: Aliaksandr Halouski (35 Punkte), Vahid Gholamazad (12), Ian Pierson (11), Andre Bienek (8), Jitske Visser (4), Karlis Podnieks (1), Jens Albrecht, Hubert Hager, Marie Kier, Helen Freeman.
Hannover United: Joe Bestwick (28 Punkte), Oliver Jantz (12), Jan Sadler (10), Jan Haller (6), Matthias Güntner (4), Alexander Budde (2), Vanessa Erskine, Tobias Hell.
PM: Hannover United | Foto: Weicht