Im Halbfinale gegen Hyeres und im Endspiel gegen Brinatea84 Cantù macht es United auf Sardinien ganz eng. Am Ende entscheiden zweimal Zentimeter. Dann gibt es kein Halten mehr: Nach dem EuroCup3 in Yalova vor einem Jahr gewinnt Hannover United in Sassari nun auch den EuroCup2.
Adolfo Berdun war am Boden zerstört. Der Drei-Punkte-Versuch des gefürchteten Distanzschützen von Briantea84 Cantù, vier hatte er in diesem Spiel schon verwandelt, war gerade auf den Korbring, dann gegen das Brett geprallt und von dort ins Feld gesprungen. Die Uhr tickte herunter: sieben, sechs, fünf Sekunden. United-Kapitän Jan Sadler sammelte den Ball auf, gab ihn an Shaun Norris weiter. Der Australier jagte das Leder übers Feld in die gegnerische Hälfte, wo Jan Gans allein auf weiter Flur auf den Korb der Italiener zufuhr. Der Routinier drehte ab. Die Uhr tickte weiter: zwei, eins. Aus. Hannover United ist Europapokal-Sieger. Genau ein Jahr nach der EuroCup-Titel-Premiere in Yalova feiert das Team auf Sardinien mit einem 51:49 über den italienischen Meister den größten Erfolg der Vereinsgeschichte.
Spieler, Trainer und Staff lagen sich nach der Sirene in den Armen. Alexander Budde schnappte sich Jan Gans. Tom McHugh und Vanessa Erskine stürzten sich auf Kapitän Sadler. Teammanager Udo Schulz schenkte Coach Martin Kluck eine dicke Umarmung. “Ich bin uuuunglaublich stolz auf das Team. Das Turnier war eines der härtesten, was ich je mitgemacht habe”, sagte Coach Kluck mit rauer Stimme. Sein Mannschaftskapitän sagte: “Das ist alles sehr unreell gerade, weil wir wussten, dass Cantù das bessere Team ist. Es wird sich erst in den nächsten Stunden zeigen, was wir hier heute geleistet haben.” Spielmacher Jan Haller war nach dem Sieg “unglaublich müde”, wie er sagte. “Es ist nicht selbstverständlich, hier in drei Tagen fünf Spiele so zu spielen, wie wir es gemacht haben”, so Haller.
Leichtes Spiel hatte Hannover United nicht. 2:50 Minuten vor Schluss erzielte der US-amerikanische Superstar Steve Serio den Ausgleich für Cantù. Da drohte das Spiel zu kippen. Mit einem Dreier versuchte Serio wenig später, die Wende. Doch die Punkte fielen nicht. Glück für United. Hannover hätte nur wenig Zeit und eine Menge Druck gehabt. Doch EuroCup3-Sieger aus dem Vorjahr widerstand. Topscorer Alexander Budde legte kurz darauf wieder vor. Darauf hatte der italienische Meister keine Antwort mehr. “Wir sind inzwischen darauf vorbereitet, dass solche Teams solche Runs haben werden, wie Cantù in der zweiten Halbzeit”, sagte Kapitän Sadler. “In den vergangenen Jahren haben wir solche Spiele noch verloren.”
Überhaupt machte es United in diesen Tagen in Sassari eng. Zunächst verlor United das erste Gruppenspiel gegen Cantù deutlich (52:64). Mit Siegen gegen Les Aigles Du Velay (65:57) und Hornet Le Cannet (58:54) aus Frankreich machte das Team das Halbfinale klar. Gegen Hyeres Handi Basket dann der erste Krimi: Eine Sekunde vor Schluss bekamen die Franzosen Einwurf an der Seitenlinie. Sie suchten ihren Besten, Nicolas Jouanserre, doch dessen Wurf fand nicht das Ziel. “Es war ein unglaublich hohes Level, wir hatten viele sehr starke Teams vor der Brust. Wir haben mit einer Niederlage und vier Siegen gerade so eine positive Korbbilanz”, sagte Trainer Kluck. “Dann das Ding zu gewinnen ist einfach der Wahnsinn.”
Endspiel
MIA Briantea84 Cantù – Hannover United 49:51
Briantea84: Adolfo Berdun (18 Punkte/4 Dreier), Filippo Carossini (16), Steve Serio (10), Simone De Maggi (5), Anne Patzwald, Francesco Santorelli, Maximiliano Ruggeri, Jacopo Geninazzi, Nicolo Tomaselli, Karim Makram, Alessandro Sbuelz, Sophie Carrigill.
Hannover United: Alexander Budde (23 Punkte), Shaun Norris (10), Jan Sadler (7/1 Dreier), Tom McHugh (7), Jan Gans (4), Vanessa Erskine, Tobias Hell, Oliver Jantz, Jan Haller, Sören Seebold.
Halbfinale
Hannover United – Hyeres Handi Basket (FRA) 65:64
Spiel 3
Hannover United – Hornet Le Cannet (FRA) 58:54
Spiel 2
Les Aigles Du Velay (FRA) – Hannover United 57:65
Spiel 1
Hannover United – MIA Briantea84 Cantù 52:64
PM: Hannover United | Foto: Bennet Binder