Das Team habe sich zum Teil überfahren lassen, sagte der United-Trainer. Er lobte aber auch den Willen seiner Spieler, sich trotz des zweistelligen Rückstands zweimal zurückzukämpfen. Am Samstag kommt es um 18 Uhr in der United Arena zum Playoff-Showdown mit Münsterland.
Wie sich die Zeiten ändern. Vor zwei, drei Saisons hätte Martin Kluck sich über eine Niederlage mit 13 Punkten bei den Thuringia Bulls vielleicht noch gefreut. Nach dem 70:83 in Elxleben am Samstagabend war der Coach von Hannover United etwas zerknirscht, auch wenn sein Team nicht in der Favoritenrolle gesteckt hat und ein Sieg eine Überraschung gewesen wäre. Kluck hatte vor allem nicht gefallen, wie seine Spielerinnen und Spieler in der Verteidigung agierten. “Die Bulls sind das offensivstärkste Team der Liga, keine Frage. Aber 83 Punkte zuzulassen, das ist zu viel”, sagte Kluck nach dem Spiel am Mikrofon.
United-Coach Kluck war auch deshalb so unzufrieden, weil Hannover es den Gastgeber zu oft zu einfach gemacht hat. Er haderte mit dem Umschalten in der Verteidigung. “Die Bulls haben 40 Punkte in der Zone gemacht. Davon sind gefühlt – das muss ich nochmal analysieren – 30 aus den ersten acht Sekunden der Possession”, so Kluck. “Auch wenn die Bulls hier eine sehr hohe Geschwindigkeit an den Tag legen, dürfen wir uns nicht so überfahren lassen”, sagte Hannovers Coach.
Ein schlechtes Spiel war es von Hannover United trotz der Kritik des Trainers nicht. 70 Punkte bei den Bulls zu erzielen, ist in den vergangenen Jahren nur sehr wenig Mannschaften geglückt. “Ich bin stolz darauf, wie wir zweimal aus minus zehn Punkten zurückgekommen sind”, sagte Kluck. “Leider ist es uns ein drittes Mal nicht mehr gelungen.” Dabei hätte United den Vizemeister im dritten Viertel beinahe geknackt. Dreieinhalb Minuten vor der Sirene stellte Alexander Budde erstmals auf Führung für die Gäste (52:51) – nach einem Zwölf-Punkte-Rückstand zu Viertelbeginn.
United im Aufwind, die Thuringia Bulls angeknockt. Kapitän Aliaksandr Halouski hatte sich ein technisches Foul eingefangen und war kaum zu beruhigen. Der Top-Scorer hatte sich beim Schiedsrichtergespannt zu emotional beschwert und drohte nun ein zweites Technisches zu kassieren. Auf der Bank saß Center-Hüne Vahid Gholamazad mit vier persönlichen Fouls ebenfalls vor dem Ausschluss. Bulls-Coach Alexander Engel reagiert dennoch, nahm unter anderem Halouski vom Feld und brachte Gholamazad für seinen Kapitän. Kurz darauf hatten die Bulls das Heft wieder in der Hand – und gaben es bis zum Ende nicht mehr her.
Die Niederlage vom 16. Spieltag ist ein kleiner Dämpfer für Hannover United so kurz vor dem Ende der Hauptrunde in der 1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga – und der Qualifikation zu den Playoffs. Nun ist es wieder eng zwischen Platz 3 und 5. Die Verfolger Rhine River Rhinos Wiesbaden und der BBC Münsterland gewannen ihre Partien und schlossen mit je 20 Punkten zu United (22 Punkte) auf. Nur zwei Teams aus dem Trio dürfen sich aufs Halbfinale freuen. Am kommenden Wochenende könnte die Entscheidung in der United Arena fallen, wenn United den BBC Münsterland empfängt (Samstag, 18 Uhr). Am letzten Hauptspieltag sind die ING Skywheelers Frankfurt am 18. März (18 Uhr) zu Gast in Hannover.
Thuringia Bulls: Aliaksandr Halouski (20 Punkte), Joakim Linden (18), Vahid Gholamazad (16), Jordi Ruiz Jorda (13), Jens Albrecht (8), Hubert Hager (4), Karlis Podnieks, Arie Twigt (je 2), Marie Kier, Dylan Fischbach.
Hannover United: Jan Sadler, Shaun Norris (je 17 Punkte), Jan Gans (14), Alexander Budde (12), Jan Haller (8), Mariska Beijer (2), Vanessa Erskine, Oliver Jantz, Tobias Hell, Tom McHugh.
PM: Hannover United | Foto: Maike Lobback